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Die Zeitschrift erscheint In halbmonatlichen Heften. STÄHL DM EISEN ZEITSCHRIFT FÜR DAS DEUTSCHE EISENHÜTTENWESEN. jährlich excl. Porto. Insertionspreis 40 Pf. für die zweigespaltene Petitzeile, bei Jahresinserat angemessener Rabatt. Abonnementsprels für Nichtvereins mitglieder: 24 Mark Redigirt von Ingenieur E. Schrödter, und Generalsecretär Dr. W. Beumer, Geschäftsführer des Vereins deutscher Eisenhüttenleute, Geschäftsführer der Nordwestlichen Gruppe des Vereins deutscher Eisen- und Stahl-Industrieller, für den technischen Theil für den wirthschaftlichen Theil. Commissions -Verlag von A. Bag el in Düsseldorf. Nr. 18. 15. September 1902. 22. Jahrgang. Haarmanns neuestes Buch über das Eisenbahngeleise.* Von Professor Dr. Friedrich C. G. Müller. ehr als ein Jahrzehnt ist vergangen, seit die Geschichte des Eisenbahn geleises von A. Haarmann die Auf merksamkeit weiter Kreise auf sich lenkte.** Der vom Verfasser damals angekündig ten, jetzt vorliegenden Fortsetzung durfte man mit um so gröfserer Erwartung entgegensehen, als in dieser Zwischenzeit in Bezug auf das Ver halten des Eisenbahnoberbaues eine Unsumme neuer Erfahrungen zusammengebracht worden ist, welche die alten Anschauungen berichtigten und vielfach vollständig umwälzten. Wohl Niemand hat seitdem mehr lernen und umlernen müssen, als der Verfasser der „Geschichte“ des Eisen bahngeleises. Mit dem ihm eigenen Humor rückt er seine damaligen Lieblingsideen hinter die Schwelle des: Es war einmal. Die uns heute vorliegende abschliefsende literarische Schöpfung Haarmanns zeigt seinen Eintritt in die Meisterjahre. Dieses monumentale Werk bedeutet nichts weniger als eine auf exacten Grundlagen ruhende Wissen schaft des Eisenbahngeleises. Es hat einen eigenen Reiz, den Werdegang eines Mannes von der Originalität Haarmanns zu verfolgen: Sein Stürmen und Drängen, seine Abkehr und seinen Aufstieg zum Gipfel. Als ich Ende der siebziger Jahre auf dem Osna brücker Stahlwerk meine metallurgischen Studien begann, war gerade die Haarmannsche Lang * „Das Eisenbahngleis“ von A. Haarmann. Kritischer Theil. Mit 503 in den Text gedruckten Holz schnitten. Leipzigl902, Verlag von Wilhelm Engelmann. ** „Stahl und Eisen“ Heft 12 1891 S. 1007 u. 1038. schwelle nebst der schönen Klammerbefestigung herausgebracht. Das System erschien theoretisch unanfechtbar, die vielseitigsten mechanischen Proben erwiesen die Festigkeit und den sicheren Zusammenschlufs von Schiene und Schwelle, und über die Versuchsstrecken glitten die Bahnzüge sanft, wie venetianische Gondeln. Wir alle sahen schon im Geist den ganzen Erdball mit diesem Zukunftsgeleise umspannt. Aber bald fing der Erfinder selber an, kühler zu werden. Seinem scharfen Auge entgingen nicht die Anzeichen von der langsam aber sicher wirkenden Zer störungskraft der wieder und wieder abrollenden Räder. Er suchte die Strecken ab nach ein- geschliffenen Nägeln und Schrauben, ausgeleierten Laschen und platt geschlagenen Schienenenden. Das war der Anfang des berühmten Osnabrücker Geleisemuseums und der Periode der Abkehr von der Theorie zur allein richtigen Methode exacter Erfahrungswissenschaft. Zunächst blieb man noch im Langschwellen geleise. Die zweitheilige Schwellenschiene sollte dem Ideal noch näher kommen. In der That stellt sie mit ihren verbundenen Hälften in der Richtung des Verticaldrucks ein ungetheiltes Ganzes dar, gewissermafsen eine Schiene mit hohem Steg und übermäfsig verbreiterten Fufs- flanken. Aber auch in der Längsrichtung ist ein solcher Strang dank der versetzten Lücken ohne Unterbrechung und somit stofsfrei. Dieses System bewährte sich, wie wir aus dem ersten Abschnitt des vorliegenden Werks ersehen können, insofern, als es die groben rhythmischen Stöfse, XVIII... 1