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ZUR EINFÜHRUNG Mit seiner 2. Sin fonieH-Durop. 14 „AndenOktober“ legte der junge Dmitri Schosta k ow i tsch 1927 nicht nur eine handwerklich sauber ge arbeitete, in allen Details beeindruckende Talentprobe vor, sondern er wendete sich mit ihr erstmals der musikalischen Gestaltung eines bestimmten gesellschaft lichen Ereignisses zu: der Oktoberrevolution. Die künstlerische Auseinandersetzung mit diesem großen Thema ist für den einundzwanzigjährigen Komponisten be achtlich, das Ergebnis nicht weniger, obwohl er selbst seinem Werk zeitweise kri tisch gegenübergestanden hat. Auffallend ist, daß sich der Komponist knapp zu fassen verstand und keineswegs ein grandioses Tongemälde zum Beispiel vom Sturm auf das Winterpalais schuf. Die Gesamtanlage beschränkt sich auf einen Satz, der mehrfach untergliedert ist und in einen hymnischen Chorabschnitt mün det (Text: Alexander Besymenski). Dissonanzenreich, hart und spröde präsentiert sich das Klangbild. Es ergibt sich aus der betont linearen Gestaltungsweise, aber auch aus der experimentellen Haltung des Komponisten, die für einige se'ner frühen Werke besonders charakteristisch ist. Aus den allmählich anschwellenden Streicherfiguren des Beginns entsteht eine große sinfonische Steigerung, die von einer Trompetenmelodie cantus-firmus- artig zusammengehalten wird. Die ordnende Kraft der Oktoberrevolution, so äußerte einmal der Komponist, sollte hier ihren musikalischen Ausdruck finden. Besungen wird im abschließenden Chor der Oktober als Sinnbild für Glück, Ar beit, Sonne und Erfüllung menschlicher Sehnsüchte seit Jahrhunderten. Es heißt dementsprechend in den letzten Verszeilen (ins Deutsche übertragen von Ger hard Hartmann): Oktober! Das ist der Bote der ersehnten Sonne. Oktober! Das ist der Wille der aufgestandenen Jahrhunderte. Oktober! Das ist Arbeit, das ist Freude und Singen. Oktober! Das ist das Glück der Felder und Werkbänke. Dies ist das Banner, dies ist der Name der lebenden Generationen: Oktober, Kommune und Lenin. Dieses Chorfinale besitzt musikalische Eindringlichkeit und Kraft. Plastisch heben sich darin antiphonisch gestaltete Teile (Frauen- und Männerstimmen) vonein ander ab. Agitatorische Elemente (Sprechchor), Marsch- und Signalintonationen geben der Idee des Werkes konkreten Bezug. Das wird besonders auch durch die vokalsinfonische Gestaltung unterstrichen, die nach Beethovenschem Vorbild der Aussage eine neue Dimension verleiht. Die 2. Sinfonie wurde am Vorabend des 10. Jahrestages der Oktoberrevolution, am 6. November 1927, in Leningrad uraufgeführt. Das Konzert für Violoncello und Orchester Nr. 1 Es-Durop. 10/von Dmitri Schostakowitsch entstand im Sommer 1959. Der Kom ponist widmete dieses Werk Mstislav Rostropowitsch, der es am 4. und 6. Oktober 1959 mit der Leningrader Philharmonie unter Jewgeni Mrawinski und am 9. Ok tober mit der Moskauer Philharmonie unter Alexander Gauk zur Uraufführung brachte. Es gehört zu den bewegtesten und auch heitersten Werken des sowjeti schen Komponisten. Freudig-unruhvolle Lebendigkeit, kraftvoller Humor und warme, tief menschliche Lyrik prägen den Charakter dieses Konzertes mit seiner klaren und plastischen Klanggestaltung. Die Wesenszüge der Schreibweise Scho- stakowitschs, seine Besonderheiten im melodischen, harmonischen und rhythmi schen Ausdruck sind unverkennbar. Das eigenartige Melos erinnert zuweilen an das Violinkonzert, an die 10. Sinfonie und einige andere sinfonische Werke des Komponisten. Farbige Virtuosität des solistischen Violoncelloparts wechselt mit liedhaften Kantilenen und mehr deklamatorischen Monologen des Orchesters. Das Orchester ist nicht groß: Streicher, doppelt besetzte Holzbläser, ein Horn, Pauken und Celesta. Der sonatenförmig angelegte erste Satz (Allegretto) ist von Anfang bis Ende voller Energie und Bewegung. Das Kopfmotiv des Hauptthemas gewinnt beson dere Bedeutung. Wie einige Motive (zumal das Anfangsmotiv) der 10. Sinfonie taucht es immer wieder auf. Es wird zum „Leitmotiv", zur sinfonisch „verbinden den Idee” des ganzen Satzes, der fast durchgehend auf einer einzigen emotiona len Ebene bleibt und verhältnismäßig wenig Kontraste enthält. Der zweite Satz (Moderato) ist sehr melodisch und lyrisch in der Stimmung. Manchmal nähert er sich dem Charakter einer freundlichen, gedankenvollen Ele gie. Das akkordische erste Thema wird vom Rhythmus einer Sarabande getragen. (Auch in anderen Werken hat Schostakowitsch gern den feierlichen Rhythmus dieses alten, schon von Händel bevorzugten langsamen Tanzes verwendet.) Das Solocello setzt mit einer liedhaften Melodie ein, deren volkstümliches, russisches Element von den begleitenden Bratschen betont wird. Der Mittelteil des dreitei ligen Moderatosatzes wird durch ein zartes, serenadenhaft anmutendes Thema bestimmt, das dem Orchester zugewiesen ist. Es erfährt eine allmählich ins Pathetische anwachsende große dramatische Steigerung. Nach dem Höhepunkt erklingt wieder die russische Melodie, jetzt sehr klar und zart im Dialog des Violoncellos (Flageolett) mit der Celesta — eine überaus poetische Stelle des Konzertes. In ruhigem Tempo beginnt die sehr große Kadenz des Soloinstrumentes (dritter Satz). Konzentrierte, kraftvolle Rezitative gehen unauffällig in schnelle Bewe gung über, wobei Themenmaterial des ersten Satzes verwendet wird. Das Finale, ein Rondo, ist ungewöhnlich in seiner dynamischen Kraft. In ihm vereinen sich funkensprühende Vitalität und ausgelassene Fröhlichkeit mit vir tuosem Glanz und einem bezaubernden Spiel der temperamentvollen Rhythmen. Mit Nachdruck und Kraft erklingt zum Schluß wieder das Hauptthema des ersten Satzes. In allen Konzertsälen der Welt gilt Ludwig van Beethovens „Sin- fonia eroica“ Es-Dur op. 55 als eines der populärsten sinfonischen Meisterwerke der musikalischen Weltliteratur. Die einzigartige Größe dieses Werkes ist breitesten Hörerschichten vertraut, die immer wieder begeistert werden von der Idee und dem wahrhaft revolutionären Kraftstrom dieser Musik. Fast legendär schon ist die Entstehungsgeschichte der Sinfonie. Beethoven, noch aus seiner Bonner Zeit ein glühender Anhänger von Aufklärung, Demokratie und der Französischen Revolution, empfing 1798 von General Bernadotte, dem Wiener Gesandten der französischen Republik, die Anregung, ein großes Musikwerk zu