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originell, so edel, so kraftvoll, die Details, welche trotz ihrer großen Menge der Klarheit und Einigkeit des Ganzen durchaus nicht scha den, so interessant. Die Form ist so vollendet, so reif, so stilvoll - in dem Sinne nämlich, daß sich Absicht und Ausführung überall decken." Seitdem ist der große Erfolg diesem an das Erbe Schumanns und Liszts anknüpfenden wie auch Elemente der russischen Volksmusik auf greifenden und doch ganz persönlich gepräg ten Werk stets treu geblieben. Eingängige, sinnenfreudige Melodik und originelle Rhyth mik, aufrüttelndes, lebensbejahendes Pathos und musikantischer Schwung, stilistische Ele- cuini und virtuose Brillanz sind die Eigenschaf- die es zu einem Lieblingsstück sowohl des ^blikums als auch der Pianisten aller Länder werden ließen. Mit einer außerordentlich schwungvollen, selb ständigen Einleitung beginnt das Werk, das von Hörnerfanfaren eröffnet wird. Eine durch Violinen und Violoncello vorgetragene, schwel gerische Melodie wird vom Soloinstrument zu nächst mit rauschenden Akkorden begleitet, dann von ihm aufgenommen und ausge schmückt und schließlich nochmals original in den Streichern gebracht. Das Hauptthema des folgenden Allegro con spirito ist einem ukrai nischen Volkslied nachgebildet, das der Kom ponist von blinden Bettelmusikanten auf dem Jahrmarkt in Kamenka bei Kiew gehört hatte. Ihm steht ein innig-gefühlvolles Seitenthema kontrastierend gegenüber. Ein buntes, glanz volles Wechselspiel zwischen Solopart und Or chester mit mehreren virtuosen Höhepunkten kennzeichnet den Verlauf der hauptsächlich von Motiven des zweiten Themas getragenen Durchführung des Satzes. Lyrisch-kantabel ist der Anfangsteil des in Lied form aufgebauten zweiten Satzes: Von Violi- Mn, Bratschen und Celli zart begleitet, bläst Flöte eine sanfte, anmutige Melodie. In Wm lebhafteren, scherzoähnlichen mittleren Teil fand ein modisches französisches Chan son „II faut s'amuser, danser et rire" (Man muß sich freuen, tanzen und lachen) Eingang. Der Schlußteil führt dann wieder in die ver träumt-idyllische Anfangsstimmung zurück. Von sprühendem Temperament, kraftvoll-tän zerischer Rhythmik ist das stark durch ukraini sche Volksmusik inspirierte Finale, ein Rondo, erfüllt. Neben dem feurigen, fröhlichen Haupt thema, dessen Melodie einem ukrainischen Frühlingslied entstammt und das zu wilder Ausgelassenheit gesteigert wird, gewinnt im Verlaufe des Satzes auch das gesangliche, ausdrucksvolle zweite Thema Bedeutung. Ein hymnisch-jubelnder, wirkungsvoller Schluß be endet das Werk. über die Entstehung seiner 1. Sinfonie B-Dur op. 38 berichtet uns Robert Schumann: „Ich schrieb die Sinfonie zu Ende des Winters 1841, wenn ich es sagen darf, in jenem Frühlingsdrang, der den Men schen wohl bis in das höchste Alter hinauf und in jedem Jahr von neuem überfällt. Schildern, malen wollte ich nicht; daß aber eben die Zeit, in der die Sinfonie entstand, auf ihre Gestal tung und daß sie gerade so geworden, wie sie ist, eingewirkt hat, glaube ich wohl." Diese er ste, die „Frühlingssinfonie", entstand also in demselben Sinfoniejahr 1841 wie die Erstfas sung der späteren „Vierten" und die sogenann te Sinfonietta. Nach langen Kämpfen gegen seinen Schwiegervater hatte sich Schumann die Ehe mit Clara Wieck erkämpft, und das Glück ihrer Gemeinsamkeit spiegelte sich in Kompo sitionen dieser Zeit wider. Aus diesem Glück heraus ist der Jubel, ist das Jauchzen dieser vorwärtsdrängenden, strahlenden Sinfonie vor allem auch zu verstehen. Obwohl Schumann nicht schildern, nicht malen wollte, hatte er doch ursprünglich den einzelnen Sätzen Über schriften gegeben, die er dann jedoch fortließ (Frühlingsbeginn — Abend - Frohe Gespie len - Voller Frühling). Der erste Satz besitzt eine langsame Einlei tung (Andante un poco maestoso), die mit einem stolzen Ruf der Hörner und Trompeten sowie dessen Wiederholung im Tuttiorchester eröffnet wird. Huschende, unruhige Floskeln schließen sich an, ehe zart das punktierte Kopfmotiv wieder in den Holzbläsern erklingt. Nach einer ritardierenden Flötenkadenz be ginnen Trioien in den Streichern, das Tempo anzutreiben, über anschwellendem Pauken wirbel jagen diese Figuren dem Allegro mol to vivace zu, dessen Hauptthema zwar genau aus dem anfänglichen Hornruf aufgebaut ist nun aber eine vitale, jubelnde Note erhält. Der rasche Nachsatz führt diese Energien nur noch weiter. In den Holzbläsern wird ein zweites Thema eingeführt, wiegend und schmeichelnd. Aus dem Anfangsthema wird schließlich gegen Ende der Exposition noch ein weiterer Gedanke entwickelt, der in strah lende Höhen führt. Die Durchführung wird wesentlich von dem drängenden Hauptthema bestritten, das in Teilmotivtechnik durch das ganze Orchester wandert und schließlich auf dem Höhepunkt hymnisch gesteigert in der Vergrößerung erscheint. An die Reprise schließt sich noch eine längere Coda an, die den Frühlingsjubel zu neuen Höhen führt. Warmherziger Ausdruck bestimmt den zweiten Satz, ein in Es-Dur stehendes Larghetto. Die tiefempfundene, liedhafte, weit ausgesponne ne Weise wird erst von den Streichern vorge tragen, erscheint dann in den Holzbläsern, später besonders kantabel in den Violoncelli, zart von den übrigen Instrumenten umspielt. Nur kurz kann sich eine Verdüsterung der Stimmung halten. Kurz vorSchluß ertönen feier liche Posaunenklänge, ehe sich nahtlos der dritte Satz (Scherzo. Molto vivace) anschließt. In dessen Grundmotiv erkennen wir die gerade vernommenen Posaunenklänge wieder, nun al lerdings energisch, leidenschaftlich gesteigert. Leichteres Spiel finden wir in dem tänzerisch konzipierten ersten Trio, dem wiederum das Scherzo folgt. Für das zweite Trio ist ein Ton leiteraufstieg bzw. -abstieg von thematischer Wichtigkeit. Nach einer verkürzten Wiederho lung des Scherzos bringt die in D-Dur stehen de Coda noch einmal helle Farben ins Spiel. Der letzte Satz (Allegro animato e graziöse) wird mit einem jubelnd aufsteigenden, ein mal energisch synkopierten Thema eröffnet, das noch von Bedeutung sein wird. Erst ein mal macht sich in rasch dahinhuschenden Fi guren eine unbeschwerte Heiterkeit breit. Be sonders keck beteiligen sich die Holzbläser an der ausgelassenen Stimmung. Dann jedoch taucht immer wieder das Kopfmotiv auf, dun kel zuerst, dann immer klarer und strahlender. In der Durchführung wird es vollkommen be herrschend, beharrend auf den wiedergewon nenen Kräften der frühlingshaften Natur. Eine Flötenkadenz gibt den Weg für die anfängli che Unbeschwertheit frei. In strahlender Le bensfreude endet dieses glückvolle Werk. Prof. Dr. habil. Dieter Härtwig PHILHARMONISCHE NOTIZEN Mit Kreuzkantor Professor Martin Flämig und dem Dresdner Kreuzchor nahmen die Philharmoniker An fang April die Kantate „Vom Himmel hoch" von Felix Mendelssohn Bartholdy und das Oratorio de Noel von Camille Saint-Saens für die Schallplatte auf. Zum 10. Kongreß des Deutschen Roten Kreuzes der DDR gab die Dresdner Philharmonie am 10. April mit Volker Rohde als Gast am Pult und Konzertmeister Ralf-Carsten Brömsel als Solist (1. Violinkonzert von Max Bruch) ein Sonderkonzert im Kongreßsaal des Hygiene-Museums. Zu vier Konzerten reisen die Philharmoniker Anfang Mai nach Wismar und Schwerin. Chefdirigent Jörg- Peter Weigle leitet diese Aufführungen; Solisten sind Annerose Schmidt, Klavier, und Solo-Klarinettist Hans- Detlef Löchner. Am 19. Mai gibt unser Orchester sein Debüt beim Prager Frühling. Jörg-Peter Weigle dirigiert J^krke von Günter Neubert, Beethoven und Schumam^^Wch hier wirkt Annerose Schmidt als Solistin mit. Zw^^ei- tere Konzerte schließen sich in Usti n. L. und Dresdens Partnerstadt Ostrava an. Das Hartwich Quartett gastierte zwischen dem 1. und 21. April mit mehreren Konzerten in der KDVR. Die Musiker stellten Streichquartette von Haydn, Mozart, Schubert, Dvorak, Schostakowitsch und Matthias Klee mann in zwei Programmen vor. Solo-Trompeter Mathias Schmutzler und Uwe Voigt, stellvertretender Solo-Posaunist, wurden für den Instru menta I Wettbewerb im Rahmen des Prager Frühling 1987 nominiert. In zwei Ausstellungskonzerten in Dresdner Galerien und in einem Studiokonzert des Komponistenverbandes im März bzw. April erklangen Kammermusikwerke von den Philharmonikern Rainer Promnitz und Friedhelm Rentzsch, interpretiert ebenfalls von Musikern unseres Orchesters. Der Philharmonische Kinderchor beendete Anfang April die Produktion einer Schallplatte mit dem Titel „Win terland-Wunderland Eine Bildbiographie über Carl Maria von Weber pu blizierte Chefdramaturg Prof. Dr. habil. Dieter Härt wig im Leipziger Verlag VEB Bibliographisches Institut. Für hervorragende Leistungen im sozialistischen Wett bewerb der Künstler und Kulturschaffenden im Jahre 1986 wurde das Kollektiv der Dresdner Philharmonie vom Ministerium für Kultur und dem Zentralvorstand der Gewerkschaft Kunst ausgezeichnet. VORANKÜNDIGUNG: Sonnabend, den 30. Mai 1987, 19.30 Uhr (Freiv^^Wif) Sonntag, den 31. Mai 1987, 19.30 Uhr (FreiverkcRjt) Festsaal des Kulturpalastes Dresden 9. AUSSERORDENTLICHES KONZERT Im Rahmen der Dresdner Musikfestspiele 1987 Dirigent: Miltiades Caridis, Österreich Solisten: Eva-Maria Bundschuh, Berlin, Sopran Daphne Evangelatos, Griechenland, Alt Peter Schreier, Dresden/Berlin, Tenor Siegfried Lorenz, Berlin, Bariton u. a. Philharmonischer Chor Dresden Christoph Willibald Gluck „Iphigenia in Aulis" Programmblätter der Dresdner Philharmonie Redaktion: Dipl.-Phil. Sabine Grosse Chefdirigent: Jörg-Peter Weigle — Spielzeit 1986/87 Druck: GGV, BT Heidenau 111-25-16 3 JtG 009-22-87 EVP -.25 M 8 ' AUSSERORD ENTL,CHES KONZERT 1986/87