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15. März 1905. Referate und kleinere Mitteilungen. Stahl und Eisen. 373 beiten von Bell, Gruner, Deville und Anderen über die Reduktion von Eisenoxyden durch Kohlenoxyd an und spricht die Vermutung aus, daß diese For scher bei ihren Untersuchungen nur mit trocke nem Gas gearbeitet hätten. Angesichts der von Gayley behaupteten Ergebnisse hielt es Boudouard daher für angezeigt, zu untersuchen, welchen Einfluß Wasserdampf auf die Gleichgewichtsbedingungen von Kohlenoxyd mit Kohlenstoff und Eisenoxyd ausübt und ob vielleicht in dieser Richtung eine Erklärung für die Gayleyschen Betriebsergebnisse gefunden werden könne. Er ließ zu diesem Zweck in einer ersten Ver suchsreihe eine Mischung von gleichen Volumina Kohlensäure und Kohlenoxyd, wie man sie bei der Zersetzung von Oxalsäure mit Schwefelsäure erhält, über Eisenoxyd streichen. Die Gase wurden in einem Fall durch die Berührung mit der Schwefelsäure ge trocknet, im andern Fall mittels Durchleiten durch eine Waschflasche mitWasserdampf beladen. Das in einem Porzellanschiffchen befindliche Eisenoxyd wurde vor und nach dem Versuch gewogen und der Gewichts verlust zur Bestimmung der reduzierenden Wirkung der Gase benutzt. Die Erhitzung des Schiffchens erfolgte mittels eines elektrischen Widerstandsofens, dessen Temperatur durch ein Thermoelement gemessen wurde. Jeder Versuch dauerte eine Stunde und die Geschwindigkeit des Gasstroms betrug ungefähr 6 1 i. d. Stunde. Die Abkühlung erfolgte in einer redu zierenden Atmosphäre. Die erhaltenen Ergebnisse sind in der folgenden Tabelle angegeben, in welcher die Zahlen den Gewichtsverlust in Hundertteilen des ursprünglichen Gewichts des benutzten Eisenoxyds angeben: Gewichtsverlust Temperatur CO + CO a CO + CO 2 trocken feucht 400" 0,87 0,45 550° 4,3 3,8 800° 4,0 2,65 925° 5,6 4,4 1050" 6,5 6,9 Der theoretische Verlust an Sauerstoff beträgt bei Umwandlung von FezOs in FesOa 3,33 °/o; bei der jenigen von FezO3 in FeO 10 °/o und von FezOa in Eisen 30 °/o. Das in den ersten Versuchsreihen erzielte Produkt ist daher eine Mischung der beiden Oxyde Fes0. und FeO. In einer zweiten Versuchsreihe studierte der Verfasser die Wirkung von reinem Kohlen oxyd, welches er durch Zersetzung von ameisensaurem Natrium erhalten hatte, auf aus Ferrooxalat hergestelltes Eisenoxydul. Die Versuche wurden in derselben Weise wie die früheren ausgeführt, nur verlangsamte man die Geschwindigkeit des Gasstromes, welche nur 4,5 1 in der Stunde betrug. Der prozentuale Gewichtsverlust betrug bei: Gewichtsverlust 850° 15,3 11,0 1050° 21,5 21,5 Der Gewichtsverlust bei Umwandlung des Eisen oxyduls in metallisches Eisen beträgt 22,22 °/o; die Reduktion war demnach bei 1050° nahezu vollkommen. Die Versuchsergebnisse zeigen, daß die Reduktions gase im allgemeinen im trockenen Zustande eine energischere Wirkung als im feuchten Zustande haben, daß diese Differenz aber bei niedrigeren Temperaturen größer ist als bei höheren, und bei 1000° annähernd gleich Null wird; diese Erscheinung trat in beiden Fällen ein, gleichviel ob es sich um die Wirkung gleicher Volumina von Kohlenoxyd und Kohlensäure auf Eisenoxyd oder um diejenige von Kohlenoxyd allein auf Eisenoxydul handelte. Boudouard zieht daraus den Schluß, daß man in den weniger heißen Zonen des Hochofens mit trockenen Gasen eine vollständigere Reduktion des Eisenoxyds mit Kohlenoxyd erhalten und dadurch eine Brennstoffersparnis erzielen wird. Japan. Nach einer Mitteilung der „Japan Times" hat der Generalleutnant N a k a m u r a, der j etzige General direktor des Kaiserlichen Stahlwerks in Wakamatsu,* vor der Budget - Kommission des Japanischen Ab geordnetenhauses über den Betrieb des Kaiserlichen Stahlwerkes in Ver bindung mit dem japanisch-russischen Kriege einen eingehenden Bericht abgestattet. Er teilte mit, daß nach einem durch Mangel an Betriebskapital ver anlaßten Stillstand das Kaiserliche Stahlwerk wieder in Betrieb gesetzt worden war, sich aber bei Beginn des Krieges noch nicht in der Lage befand, befriedigend zu arbeiten; später wurden aber 866 Aufträge auf Kriegsmaterial für Armee und Marine ausgeführt so wie seit Januar 1904 25000 t Schienen für die Soul Fusan Eisenbahn und einige andere Bahnen und über 6000 t leichte Schienen hergestellt. Die Eisenerze wurden von den Gruben bei Tajeh in China und aus japanischen Gruben bezogen. Um den ununter brochenen Betrieb der Werke während der Dauer des Krieges zu sichern, war ein großer Vorrat bei den Öfen aufgehäuft worden, doch erlitten die Erztrans porte infolge der von Anfang an bestehenden Über legenheit der Japaner zur See keine Unterbrechung. Der Hochofen Nr. 1 war im April 1904 angeblasen worden, erlitt jedoch Beschädigungen und mußte in Reparatur genommen werden, so daß die Eröffnung eines Dauerbetriebes erst im Juli erfolgen konnte. Die jüngsten Ergebnisse des Hochofenbetriebes scheinen aber befriedigende gewesen zu sein, da man bereits im November eine tägliche Leistung von 150 t erzielte. Die Inbetriebsetzung des zweiten Hochofens war für den Januar 1905 vorgesehen, sie müßte daher in zwischen erfolgt sein. Ferner begann man im Mai 1904 mit einem Bessemer-Konverter zu arbeiten. Der er zeugte Stahl wurde zu Schiffbauzwecken und für die Herstellung von Geschossen verwendet. Bisher ist es noch nicht möglich gewesen, Panzerplatten, Material für Gewehrläufe und Eisenbahnwagenräder herzustellen, da die hierfür erforderlichen Anlagen nicht vorhanden sind. Indessen wird ein besonderes Stahl- und Panzer plattenwalzwerk in dem unweit Hiroshima liegenden Kriegshafen Kure errichtet, welches in Verbindung mit dem Stahlwerk in Wakamatsu das gesamte für den Bau von Schiffen und die Herstellung von Feuer waffen erforderliche Material sowie Achsen und Bolzen für Eisenbahnfahrzeuge liefern soll.** Endlich beab sichtigt man noch die Fabrikation von Telegraphen draht aufzunehmen, und die Regierung hat bereits die für diesen Zweck erforderliche Summe in das dies jährige Budget eingestellt. Bezüglich der Eisenerzgruben zu Tajeh sei noch auf einen im „Engineering“ erschienenen Aufsatz über die Gruben und Eisenbahnen Chinas verwiesen.*** Da nach wurden aus den dortigen Gruben im Jahre 1903 50000 t (2000 t mehr als im Jahre 1902) nach Japan verschifft, und da außerdem auf den Eisenwerken in Hanjang die tägliche Roheisenerzeugung von 75 t auf 120 t vergrößert wurde, müssen auch dorthin etwa 30000 t mehr geliefert worden sein. Die genannten Gruben sind jetzt gegen eine Anleihe von 3000000 Yen, welche zu 6°/o verzinst werden, an ein japanisches * Bezüglich der Anlagen der Kaiserlichen Stahl werke vergleiche E. Schrödter: »Über die neuere industrielle Entwicklung Japans und die Kaiserlich Japanischen Stahlwerke«. „Stahl und Eisen“ 1899 S. 1141. ** „Engineering“ vom 27. Januar 1905. *** „Engineering“ vom 28. Oktober 1904.