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TSUYOSHI TSUTSUMI, der prominente japanische Vio loncellist, Jahrgang 1942, wurde bis 1961 von Prof. Hideo Saito in Tokio und danach bis 1965 von Prof. Janos Starker an der Indiana-Universität (USA) ausge bildet. 1968 wurde er selbst als Professor an die Uni versität von West-Ontario berufen. Er siedelte nach Kanada über und setzte hier seine rege Konzerttätigkeit fort, die er schon Mitte der fünfziger Jahre — als Solist führender japanischer Orchester - aufgenommen hatte. Konzertverpflichtungen führten ihn seitdem nach Nord-, Mittel- und Südamerika, in zahlreiche europäische Mu sikzentren, nach Asien und Australien. 1974 begleitete er das New Japan Philharmonie Orchestra, 1984 das Tokyo Philharmonie Orchestra auf Welt-Tourneen. Seit 1984 ist der Künstler Mitglied der Illinois-Universität. 1963 war er Preisträger des ARD-Musikwettbewerbes München, gewann auch im gleichen Jahr den 1. Preis des Casals-Wettbewerbes Budapest sowie 1967 dem 1. Preis des 26. Musikwettbewerbes in Japan. Für seine hervorragenden künstlerischen Leistungen wurde er u. a. geehrt mit dem Torii-Musikpreis 1971, der Eugene- Ysaye-Medaille 1973, den Kunstpreis der japanischen Regierung. Auch für seine Schallplatteneinspielungen erhielt er verschiedene internationale Preise. Schaffenskraft sprechen aus dieser Partitur Schumanns. Nach kurzer viertaktiger Orchester einleitung stellt das Violoncello, begleitet von Achtelfiguren des Streichquartetts, das schwär merische Hauptthema des ersten Satzes (Nicht zu schnell) vor. Das Orchester bringt sodann einen kraftvolleren, vorwärtsdrängenden Ge danken ins Spiel, und das Seitenthema er zeugt eine heitere, beschwingte Atmosphäre. In der Durchführung herrscht das Hauptthema vor, das auch den strahlenden Satzschluß be stimmt. — Eine ausdrucksvolle Romanzenmelo die trägt das Soloinstrument zu Beginn des kurzen langsamen zweiten Satzes vor. In einem kontrastierenden lebhaften Abschnitt stimmen die Bläser wie aus der Ferne die vier ersten Takte vom Hauptthema des ersten Satzes an. - Ein Rezitativ des Solisten leitet in den rhyth misch bewegten, schwungvollen dritten Satz (Sehr lebhaft) über. Während das frische und spritzige Hauptthema vom Orchester einge führt wird, erklingt das gesangvollere zweite Thema im Wechselspiel von Soloinstrument und Holzbläsern. Die Durchführung arbeitet vor allem mit dem Hauptthema. Horn und Kla rinette bringen eine Reminiszenz an das Hauptthema des ersten Satzes. Eine Kadenz des Solisten führt zur Reprise und zum brillan ten, wirkungsvollen Ausklang des Stückes. „Ich war bemüht, nicht nur den allgemeinen Sinn der Tragödie wiederzugeben, sondern auch den dichterischen Reichtum, die mächtige und zarte Pathetik Shakespeares, auf der Bal lettbühne lebende, wirkliche Menschen in ihrer vielfältigen und komplizierten Skala der Ge fühle, Erlebnisse und Wechselbeziehungen er stehen zu lassen", schrieb Leonid Lawrowski, Librettist von Sergej Prokofjews 1935/ 36 komponierten Ballett „Romeo und Julia" und Choreograph der ersten sowje- Programmblötter der Dresdner Philharmonie Redaktion: Prof. Dr. habil. Dieter Härtwig Die Anmerkungen zu Prokofjews 1. Suite aus „Romeo und Julia“ schrieb Prof. Dr. Walther Siegmund-Schultze für das ..Konzertbuch" III, Leipzig 1974. tischen Inszenierung des Werkes am Leningra der Kirow-Theater im Jahre 1940, über seine Arbeit. „Romeo und Julia" ist wohl das erfolg reichste, heute bereits klassisch zu nennende große Handlungsballett unserer Zeit geworden. Es war zudem das erste größere Werk, das der Komponist nach seiner endgültigen Rückkehr in seine sowjetische Heimat in den dreißiger Jah ren schrieb. Mit der seiner melodisch so ein dringlichen Tonsprache eigenen psychologi schen Durchdringung und Überzeugungskraft schuf Prokofjew ergreifende Bilder von der glücklich-unglücklichen Liebe Romeos und Ju lias, charakterisierte er die von Shakespeare geschaffenen Figuren. Die drei Suiten aus „Romeo und Julia", b^oc- ders die 1936 zusammengestellten beiden eflB, gehören zu Prokofjews wirkungsvollsten und beliebtesten Orchesterwerken. Die 1. Suite erklang bereits 1936 zum ersten Male, d. h. noch vor der Uraufführung des ganzen Balletts, die erst Ende 1938 in Brno stattfand. Sehr geschickt hat Prokofjew die im Ballett auf weite Strecken verteilte Musik in knapp geform te Sätze konzentriert, die keineswegs den Ab lauf des Balletts wiedergeben wollen, sondern eine spezifisch musikalische Verdichtung ohne direkte programmatische Tendenz darstellen. Die konkrete Aussage der Balletthandlung wird also hier sehr verallgemeinert, dadurch aber zugleich emotional vertieft und erhöht. Die 1. Suite ist dramaturgisch besonders glück lich angelegt. Die Sätze: „Volkstanz - Szene — Madrigal — Menuett — Masken — Romeo und Julia — Tybalts Tod". Von heiter-lockeren An fängen über lyrische Intensität führt eine große Steigerung zum tragischen Finale — keineswegs dem Tod Romeos oder Julias, sondern dem des Nebenbuhlers Tybalt. Die Formung der Sätze läßt es aber zu, von einer bestimmten Hand lung zu abstrahieren und die gewaltige melo disch-gestische Anspannung zu verfolgen^lie keinen Augenblick nachläßt. Chefdirigent: Jörg-Peter Weigle — Spielzeit 1986 87 Druck: GGV, BT Heidenau 111-25-16 2,85 JtG 009-2-87 EVP -.25 M 6. AUSSERORDENTLICHES KONZERT 1986/8 7