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als dieses. Sparsam wiederum ist der Klaviersatz, der häufig in Oktaven-Uni- sonogängen und in Terzen und Sexten geführt wird. Nicht das Virtuose stellt im Vordergrund, sondern die Plastik des musikalischen Ausdrucks, die Klar heit der Linie (man beachte die durchsichtige Instrumentation), der Einfallsreich tum dieser Musik, der wie immer bei Schostakowitsch fasziniert. Mit einem witzigen, marschähnlichen Thema in den Fagotten, Klarinetten und Oboen, das an Schostakowilschs erste Sinfonie anklingt, beginnt der erste Satz (Allegro). Einen kontrastierenden Seitengedanken bringt danach das Klavier, während die Holzbläser an ihrem Thema testhalten. Fanfarenartig wirkt sodann das zweite Thema des Klaviers mit seinen Tonwiederholungen, dem sich etwas später ein schönes Legato-Motiv des Soloinstrumentes in fließender Achtelbewe gung anschließt. Wie meisterhaft Schostakowitsch das vorgegebene Material verarbeitet, spielerisch-musikantisch damit schaltet, Motorik und fesselnde rhythmischen Pointen verknüpft, muß man einfach nacherleben. Worte vermögen es kaum zu sagen. Hingewiesen sei noch auf die reizvolle Zweistimmigkeit der Solokadenz. Der lyrische zweite Satz (Andante) verarbeitet einen fast brahmsisch anmuten den Liedgedanken (in den Streichern zu Beginn) und ein romantisch-empfin dungsvolles Klavierthema mit charakteristischer Triolenbegleitung. Vom Klavier rhythmisch und figurativ vorbereitet, folgt unmittelbar das wirblige Finale (Allegro), das sein Spannungsfeld aus der rhythmischen Bewegtheit und grotes ken lurbulenz seiner beiden Themen empfängt, aus dem ersten (im Klavier) mit seinen beharrlichen Tonrepetitionen auf c und aus dem zweiten (von den Bläsern angestimmt) mit seinem vitalen 7 ; 8-Rhythmus und gleichfalls typischen Tonwiederholungen. Dankbar ist der Klavierpart. Der mitreißende rhythmische Schwung des Satzes zwingt den Hörer bis zum letzten Takt in seinen Bann. Anton in Dvoraks 9. und letzte Sinfonie e-Moll op. 95 ent stand 1893 in New York während des Amerikaaufenthaltes des tschechischen Meisters. Er war 1892 in die „Neue Welt" gekommen, um drei Jahre lang als Direktor des Konservatoriums in New York tätig zu sein. Die Rationalität und Betriebsamkeit des amerikanischen Lebens, die neuen Maschinen, Wolken kratzer usw. machten großen Eindruck auf Dvorak, der sich gewiß gerade auf die Gestaltung des ersten und letzten Satzes der 9. Sinfonie, seines ersten „amerikanischen" Werkes, ausgewirkt hat. Besonders wichtig jedoch waren die menschlichen Begegnungen für Dvorak, seine Berührung mit den schlichten Liedern der Ureinwohner Amerikas, der Indianer, und mit den Gesängen der Neger. Ein Widerhall dieser amerikanischen Volksmusik ist in der Partitur der Sinfonie „Aus der Neuen Welt" unmittelbar festzustellen, ohne daß der tschechische Meister irgendwelche fremden Melodien verwendet hätte: „Ich habe von keiner dieser Melodien Gebrauch gemacht. Ich habe nur eigene Themen geschrieben, denen ich die Besonderheiten der Indianermusik verlieh. Indem ich diese Themen zum Vorwurf nahm, habe ich sie mit allen Errungen schaften der modernen Rhythmik, Harmonik und Kontrapunktik sowie des Orchesterkolorits zur Entwicklung gebracht." Die Uraufführung der Sinfonie erfolgte am 16. Dezember 1893 in der New Yorker Carnegie Hall unter der Leitung von Anton Seidl, einem Freunde Richard Wagners. Als Dvorak von den amerikanischen Kritikern als „Erfinder des amerikanischen Musik" gepriesen wurde, entgegnete er mit dem ihm eigenen Humor: „Es scheint, ich habe ihnen den Verstand verdreht! Bei uns zu Hause wird man begreifen, was ich meinte!“ In der Tat: Dvorak ließ mit der Sinfonie „Aus der Neuen Welt" eines seiner besten und zugleich typisch tschechischen Werke in die Welt hinausgehen, das seitdem zu den volkstümlichsten, belieb testen Schöpfungen des internationalen sinfonischen Repertoires gehört. Eine schwermütige, langsame Einleitung ist dem ersten Satz vorangestellt, aus der sich zunächst zaghaft, dann immer bestimmter der Hauptsatz (Allegro molto) mit seinem zweiteiligen markanten Hauptthema, eine plastische Drei klangs-Melodie, entwickelt. Freudig bewegt ist das zweite Thema, vom ersten abgeleitet. Dieses Material bildet die Grundlage des einfach, übersichtlich und vor allem mitreißend gestalteten Satzes. Einen der schönsten langsamen Sätze der sinfonischen Weltliteratur stellt das anschließende Largo dar, das durch die Szene eines Indianerbegräbnisses aus Longfellows Epos „Hiawatha" angeregt wurde. Das Englischhorn stimmt die ergreifende, melancholische Trauermelodie an, die Klage über den Tod von Hiawathas treuer Gefährtin Minnehah. Das Largo ist dreiteilig angelegt. Der Mittelteil weist eine gleichsam indianische Intonation auf, ist erregter in seiner Haltung und führt zu einem feierlichen Gesang der Holzbläser. In großer Steigerung erklingen schließlich die Hauptthemen des ersten Satzes, bis dann wieder die erhabene Klage des Anfangs einsetzt. Nach dem gedankenreichen Largo führt uns das Scherzo (Molto vivace) in eine gänzlich andere Welt. Wieder liegt ein Bild aus Longfellows Dichtung zugrunde: der Festtanz der Indianer zur Hochzeit Hiawathas. Ein rhythmisch akzentuiertes, harmonisch geführtes Thema charakterisiert den Indianertanz. Ein anmutiger, lyrischer Mittelteil mit walzerartigem Rhythmus löst die lebhafte wirbelnde Bewegung ab. In der Überleitung zum Trio erscheint unvermutet das Hauptthema des ersten Satzes. Nun erklingt eine echte tschechische Tanz melodie mit lustigen Sprüngen und zarten Trillern der Holzbläser — Ausdruck sehnsuchtsvoller Erinnerungen des Komponisten an seine Heimat. Eine strah lende Coda krönt die Wiederholung des Scherzo-Hauptteiles, in der das Hauptthema des ersten Satzes von den Hörnern kraftvoll vorgetragen wird. Zart klingt sodann der Hochzeitstanz aus. Einen freudig erregten, ungestümen, aber auch erhabenen Charakter hat das Finale (Allegro con fuoco). Marschhaft, energisch ertönt sogleich das Haupt thema, das im weiteren Satzverlauf mit den Hauptthemen aus den voran gegangenen Sätzen verbunden wird. Nicht nur Empfindungen über die „Neue Welt", sondern auch Gedanken an die ferne, geliebte Heimat sind in diesem schwungvollen, mitreißenden Satz dem Komponisten aus der Feder geflossen, der gerade mit besonders starkem Heimweh über der Arbeit am Schlußsatz saß. Immerhin erwartete er zu jener Zeit die Ankunft seiner Kinder in Amerika, die er ein ganzes Jahr nicht gesehen hatte. Dr. habil. Dieter Härtwig VORANKÜNDIGUNGEN: Mittwoch, den 23., und Donnerstag, den 24. Februar 1972, jeweils 20 Uhr, Kulturpalast 6. AUSSERORDENTLICHES KONZERT Dirgent: Lothar Seyfarth Solist: Jean Bernard Pommier, Frankreich, Klavier Werke von Mussorgski, Liszt und Mozart Freier Kartenverkauf Freitag, den 3., und Sonnabend, den 4. März 1972, jeweils 20 Uhr, Kulturpalast Einführungsvorträge jeweils 19 Uhr Dr. habil. Dieter Härtwig 7. PHILHARMONISCHES KONZERT Dirigent: Kurt Masur Solistin: Karine Georgien. Sowjetunion, Violoncello Werke von Händel, Haydn, Tschaikowski und Smetana Anrecht A Programmblätter der Dresdner Philharmonie — Spielzeit 1971/72 — Chefdirigent: Kurt Masur Redaktion: Dr. habil. Dieter Härtwig Druck: veb polydruck, Werk 3 Pirna — 111-25-12 3 ItG 009-10-72 »Inilhannniomi 6. PHILHARMONISCHES KONZERT 1971/72