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15. April 1908. Nachrichten vom Eisenmarkte. Stahl und Eisen. 573 außer Frage, und selbst wenn die Hochofenwerke den Ansprüchen für das legitime Geschäft zu genügen imstande sind, ist es doch zweifelhaft, ob für die Warrantsverkäufer außerdem genügend Ware übrig sein wird, wenn sie nicht auf ein Entgegenkommen der Warrants-Inhaber angewiesen bleiben wollen. Der Wettbewerb der deutschen Hütten macht sich sehr fühlbar, dagegen ist eine Ausfuhr von Amerika nach Europa vorläufig ausgeschlossen. Vor einiger Zeit hieß es, daß 20 000 tons amerikanisches Eisen in Italien angeboten und teilweise verkauft worden seien, der ganze Umsatz betrug aber nur wenige Tausend Tons. Bestimmtes ließ sich hierüber nicht in Er fahrung bringen.* — Die Anzahl der Hochöfen, die Ende Dezember in Betrieb waren, betrug 78; von diesen gingen 44 auf Eisen, das aus hiesigen Erzen er- blasen wird, 21 auf Hämatit, die übrigen erzeugten F erro- Silizium und dergl. Die Zahl der im Feuer stehenden Hochöfen nahm vorübergehend um zwei bis drei ab und beläuft eich jetzt auf 79, von denen 42 Cleveland- Qualitäten herstellen. Connals hiesige Warrants lager enthielten Ende Dezember 1907 88 203 tons, darunter 82 444 tons Nr. 3 G. M. B., Ende Januar 100 527 tons (darunter 92 268 tons Nr. 3 G. M. B.), Ende Februar 88 053 tons (80 397 tons Nr. 3 G. M.B.), Ende März 72 652 tons (69 552 tons Nr. 3 G. M. B.). Die Verschiffungen betrugen nach Angaben der Fa. Wm. Jacks & Co. im ersten Vierteljahre 1907 353 256 tons und im gleichen Zeiträume 1908 404 870 tons; von diesen Mengen gingen nach Deutsch land und Holland im vorigen Jahre 77 471 tons und im laufenden Jahre 83 058 tone. Bei den Stahlwerken wurden die Verhältnisse in den Berichtsmonaten immer trauriger. Nicht allein wird jetzt wenig Schiffbaumaterial abgefordert, son dern es haben sich auch die bereits ausständigen Ar beiter auf den Werften Ende der vorigen Woche nochmals mit erdrückender Mehrheit gegen die vor geschlagene Lohnverminderung ausgesprochen. Am 25. d. M. soll eine Zusammenkunft des Arbeiter-Aus schusses mit den Besitzern der Werften stattfinden ; kommt es dann zu keiner Vereinbarung, so wird überall der Betrieb eingestellt, wodurch etwa 80 000 Mann ausgesperrt werden würden. — Die am Schlüsse an gegebenen Preise des Materials verstehen sich für das Inland, hingegen werden für das Ausland Stahlbleche mit £ 5.15/—, Winkel mit £ 5.7/6 bis € 5.10/— f. d. ton mit 21/ °/o Skonto notiert. Ein Abkommen mit den deutschen Hütten in bezug auf Träger wird beabsichtigt. Nur in Schienen ist das Geschäft etwas besser. Die Eisen walzwerke haben auch weniger zu tun. Die behufs Lohnfestsetzung vorgenommene Durch sicht der Bücher ergab folgende Verkaufspreise: (November/Dezember 1907 6.15/9,93 (Januar/Februar 1908 . . . 6.7/2,92 / November/Dezember 1907 7.6/2,82 1 Januar/Februar 1908 . . . 7.4/1,07 / November/Dezember 1907 7.13/8,64 1 Januar/Februar 1908 . . . 7.9/9,21 Durchschnitts-/November/Dezember 1907 7.6/0,16 preis ( Januar/Februar 1908 . . . 7.2/3,74 Stabeisen wurde gestern um sh 5/— f. d. ton im Preise herabgesetzt. Die Gießereien sind nur schlecht beschäftigt. In Schottland haben die Arbeiter beschlossen, in den Grobbleche Stabeisen Winkel Ausstand zu treten, wenn, wie beabsichtigt, eine Lohn ermäßigung verlangt werden sollte. Die Rö h r en w alz w e r ke arbeiten jetzt unter internationalem Uebereinkommen und haben die Ra- * Vergl. hierzu „Stahl und Eisen“ 1908 Nr. 4 S. 142: »Die Lage des Roheisengeschäftes«. battsätze um 5 °/o für das Inland erhöht, während für die Ausfuhr nach den verschiedenen Ländern im einzelnen bestimmte Rabattsätze gelten. Es ist dies ein schwer einzuhaltendes Verfahren, da die Hütten sich auf die Versicherungen der Ausfuhr betreibenden Händler an den bedeutenden Umschlagshäfen verlassen ‘müssen, daß die Waare auch wirklich dahin geht, wofür sie gekauft wurde. . Im Schiffbau herrschen die oben erwähnten trostlosen Zustände. An und für sich haben viele Werften schon nichts zu tun, jetzt droht auch nur ein Schluß der übrigen. In der Tyne allein sind etwa 40 Schiffe von rund 60 000 tons Netto-Tonnengehalt aufgelegt, und die Zahl vergrößert sich noch immer. Die Löhne wurden bei den Hochöfen zu Anfang des Jahres nach der gleitenden Skala um 3 3 /< °/o für das letzte Vierteljahr herabgesetzt. Bei den Eisen hütten brachten die Buchpreise im November/Dezem ber keine Veränderung, im Januar und Februar da gegen eine Herabsetzung der Löhne um 21/2 °/o und 3 Pence für Puddler im März und April. Die Seefrachten gingen weiter zurück. Für Dampferladungen werden jetzt bezahlt: nach Ant- werpen/Rotterdam sh 4/ — , nach Geestemünde sh 5/ — bis 5/3, nach Bremen sh 5/6 bis sh 5/9 d, nach Ham burg sh 4/— bis sh 4/3 d, nach Stettin sh 4/9 d bis sh 5/— f. d. Tonne. Die Preise stellten sich in der Berichtszeit wie folgt: Middlesbrough Nr. 3 GMB Ostküsten - Hämatit M.N. Warrants Kassa Käufer: Jan. sh 48/ 49/- 57/6—60/6 März sh 51/--52/6 59/- Febr. sh 49/- —50/6 57/ 59/— Middlesbrough Nr. 3 . . 47/6—48/10 do. Hämatit ... — Schottische M. N — Westküsten-Hämatit . . . 62/6—64/6 47/7-48/10 50/71/2 —52/6 für prompte Ver- cd 59/— £ netto hier 5.17/6 5.12/6 8. April 1908. H. Ronnebeck. 6.5/— 6.5/— sh 54/6 52/— 51/— 49/6 Westküsten-Hämatit Stahlschienen ab Werk f. d. ton mit . 21/2 °/o Diskont und Nachlaß für die Ausfuhr. Eisenblech ab Werk Stahlblech » » Stabeisen » » Winkelstahl » » Winkeleisen „ „ Stahlträger „ „ Middlesbrough-on-Tees, den Heutige (8. April) Preise ladung sind: Middlesbrough Nr. 1 G. M. B. . . » » 3 » • • » » 4 Gießerei . . „ „4 Puddel . . » Hämatit Nr. 1,2,3 gemischt . . . Middlesbrough Nr. 3 Warrants . -KE Kassa. IV. Vereinigte Staaten von Amerika. — Die allgemeine Marktlage der amerikanischen Eisenindu strie ist nach wie vor wenig befriedigend. Die zu Beginn des Jahres einsetzende Besserung der Lage auf dem Geldmärkte ließ die Aussichten für die Eisenindustrie in günstigerem Lichte erscheinen, als dies in den letzten Wochen des alten Jahres der Fall gewesen war, aber bei den Aussichten ist es bisher auch noch geblieben. Die Erzeugung hat Einschrän kungen erfahren, wie sie nur bei einer straffen Or ganisation gleich der des Stahltrustes möglich ist, und trotzdem hat man nicht verhindern können, daß heute große Vorräte von Roheisen angehäuft sind, die schwer auf den Markt drücken können. Die weiterverarbeitenden Industrien halten in fast allen Zweigen mit ihren Aufträgen zurück; vorüber gehend wurden zu Beginn des Jahres größere Abschlüsse in Gießereiroheisen seitens der Röhrengießereien getätigt, wobei der Preis allerdings unter dem Drucke des billigen