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L H A R M O N I E 3. Juni 1972, 20.00 Uhr Sonnabend, den Juni 1972, 20.00 Uhr Sonntag, den 4. Festsaal des Kulturpalastes Dresden Im Rahmen des Dresdner Sommers 1972 Dirigent: Heinz Bongartz, Dresden Solistin: Cecile Ousset, Frankreich, Klavier Ouvertüre zu „Euryanthe PAUSE — Allegro molto illlllllillllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllliillllllllllllllllllllllllllllllllllllllilllllllllllllllllllliiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiilllilllllilllllllllllll (Molto vivace) con fuoco Konzert für Klavier und Orchester a-Moll op. 54 Allegro affettuoso Intermezzo (Andantino grazioso) Allegro vivace Antonin Dvorak 1841-1904 Robert Schumann 1810-1856 Carl Maria von Weber 1786-1826 Sinfonie Nr. 9 e-Moll op. 95 (Aus der neuen Welt) Adagio Largo Scherzo Allegro DRESDNER PHI ZUR EINFÜHRUNG Carl Maria von Webers Oper „Euryonthe" wurde am 25. ( in Wien uraufgeführt. Trotz anfänglichen Erfolges, der wohl mehr der des durch seinen „Freischütz" bereits weltberühmt gewordenen Komponisten galt, konnte sich das Werk durch das unzulängliche, verworrene Libretto der Dichterin Helmine von Chezy (1783—1856) nicht im Repertoire der Musikbühnen halten. Auch verschiedene Bearbeitungen vermochten an dieser Tatsache bis heute nichts zu ändern. Ähnlich wie bei Webers letzter Oper „Oberon", die gleichfalls unter einem wenig bühnenwirksamen Textbuch leidet, sind von der herrlichen Musik des Komponisten bei beiden Werken eigentlich nur die Ouver türen lebendig geblieben, die als wirkungsvolle, glänzende Orchesterstücke mit Recht zu den beliebtesten Schöpfungen Webers gehören und häufig im Konzert saal begegnen. Wie in der Ouvertüre zum „Freischütz" wird auch in der „Euryanthe”- Ouvertüre der Grundgedanke der Oper zum Ausdruck gebracht: der Sieg des Guten über das Böse — die Überwindung feindlicher, böser Mächte durch die standhafte Liebe eines edlen jungen Paares. Der Oper entnommene Motive wer den in diesem Sinne programmatisch miteinander verbunden, jedoch bedarf es zum Verständnis des äußerst plastisch gestalteten Werkes keineswegs einer genauen Kenntnis der im einzelnen nicht eben logischen, sehr verschlungenen Handlung, die im mittelalterlich-ritterlichen Milieu spielt. Das heroisch-stolze Marschthema zu Beginn der Ouvertüre gibt eine allgemeine Einstimmung in die Welt rittei- lichen Glanzes. In einem gesangvollen Seitenthema erklingt die schwärmerische Liebesweise des Ritters Adolar, des Helden der Oper. Nach einem spannungs reichen Übergang beschwört eine kurze Largo-Episode mit schwebenden Gei genklängen eine feierliche, geheimnisvoll-mystische Stimmung herauf - die motivische Andeutung von Gefahren, die dem Liebespaar fast zum Verhängnis werden. Nun entwickelt sich ein in den tiefen Streichern beginnendes Fugato, das allmählich wieder zu den Motiven des Anfangs überleitet. Mit der Wieder aufnahme und Vereinigung der beiden Themen der Einleitung wird in einem jubelnden, strahlenden Hymnus schließlich der Sieg des Guten gefeiert. Im Jahre 1839 schrieb Robert Schumann seiner Braut Clara Wieck über die geplante Komposition eines Klavierkonzertes, das er ihr zugedacht hatte: „Es wird ein Mittelding zwischen Sinfonie, Konzert und großer Sonate; ich kann kein Konzert für Virtuosen schreiben und muß auf etwas anderes sinnen". Schon sehr viel früher halte sich Schumann mit dem Plan eines Klavierkonzertes beschäftigt. Bereits von dem 17jährigen existieren Notizen über den Entwurf eines Konzertes in E-Dur, dem während seiner Studienzeit in Heidelberg die Arbeit an einem anderen in F-Dur folgte; von beiden Entwürfen ist jedoch nichts mehr erhalten. Das Klavierkonzert a-Moll op. 54 entstammt den Jahren 1841 bis 1845. Nachdem der Komponist 1841 den ersten Satz des Kon zertes als selbständige „Konzertfantasie für Klavier und Orchester" vollendet hatte, entstanden erst vier Jahre später die beiden anderen Sätze des Werkes. Die Uraufführung fand am 4. Dezember 1845 mit Clara Schumann als Solistin in Dresden statt. Kurz danach wurde es auch im Leipziger Gewandhaus, hier unter der Leitung Felix Mendelssohn Bartholdys, aufgeführt. Der große Erfolg, den das Werk von Anfang an hatte, ist ihm stets treu geblieben. Tatsächlich stellt das a-Moll-Klavierkonzert — Schumanns einziges Konzert für dieses Instrument — nicht nur eines der genialsten und auch der bekanntesten Werke des Meisters dar, sondern gehört zu den schönsten und bedeutendsten Schöp fungen dieser Gattung überhaupt. Zu einer Zeit geschrieben, als die von Mozart und Beethoven geprägte klassische Form des Klavierkonzertes viele Komponisten dazu verführte, unselbständig diese großen Vorbilder nachzuahmen, brachte Schumann in seinem Konzert in schöpferischer Weiterentwicklung, dem neuen Geist seiner Epoche entsprechend, formal wie inhaltlich ganz Neues und Eigenes Die in Tarbes geborene französische Pianistin CI-iCILE OUSSET, die seit Jahren zu den ständigen Gästen der Dresdner Philharmonie gehört, zeigte seit frühester Kindheit außer gewöhnliche musikalische Anlagen. Ihr erstes Konzert gab sie bereits mit 5’/s Jahren in Alger. Als Schülerin von Marcel Ciampi am Pariser National-Konservatorium erhielt sie im Alter von 14 Jahren einen 1. Preis. In der Folgezeit gewann sie bei internationalen Wettbewerben höchste Auszeichnungen, u. a. den Preis „Marguerite Long-Jacques Thibaud", den Preis „Königin Elisabeth von Belgien“ und den „Van-Cliburn"-Preis in den USA. Mit aufsehen erregenden Erfolgen konzertierte Cecile Ousset in allen Ländern Europas, in Nordafrika, Nord- und Südamerika, Japan sowie auf zahlreichen Inseln Ozeaniens. Cecile Ousset hat Schallplatten bei Decca und Eterna aufgenommen.