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Chor (Chor der Wächter und Druiden): Verteilt euch, wackre Männer, hier durch dieses ganze Waldrevier, wenn sie die Pflicht erfüllen. Bass und Chor (Wächter der Druiden und Chor des Heidenvolkes): Diese dumpfen Pfaffenchristen, lasst uns keck sie überlisten! Mit dem Teufel, den sie fabeln, wollen wir sie selbst erschrecken! Kommt! Mit Zacken und mit Gabeln und mit Glut und Klapperstöcken lärmen wir bei nächt'ger Weile durch die engen Felsenstrecken. Kauz und Eule heul’ in unser Rundgeheule! Kommt, kommt, kommt! Bariton und Chor (Der Priester und Chor der Druiden und des Heidenvolkes): So weit gebracht, daß wir bei Nacht Allvater heimlich singen! Doch ist es Tag, sobald man mag ein reines Herz dir bringen. Du kannst zwar heut’ und manche Zeit dem Feinde viel erlauben. Die Flamme reinigt sich vom Rauch: so reinig' unsern Glauben! Und raubt man uns den alten Brauch, dein Licht, wer will es rauben? Tenor und Chor (Christliche Wächter): Hilf, ach hilf mir, Kriegsgeselle! Ach, es kommt die ganze Hölle! Sieh, wie die verhexten Leiber durch und durch von Flammen glühen! Menschenwölf' und Drachenweiber, die im Flug vorüberziehen! Welch entsetzliches Getöse! lasst uns, lasst uns alle fliehen! Oben flammt und saust der Böse! Aus dem Boden dampft rings ein Höllenbrodem! Lasst uns fliehn! 6 Bariton und Chor (Der Priester und Chor der Druiden und des Heidenvolkes): Die Flamme reinigt sich vom Rauch: so reinig’ unsern Glauben! Und raubt man uns den alten Brauch, dein Licht, wer kann es rauben! Ludwig van Beethoven vollendete sein ' 5. Klavierkonzert Es-Durop. 7 3 im Jahre 1809. Die erste Aufführung des Werkes fand im November 1810 im Leipziger Gewandhaus durch den Pianisten Friedrich Schnei der statt und errang großen Beifall. Beethoven selbst hat sein letztes Klavier konzert, das ursprünglich wohl für eine eigene, dann aber nicht zustande ge kommene Akademie vorgesehen war, nicht mehr öffentlich gespielt. Das Es-Dur- Konzert ist im Gegensatz zu dem vorhergehenden, mehr lyrischen Klavierkonzert in G-Dur ein Werk von ausgeprägt kraftvoll-heroischem Charakter, dessen streitbar-sieghafte Männlichkeit gewiß vom patriotischen Geiste der Zeit nicht unbeeinflußt geblieben sein mag. Mit Recht ist es häufig als „Klavier-Sinfonie" oder als „Sinfonie mit Soloklavier" bezeichnet worden, ist doch das Orchester hier in ganz besonderem Maße an der wahrhaft sinfonischen Anlage beteiligt, als gleichberechtigter Partner des Pianisten, an den gleichwohl in bezug auf virtuos-technisches Können und geistige Vertiefung hier auch außerordentlich hohe Anforderungen gestellt werden. Uber die Hälfte des gesamten Werkes nimmt der breit angelegte erste Satz ein, der schon rein äußerlich in seiner gewaltigen Ausdehnung (mit einer Länge von 582 Takten) und ebenso in seinem geistigen Gehalt alle früheren Solistenkon zerte übertrifft. Mit einer gleichsam improvisierenden, rauschenden Einleitung beginnt das Soloklavier nach einem Fortissimoakkord des Orchesters den Satz. Danach erklingt im Tutti das stolze, prägnante Hauptthema, dem als zweites Thema eine Marschmelodie zur Seite gestellt wird, die zuerst leise, wie von ferne, mit punktiertem Rhythmus in den Bässen in Moll hingetupft und darauf, hymnisch von den Hörnern vorgetragen, nach Dur abgewandelt wird. In einem chromatischen Lauf setzt wirkungsvoll der Solopart ein, mit dem variierten Hauptthema in das Geschehen eingreifend. Nun entwickelt sich in dem groß artigen Durchführungsteil ein an dramatischen Auseinandersetzungen, an küh nen Ideen, an immer neuen thematischen und stimmungsmäßigen Gestaltungen und an wunderbaren Schönheiten überreicher Dialog zwischen Soloinstrument und Orchester. Da der Klavierpart das virtuose Element während des Satzab laufes im Dienste der Ausdrucksverbesserung bereits in sehr bedeutendem Maße einbezieht, hat Beethoven in diesem Konzert auf die übliche große Solokadenz vor Schluß des ersten Satzes verzichtet. Dennoch wird dem Soloklavier in der abschließenden glanzvollen Coda in organischer Verbindung mit dem Orchester part noch einmal Gelegenheit zu virtuosem Brillieren gegeben. Der zarte zweite Satz (Adagio un poco mosso) bildet in seiner besinnlichen Innigkeit einen starken Kontrast zu dem vorangegangenen. Sein feierliches, ergre'fendes Liedthema, zunächst in edler Harmonisierung von den Streichern musiziert, wird vom Soloinstrument im Verlaufe des ziemlich kurzen Satzes in Figurationen aus perlenden Trioienketten, Terzen- und Sextenpassagen sanft umspielt. Aus dieser träumerischen Stimmung erfolgt unmittelbar der Übergang in das Firalrondo, wobei am Ende des Adagios durch das Soloklavier bereits ganz