Volltext Seite (XML)
30. Oktober 1907. Die elektrolytische Theorie des Rostangriffes von Eisen. Stahl und Eisen. 1583 Nach obigen Ausführungen sind die „Sicher- heitsvorschriften für den Betrieb elektrischer Starkstromanlagen" in der vorliegenden Fassung nicht geeignet, als die technischen Grundlagen einer Polizeivorschrift zu dienen; besonders als Aushängetafeln sind dieselben ganz und gar zu verwerfen. Eine Umarbeitung der Betriebsvor schriften ist demnach erforderlich. Es ist zu wünschen, daß die Preußische Regierung Die elektrolytische Theorie I n der Zeitschrift „Iron Age“ * findet sich ein Aufsatz von Dr. Allerton S. Cushman über das im Titel genannte Thema. Die Abhandlung, die nur einen Auszug aus der ausführlicheren Darstellung in Bulletin Nr. 30 des Department of Agriculture, Washington, darstellt, enthält man cherlei Anregungen, die eine ausführlichere Be sprechung rechtfertigen. Der Verfasser wendet sich zunächst gegen die noch immer geltende Auffassung, daß Rosten nur bei Gegenwart von Kohlensäure eintrete. Durch Versuche, deren Einzelheiten jedoch in dem vorliegenden Auszuge nicht wiedergegeben worden, läßt sich nachweisen, daß Eisen auch bei alleiniger Einwirkung von Wasser und Sauer- stoff angegriffen wird, wie schon Dunstan** und andere im Gegensätze zu Calvert, Crum Brown und Moody nachwiesen. Ebenso un haltbar ist die Annahme, daß zur Rostbildung intermediäres Auftreten von Wasserstoffsuper oxyd erforderlich ist. Denn wenn auch einige Stoffe, welche Wasserstoffsuperoxyd zu zersetzen vermögen, das Eisen schützen, so müßte dieses doch allgemein für alle reduzierenden Stoffe gelten, was nicht der Fall ist. Als einzige Theorie, die allen Ansprüchen gerecht werde, komme daher nur die elektro lytische in Betracht. Diese Anschauung ist zu erst von Whitney*** aufgestellt und begründet worden. Wenn Eisen auf nassem Wege in Rost umgewandelt werden soll, muß es zunächst in Lösung gehen. Nach der N e r n s tschen Theorie iles galvanischen Stromes muß dies bereits bei Berührung mit reinem Wasser der Fall sein. Der Lösungstension des Eisens entsprechend werden bei Gegenwart von Wasser Ferroionen * 8. August 1907. ** Diese Frage ist in Deutschland schon vor Dunstan durch Spennrath endgültig ent schieden worden (Verhandl. d. Vereins z. Be- förd. d. Gewerbfleißes 1895, S. 245). In amerika nischen Zeitschriften findet häufig einschlägige deutsche Literatur nicht die genügende Beachtung. *** „Journ. Amer. Chem. Soc." 1903, 25, 394. („Chem. Zentralbi.“ 1903, 1, 1293.) sich bereit findet, an Stelle der jetzigen eine den berechtigten Wünschen der Industrie ent sprechende Vorschrift der beabsichtigten Polizei verordnung zugrunde zu legen, und daß der Verband deutscher Elektrotechniker eine solche schafft; hierbei würde ihm die Mitwirkung der bisher fast gar nicht gehörten beteiligten Kreise sicher sein. Ein Entwurf einer im Sinne obiger Ausführung abgeänderten Vorschrift ist bereits in Arbeit. des Rostangriffes von Eisen. bis zu einer bestimmten Sättigungsgrenze gebildet. Die Ferroionen werden sekundär durch den Sauer stoff der Luft zu Ferriionen oxydiert, welche ihrerseits die Abscheidung von Ferrihydroxyd bedingen können. Nachdem festgestellt ist, daß Eisen in der Tat bei alleiniger Anwesenheit von Wasser und Sauerstoff zu rosten vermag, er scheint die elektrolytische Theorie annehmbar, wenn tatsächlich Eisen in Berührung mit Wasser in Lösung geht. Diese Forderung, die nach der neueren Theorie der Lösungen selbstverständlich erscheint, glaubt Cushman noch durch besondere Versuche beweisen zu müssen. Die Frage wird denn auch in bejahendem Sinne entschieden. Wie schon Whitney hervorhob, entspricht der Vorgang der Auflösung von Eisen in reinem Wasser durchaus der Umsetzung von Eisen mit z. B. Kupfersulfat. In letzterem Falle handelt es sich bekanntlich nur um einen Austausch von elektrischen Ladungen. Eisen geht unter Auf nahme von Ladung in den Ionenzustand über, während die äquivalente Menge Kupferionen ihre Ladung abgeben und als Metall auf dem Eisen abgeschieden werden. In ähnlicher Weise sind es im ersteren Falle die auch in reinem Wasser zu einem gewissen Betrage enthaltenen Wasser- stoffionen, die ihre Ladungen mit dem Eisen austauschen. Es wird also stets die dem auf gelösten Eisen entsprechende Menge Wasserstoff in Freiheit gesetzt. Da nach dieser Auffassung der Angriff des Eisens proportional der Konzentration der in der Lösung vorhandenen Wasserstoffionen erfolgen muß, ist klar, daß sämtliche sauer reagierenden Stoffe das Rosten begünstigen müssen. Um gekehrt ist zu erwarten, daß sämtliche alkalisch reagierenden Lösungen schützend wirken, da die in alkalischen Lösungen vorhandenen Hydroxyl- ionen nach dem Massenwirkungsgesetze die Menge der in reinem Wasser vorhandenen Wasserstof- ionen vermindern. In der Tat ist bekannt, daß alkalische Lösungen im allgemeinen Eisen vor Rostangriff zu schützen imstande sind. Jedoch sei gleich an dieser Stelle auf einen Einwand gegen die elektrolytische Theorie des Rostens in dieser einfachen Form hingewiesen. Nach