Volltext Seite (XML)
24. Juli 1907. Referate und kleinere Mitteilungen. Stahl und Eisen. 1113 Wellenlänge, z. B. Ab- bildung 1. des roten Spektrallichtes, und der Temperatur, welche der glühende Körper besitzt. Sondert man also aus dem Lichte eines strahlenden Körpers durch irgend eine Vorrich tung einen schmalen Spektralbezirk aus und bestimmt dessen Helligkeit im Vergleich mit einer konstanten Intensität, so ist damit die Kon struktion des optischen Pyrometers optische Pyrometrie ihren Wert für die Praxis be halten. In der Tat haben optische Pyrometer existiert, ehe die Theorie der Strahlung eines schwarzen Kör pers aufgestellt war. Das Wien-Plancksche Gesetz, von welchem oben die Rede war, stellt mathematisch die Beziehung fest zwischen der Helligkeit der Strahlung einer bestimmten dessen Wände für die Wärme undurchlässig sind und dieselbe Temperatur haben wie der glühende Körper. Eine kleine Oeffnung, durch welche die Strahlung von außen beobachtet werden kann, verändert diese nicht wesentlich. Hieraus ergibt sich, daß die in der Praxis gebräuchlichen Oefen zur Erzeugung hoher Tem peraturen in den meisten Fällen angenähert solche „schwarze Körper“ darstellen. die in den Apparaten erfolgende Absorption des Lichtes. Hieraus erhellt gleichzeitig, daß für die Messung mit dem Auge das Stefansche Gesetz nicht gilt. Indessen sind auf seiner Grundlage Gesetze abgeleitet, welche die Strahlungsintensität einer bestimmten Temperatur in ihrer Abhängigkeit davon zeigen. Unter diesen Gesetzen ist das Wien-Plancksche durchweg an erkannt als dasjenige, welches den Beobachtungen voll Von der Gesamtstrahlung eines glühenden Körpers ist das Auge nur einen Teil, nämlich die Lichtstrahlen, wahrzunehmen imstande. Die optische Pyrometrie er reicht also dort ihre untere Grenze, wo der Lichtein druck für das Auge zu schwach wird. Diese wird noch hinaufgeschoben durch gegeben. Die Einzelheiten der Konstruktion des neuen Pyrometers nach Wanner zur Messung unterhalb 900° liegender Temperaturen sind folgende (siehe beifol gende Abbildung 1): Ein Rohr A hat an dem einen Ende eine Okular öffnung e, welche durch ein rotes Glasp verschlossen ist. Dieses bewirkt, daß nur rotes Licht in das Auge gelangt und zum Vergleich kommt, da dieses Glas bei spektrographischen Untersuchungen alles übrige Licht des Spektrums abblendet. Am andern Ende des Rohres ist die Eintrittsöffnung a für das Licht, dessen Temperatur man messen will. Die eintretenden Strahlen werden durch eine Linse d parallel gemacht und werden in der Mitte des Rohres, da wo eine noch zu be schreibende Vorrichtung seitlich angesetzt ist, durch eine passende Blende f halbkreisförmig begrenzt, so daß das Auge des Beobachters nur die eine Hälfte des Gesichtskreises erleuchtet sieht. Durch eine zweite Linse b werden die hindurchgehenden Strahlen wieder ständig entspricht. Auf ihm beruhen die opti schen Messungen der hohen Temperaturen. Ihre Skala ist also die Strahlungsskala des Stefanschen Gesetzes. Es muß der Zukunft Vorbehalten bleiben, die Strahlungsskala ge setzlich zu sanktio nieren. Für die praktischen Temperaturmessungen wäre ja genügend, daß zu einer gewissen Strahlungsintensität eine bestimmte Tem peratur eindeutig zu gehörte, derart, daß verschiedene Messun gen ein und derselben Temperatur immer die selbe Zahl ergeben. In der Tat genügt die opti- Abbildung 2. Pyrometer nach sehe Pyrometrie dieser Bedingung, denn sämtliche optischen Pyrometer der ver schiedensten Konstruktionen wie auch parallelgehende bolometrische Methoden ergeben, abgesehen von Be obachtungsfehlern, dieselbe Zahl. Lummer und Pringsheim* fanden diese Uebereinstimmung bis 2830°, in beschränkterem Maße mit verschiedensten Hilfsmitteln gelangte die Amerikanische Technische Staatsanstalt zum selben Resultat.** Deshalb würde, selbst wenn die theoretische Begründung fehlte, die * Ber. der Deutschen Phys. Ges. 1903, 1. ** Bull. Bureau of Standards I, 2. Waidner und Burgess: Optical Pyrometry. Wanner mit Widerstand und Voltmeter für Temperaturen von 625 bis 10000 C. konvergent gemacht und treffen auf der Netzhaut des Auges zusammen. Rechtwinklig zu dem erwähnten Rohr ist ein anderes B angesetzt, welches zunächst eine kleine Osmiumlampe g von etwa 2 Volt Spannung ent hält, deren Intensität als konstant angesehen werden kann. Ihr Licht beleuchtet eine kleine Mattscheibe h, und die davon ausgehenden Strahlen durchlaufen einen Polarisator k und einen drehbaren Analysator l, mit deren Hilfe die Intensität der Mattscheibe meßbar verändert werden kann. Eine Linse m macht jetzt die Strahlen parallel, worauf sie auf ein rechtwinkliges Prisma c gelangen, welches eie in der Richtung des ersten Rohres reflektiert. Nachdem sie hier ebenfalls eine