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DRESDNER PHILHARMONIE ZUR EINFÜHRUNG Sonnabend, den 1. April 1972, 20.00 Uhr Sonntag, den 2. April 1972, 20.00 Uhr Festsaal des Kulturpalasles Dresden 7. AUSSERORDENTLICHES KONZERT Dirigent: Kurt Masur Solist: Arto Noras, Finnland, Violoncello Felix Mendelssohn Bartholdy Ouvertüre zu „Ein Sommernachistraum" op. 21 1809-1847 Antonin Dvorak 1841-1904 Konzert für Violoncello und Orchester h-Moll op. 104 Allegro Adagio ma non troppo Finale (Allegro moderato) PAUSE Johannes Brahms 1833-1897 Sinfonie Nr. 2 D-Dur op. 73 Allegro non troppo Adagio non troppo Allegretto grazioso (quasi Andantino) Allegro con spirito Zum 75. Todestag des Komponisten am 3. April 1972 Der finnische Cellist ARTO NORAS wurde 1942 geboren. Bereits im Alter von fünf Jahren begann er mit dem Cellospiel. Als Achtjähriger wurde er in die Sibelius-Akademie in Helsinki als Schüler von Prof. Yrjö Selin aufgenommen. Anschließend vervollkommnete er seine Ausbildung am Pariser Conservatoire bei Paul Tortelier und gewann 1964 dort einen 1. Preis. Besonderes Aufsehen erregte er im Internationalen Tschaikowski-Wettbewerb 1966 in Moskau: Arto Noras wurde 2. Preisträger. Aus dem Internationalen Wettbewerb in Kopenhagen 1967 konnte der Künstler ebenfalls als Preisträger hervorgehen. Zahlreiche Konzertreisen sicherten ihm nicht nur in der Heimat großen Erfolg, sondern auch in Schweden, Westdeutschland, Frankreich, Großbritannien, Österreich und in den USA. Mehrere Rund ¬ funkstationen, darunter BBC, verpflichteten ihn zu Aufnahmen. Illlllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllll||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||i l ||||||||||llll|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||| I Illllllll Illlllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllll Mit 17 Jahren, 1826, als Primaner gelang Felix Mendelssohr Bartholdy mit der Komposition der Sommernachtstraum- Ouvertüre (deren Partitur im Jahre 1835 als op. 21 erschien) ein Genie streich, der seinen Namen zum e'rsten Male über Berlin hinaus bekannt werden ließ. Im gleichen Jahr, in dem Weber seinen „Oberon" auf die Bühne brachte, wandte sich auch Mendelssohn Oberons Zauberreich zu. Zunächst lag die Ouvertüre lediglich in einer Fassung für Klavier zu vier Händen vor: erst einige Jahre später wurde 1 sie, in dieser endgültigen Gestalt von Robert Schumann begeistert begrüßt, mit meisterhafter orchestraler Koloristik, Durch sichtigkeit und Charakteristik versehen. Die Shakespeare-Übersetzungen August Wilhelm Schlegels und Ludwig Tie'cks hatten Anfang des 19. Jahr hunderts die Werke des englischen Dichters in Deutschland bekanntgemacht. Die familiäre Beziehung der Mendelssohns zu Friedrich Schlegel mag dazu beigetragen haben, dem jungen Komponisten die Welt Shakespeares zu erschließen. Mit der Sommernachtstraum-Ouvertüre fügte Mendelssohn dem Intonationsschatz der Musik des frühen 19. Jahrhunderts eine höchst originelle, persönliche' Leistung bei: den Ton der märchenhaft-heiteren, hell-freundlichen Geistersphäre. Romantische Naturbeseelung, Waldesrauschen, der Zauber der Mondnacht, das Flüstern der Elfen und Nixen — all das wird mit märchen hafter Poesie in diesem Stück lebendig. Das Violoncellokonzert h-Moll op. 104 begann Antonin Dvorak am 8. November 1894 in New York, noch während seines Aufent haltes in Amerika, zu komponieren und schloß die Arbeit im wesentlichen am 9. Februar des folgenden Jahres ab. Nach seiner Rückkehr in die tschechische Heimat wurde dann der letzte Satz noch entscheidend erweitert. Auf die Gestaltung des Soloparts nahm der damals berühmte Cellist des Böhmischen Quartetts, Hanus Wihan, dem das Konzert auch gewidmet wurde, wesentlichen Einfluß. Obwohl Dvorak das Violoncello nicht eigentlich liebte - weil es, wie’ er sich ausdrückte, „oben kreischt und unten brummt" — schuf er mit seinem h-Moll-Konzrt, das eine Sinfonie mit obligatem Violoncello ge nannt zu werde'n verdient, eine der schönsten Perlen der Cello-Literatur, da es dem Solisten alles gibt, was er sich wünschen kann: ausdrucksvolle Kantilenen, einen mitreißenden rhythmischen Elan und technische Brillanz. Unter der Leitung des Komponisten erklang das Werk zum erstenmal am 19. März 1896 in London mit dem englischen Cellisten Leo Stern, der das Konzert auch einen Monat später in Prag bekanntmachte. Der erste Satz (Allegro) beginnt mit einer längeren, ausdrucksvollen Orchester einleitung, die das thematische Material vorstellt, namentlich die beiden führen den Themen: das besonders gelungene erste mit seinem heroisch-kraftvollen Charakter und das lyrische zweite, zunächst vom Waldhorn angestimmte. Beide Themen werden danach auch vom Soloinstrument aufgegriffen. Der Aufbau des ganzen Satzes ist locker, fast rhapsodisch. Der zweite Satz (Adagio) ist eine der schönsten lyrischen Eingebungen Dvoraks. Das gesangvolle Thema erklingt zuerst in den Klarinetten, bevor es vom Soio- cello aufgegriffen wird. Der spannungsgeladene Mittelteil geht in eine Re miniszenz an Dvoraks Liedschaffen über. Der wirkungsvollste Teil des Konzerts ist fraglos das Finale (Allegro moderato) mit seiner Fülle von pathetischen, melancholischen und rhythmisch-zündenden Gedanken. Das Hauptthema drückt die Freude des Komponisten über die be vorstehende Rückkehr in die Heimat aus, das Soloinstrument führt die lapidare Melodie nach kurzem Orchestervorspiel vor. Seitenthemen unterstützen diesen