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1. Juni 1905. Berichte über Versammlungen aus Vachvereinen. Stahl und Eisen. 673 Deutschlands Fluseisenerzeugung im Jahre 1904.* (Aufgestellt für den Verein deutscher Eisen- und Stahlindustrieller.) Auf sämtlichen 99 Werken, die im Jahre 1904 im Betrieb waren,** wurden in diesem Jahre erzeugt: * 2 Werke nach Schätzung. ** 4 Werke waren außer Betrieb. Tonnen zu 1000 kg Saures Verfahren Basisches Verfahren — Zusammen Flußeisen I. Rohblöcke: a) im Konverter 423 742 5 525 429 5 949 171 b) im offenen Herd (Siemens-Martinofen) . . . 130 546 2 697 760 2 828 306 II. Stahlformguß 56 409 96 405 152 814 Zusammen 610 697 8 319 594 8 930 291 im Jahre 1903 Zusammen 613 399 8 188 116 8 801 515 „ 1902 517 996 7 262 686 7 780 682 „ „ 1901 „ 465 040 5 929 182 6 394 222 „ " 1900 422 452 6 223 417 6 645 869 Berichte über Versammlungen aus Fach vereinen. Verein zur Wahrung der gemeinsamen wirtschaftlichen Interessen von Rhein land und Westfalen. (34. Hauptversammlung am 12. Mai 1905.) Die sehr zahlreich besuchte Hauptversammlung wurde vom Vorsitzenden Geh.-Rat Servaes mit einem warmen Nachruf an den verewigten Dr.Sng. Carl Lueg eröffnet. Nachdem der Vorsitzende sodann der eingehenden Arbeit gedacht, die der Verein auch im abgelaufenen Geschäftsjahr allen Fragen unseres Wirtschaftslebens zugewandt, erteilte er dem geschäfts führenden Mitglied des Vorstandes Dr. Beumer das Wort zu einem umfassenden Vortrag über das Wirtschaftsjahr 1904/05. Der Redner wies zu nächst darauf hin, daß das wirtschaftliche Leben in Deutschland zu vielgestaltig und viel zu verschlungen sei, als daß es möglich wäre, die allgemeine Lage einheitlich zu kennzeichnen. Wohl aber gäben die Statistiken über Handel und Verkehr, über Staats einnahmen und -Ausgaben, über den Beschäftigungs grad der Arbeiter, über den Verkehr der Banken, die Steuern, die Kohlen- und Roheisenerzeugung usw. ein willkommenes Material zur Beurteilung der wirt schaftlichen Lage an die Hand. In dankenswerter Weise hat der Vortragende, wie in den Vorjahren, dies reiche Material den Zuhörern gedruckt übergeben und benutzt es dazu, in großzügiger Weise den Nach weis zu führen, daß wir uns im Augenblick eines entschiedenen Aufstiegs im wirtschaftlichen Leben erfreuen, wenngleich ein solcher noch nicht in allen Zweigen der Industrie gleichmäßig vorhanden ist. Dieser Aufstieg ist um so erfreulicher, als unsere Ein- und Ausfuhr 1904 im Vergleich zu den Jahren 1903 und 1902 sich nicht in dem Maße weiter entwickelt hatte, das man billigerweise bei steigender Lebens haltung zu erwarten berechtigt war. Ein besonders mißliches Bild zeigt die Statistik über unsere Ein- und Ausfuhr auch noch im Januar 1905, in dem sich die Einwirkungen des Bergarbeiterausstandes bereits bemerkbar machten; denn es wurden weit mehr Brenn stoffe eingeführt als ausgeführt. Unsere Einfuhr stieg von 3283033 Tonnen im Jahre 1903 auf 3 608436 im Jahre 1904; sie ist am stärksten bei Kohlen (+ 387 004, also mehr als die Gesamteinfuhr zunahm), wogegen die Ausfuhr im Januar 1905 von 2 955964 auf 2761656 t sank. Große Ausfälle zeigten hierbei Kohlen mit — 266 669 t und Eisenwaren mit —15 0591. Inzwischen haben sich diese Verhältnisse gebessert, wie namentlich aus der Statistik der Roheisenerzeugung erhellt. Im Monat März 1905 betrug die Gesamt roheisenerzeugung Deutschlands und Luxemburgs 895 908 t gegen 672473 t im Februar und 474621 t im Januar 1905. Im März 1904 betrug die Gesamt produktion 850340 t. Die Roheisenerzeugung hat, wie ersichtlich, die im Zusammenhang mit dem Berg arbeiterstreik stehenden Betriebschwierigkeiten nun mehr überwunden und ist wieder zu der normalen Höhe gestiegen. Gegen März 1904 hat sie sich um rund 45 0001 vermehrt; dagegen bleibt die Gesamterzeugung des ersten Vierteljahres 1905 mit 2334590 t gegen die Erzeugung von 2461853 t im ersten Vierteljahr 1904 noch um 127 0001 zurück. Nach einem weiteren Hinweis auf die günstigen Ergebnisse unserer Staats eisenbahnen und der Staatseinkommensteuer — in Bezug auf letztere zieht der Redner einen inter essanten Vergleich zwischen dem Westen und dem Osten — geht der Vortragende auf den Plan über, die Gesellschaften m. b. H. zur Steuer heranzu ziehen, den er in der vorliegenden Form als durchaus unpraktisch und unannehmbar bezeichnet. Bezüglich der weiteren wirtschaftlichen Entwicklung erörtert der Redner sodann die drei neuen Probleme, die der Industrie aus der Annahme der neuen Handels verträge, aus den mit dem Kanalbau in Aussicht genommenen Schiffahrtsabgaben auch auf natür lichen Wasserstraßen und aus der Neuregelung der berggesetzlichen Bestimmungen erwachsen, mit welch letzteren zugleich ein verstärktes Eingreifen des Staates in die Privatwirtschaft zutage tritt. Er fordert unter dem Hinweis darauf, daß ohne eine pflegliche Behandlung der Industrie unsere Gesamt- XI.26 4