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8 Stahl und Eisen. Ueber Verwendung von Preßluft im Gießereibetriebe. 28. Jahrg. Nr. 1. Kohlen und Eisenerze in größerem Maßstabe lagern. Bestimmte Erschließungen reicher Eisen erze machte man in den Provinzen Kweicheou, Kiangsu; hochmanganhaltiger Brauneisenstein (etwa 20 °/o Mangan) findet sich in großen Mengen am Poyang-See etwa 250 km unterhalb Hankows, ferner reichhaltige Manganerze in der Nähe von Ping-hsiang (45 °/o Mangan). Berücksichtigt man außerhalb des Yangtse-Gebietes die reichen Eisen erzlager in Shantung, Hunan, Kuangtung und Kuangsi und schließlich noch die nach franzö sischen Berichten ungeheueren reichen Eisenerz lager in dem jetzt Frankreich gehörenden Tong- king, * so dürfte wohl der Eisenreichtum Chinas dem der Vereinigten Staaten nicht weit nachstehen. Kokskohlen sind, wenn vielleicht auch nicht in entsprechenden Mengen und in einer Güte wie in jenem Lande, doch reichlich genug vorhanden, um unter normalen Verhältnissen eine glänzende Entwicklung der Eisenindustrie für die spätere Zukunft in Aussicht zu stellen. Am günstigsten liegen die Verhältnisse für die Entwicklung der Eisenindustrie in China jedenfalls im Yangtse-Gebiet, eben wegen der oben geschilderten transportfähigen Groß-Wasser straße. Außer den Hanyang Iron and Steel Works errichteten die Regierungsarsenale, die sich sonst hauptsächlich mit der Herstellung von zum Teil recht mittelmäßigen Flinten und Ge schützen befassen, in Shanghai, Hanyang, Fou- chow und Tientsin, Stahlwerke mit Martin- und auch Tiegelöfen, verbunden mit Walzwerks anlagen, die aus England, Frankreich und Deutsch land bezogen wurden. Abgesehen davon, daß sich der Aufbau dieser Werke außerordentlich in die Länge zog, stellte man den Betrieb nach mehr oder minder langer Dauer ein, da man die Er fahrung gemacht hatte, daß sich für die Werke der beste Jahresabschluß ergab, wenn sie stillagen. Einige Privat-Eisengießereien und -Eisenkon struktionswerkstätten finden sich in den größeren Hafenplätzen Chinas meist in kleinerem Maß stabe und auch in Verbindung mit Schiffbau- und Reparatur-Werften, von denen die bedeu tenderen in europäischen Händen liegen. Diese Werkstätten waren in den letzten Jahren ziem lich stark beschäftigt, arbeiten jedoch ausschließ lich mit europäischem Eisenmaterial. Aus dieser * Vergl. „Stahl und Eisen“ 1906 Nr. 15 S. 964. starken Beschäftigung erklärt sich wohl auch die Höhe der Löhne für tüchtige Handwerker, die im großen Gegensatz zu den Kulilöhnen stehen. Erwähnt sei hier noch ein Anfang der 90er Jahre gemachter Versuch, die Eisenindustrie der Provinz Kweicheou in die Höhe zu bringen. Ein mit Zubehör in England gekaufter kleiner Hochofen sollte von Chinesen in Betrieb gesetzt werden, die einige Monate lang den Hochofen betrieb auf einem englischen Hochofenwerk stu diert hatten. Sie glaubten ihre Sache zu können ohne die Hilfe fremder Ingenieure, und waren daher sehr enttäuscht, als ihnen der Ofen gleich beim Anblasen einfror. Seit jener Zeit steht der Ofen, mit seiner Beschickung gefüllt, ver lassen als sprechendes Denkmal für die Abneigung der Chinesen gegen Fremde und ihre Wissenschaft. Ohne Zweifel haben das Beispiel und die Er folge Japans in den letzten Jahren auf China in jeder Beziehung aufweckend gewirkt. Die innerpolitische Lage, die im Gegensätze zu Japan eine sehr schwierige ist, und deren Ge staltung für die Zukunft man noch nicht ab sehen kann, wird allerdings auf die ganzen Ent wicklungsverhältnisse des Landes einen großen Einfluß behalten. Es mag sein, daß man, nach politischer Sicherung des Landes gegen äußere Einflüsse, durch Einführung schon langersehnter, aber vielleicht noch fernliegender Reformen, in die Bahnen des Fortschrittes langsam einlenken wird. Vermutlich wird man dann wie in Japan vorgehen, unter Benutzung fremden Kapitals, mit eigenen in Europa, Amerika und Japan ausgebildeten Leuten unter möglichster Fern haltung der Fremden. Nur lebhaft zu be grüßen sind daher für unsere Interessen im fernen Osten die erfreulichen Vorgänge an läßlich des Besuches unseres Kaisers in Eng land. Aus dem sich im Schachhalten der euro päischen Hauptmächte ist dem Einfluß der be- betreffenden Kulturvölker drüben fast ebensoviel Schaden zugefügt worden, als das Ansehen des ganzen Europäertums durch die im Gegensatz zu ihrem äußeren Auftreten stehenden Mißerfolge der Russen im letzten Kriege gelitten hat. Ge rade der Asiate ist es, der aus solchen Lagen als geborener Diplomat und Kaufmann das meiste Kapital zu schlagen weiß. Düsseldorf-Obercassel, im November 1907. Ueber Verwendung von Preßluft im Gießereibetriebe.* Von Dipl. - Ingenieur Otto S. Schmidt, Sterkrade. )ie im allgemeinen ungünstige geschäftliche —— Lage der Eisengießereien, hervorgerufen durch niedriggestellte Preise für die fertige Ware, welche selbst während der letzten Jahre der * V ortrag, gehalten auf der Versammlung deutscher Gießereifachleute am 7. Dezember 1907 zu Düsseldorf. (Nachdruck verboten.) Hochkonjunktur nicht in dem Maße sich besserten, wie man hätte erwarten sollen, während Roh stoffpreise und Löhne sich steigerten, und ander seits der Mangel an tüchtigen Formern und Gießereiarbeitern, haben die Gießereien gezwun gen, Mittel zu ersinnen, um unter Verminderung