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Martinstahlerzeugung Großbritanniens im Jahre 1907. Nach den Ermittlungen der „British Iron Trade Association“ * belief sich die Erzeugung Großbritanniens an Martinstahlblöcken im verflossenen Jahre auf 4 738105 t; das bedeutet gegenüber der Ziffer des vorhergehenden Jahres eine Zunahme von 110 290 t oder 2,38°/ und im Vergleiche zu 1905 ein Mehr von 838 625 t oder 21,50/0. Nach Bezirken getrennt verteilten sich die genannten Mengen wie folgt: * „The Iron Trade Review“ 1908, 17. April, 8. 1489. — Vergl. „Stahl und Eisen“ 1907 Nr. 16 S. 565. Bezirk 1907 t 1906 t 1905 t Nordostküste . . . 1 393 483 1 360 239 1 086 346 Schottland .... 1 306 783 1 327 498 1 286 851 Nord- und Südwales 1 113 286 989 940 791 508 Staffordshire, Cheshire Lincolnshire usw. 352 302 420 374 288 880 Sheffield und Leeds 362 107 330 594 261 331 Lancashire und Cumberland . . . 210 144 199 170 184 564 Insgesamt 4 738 105 4 627 815 3 899 480 Nach der Art der Herstellung entfielen auf das 1907 1906 1905 t t t saure Verfahren . . 3 438 937 3 432 750 3 091 519 basische Verfahren. 1 299 168 1 195 065 807 961 Insgesamt 4 738 105 4 627 815 3 899 480 Die Erzeugung von Halb- und Fertigfabrikaten aus Martinstahl gestaltete sich im Berichtsjahre, ver glichen mit 1906, folgendermaßen: 1907 1906 t t Bleche und Winkel ... 1 798 173 1 762 197 Stabeisen 966 153 954 112 Vorgew. Blöcke u. Knüppel 590 256 506 635 Eisenbahnschienen .... 80 806 96 140 Baueisen 271 090 201 554 Die Zahl der in Großbritannien vorhandenen Martin öfen nahm im letzten Jahre um 16 ab. Unter Be rücksichtigung der durchschnittlichen Ziffern für die in und außer Betrieb befindlichen Oefen ergibt sich für 1907 in den einzelnen Bezirken nachstehendes Bild : Bezirk , In Betrieb Außer Betrieb Zu sammen Schottland 95 34 129 Nordostküste 95 22 117 Nord- und Südwales 82 21 103 Sheffield und Leeds . . 62 11 73 Lancashire u. Cumberland 27 11 38 Staffordshire, Cheshire usw. 31 8 39 Insgesamt 392 107 499 Außerdem waren Ende 1907 noch 14 neue Martin öfen im Bau begriffen, von denen zehn für das saure und vier für das basische Verfahren bestimmt waren. Die durchschnittliche Erzeugung der im Betriebe gehaltenen Oefen betrug für das Jahr je 12 086 t gegen 11045 t im Jahre zuvor. Aus Fachvereinen. North-East Coast Institution of Engineers and Shipbuilders. John H. Heck* sprach vor der November-Ver sammlung der Vereinigung über den Einfluß von Arbeit und Zeit auf die Eigen schaften des Flußeisens. Vortragender stellt zunächst fest, daß es über 20 Jahre her sei, daß saurer Martinstahl im Bezirk von Newcastle zuerst hergestellt wurde, und daß dank der Weitsicht der Fabrikanten und Verbraucher und der sorgfältigen, nicht erlahmenden Prüfung der Materia lien sich letzterer als das nützlichste und zuver lässigste Material für alle Verwendungszwecke und für große und dauernde Beanspruchung erwiesen habe. Das anfängliche Mißtrauen sei infolge der dauernd guten Qualität verschwunden, und letztere, sowie die regelmäßige Erprobung habe erst das enorme Wachsen der Stahlerzeugung ermöglicht. Solange Eisen für Schiffe und Kessel gebraucht worden wäre, sei deren Qualität immer eine Quelle der Sorge gewesen, während heute Stahl so zuverlässig sei, daß die geringen Mengen, welche in Kesselschmieden oder auf Schiffswerften zu Beanstandungen führten, kaum in Betracht kämen. Die Erfahrungen, welche mit Schiffen aus Fluß- eisen gemacht wurden bei Strandungen oder Zusammen stößen oder wenn Kesselfeuerrohre zusammengedrückt wurden, wobei die Bleche oft wie zusammengeknittertes Papier aussähen, die Möglichkeit, solche Schiffe noch sicher in den Hafen zu bringen, was früher unmöglich schien, beweise schon, daß Flußeisen für diese Zwecke besonders geeignet sei. Das sei auch durch die Ver suche erwiesen, welche Redner dauernd an alten Ma- * „Transactions of the North-East Coast Institution of Engineers and Shipbuilders“, Bd. XXIV, I, S. 29; II, S. 49. terialien gemacht habe, die infolge von Verschleiß, Verrostung, Unglücksfällen usw. ausgewechselt werden mußten. Die folgende Zahlentafel 1 gibt die wichtigsten Zahlen der Veröffentlichung wieder für Kessel bleche. Die Biegeproben wurden mit den Hälften der zerrissenen Proben gemacht. (Das gibt zu ernsten Bedenken Anlaß. Anmerkung des Berichterstatters.) Die Warmbiege- und Schmiede proben sind gut gewesen. Die Ergebnisse der Erprobung alter Schiffsbleche und Profile, die wegen Beschädigung oder Verrostens ausgewechselt werden mußten, sind in der Zahlen tafel 2 niedergelegt. Die Biegeproben wurden mit den Hälften der Zerreißproben gemacht. Die Schmiede- und Warm biegeproben waren gut. Die Angaben über Festigkeit und Dehnung einzelner Proben beider Zahlentafeln sind durch rauhe Oberfläche ungünstig beeinflußt. Die Proben der alten Eisenbleche seien bei weitem nicht so gut gewesen, da einige schon bei dem Ver such, sie zu schneiden, in Stücke zerbrochen seien, wenn die Schere sie berührt habe. Das sei nicht auffallend, da in einem im Jahre 1881 gehaltenen Vortrage ein Schiffbauer sich beklagt habe, daß er für Eisenbleche mit 5 0/o bezw. 21/2 0/o Dehnung einen hohen Ueberpreis bezahlen mußte. Bezüglich des Verrostens sagt der Vortragende, daß es ihm nicht möglich gewesen sei, einen Unter schied zwischen Eisen und Stahl festzustellen, wenn gleiche Blechdicke vorhanden wäre; jedoch müsse berücksichtigt werden, daß bei Stahl dasjenige, was noch stehen bleibe, seine ursprünglichen Eigenschaften behalte und zuverlässig sei, was bei Eisen nicht zu treffe. Vor 25 Jahren habe ein eiserner Kessel durch schnittlich zehn Jahre gehalten, während jetzt Stahlkessel bei viel höherem Druck wenigstens zweimal so lange halten. Der bisherige Fortschritt sei den ersten Stahl fabrikanten und den ersten Stahlschiffbauern zu danken,