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VORANKÜNDIGUNG: Uhr, Kulturpalast Anrecht A Uhr, Kulturpalast Freier Kartenverkauf Es-Dur stehenden pastoralen Andante mit kantablen, zum Teil etwas elegischen Melodien ein Bild scheinbaren inneren Friedens gezeichnet. Ungeheure Steigerungen und Höhepunkte bringt endlich das gigantische, monumentale Finale, der eigentliche Kernsatz der Sinfonie. Nach einer mäch tigen Sostenuto-Einleitung und der nacheinander erfolgenden Aufstellung des äußerst vielfältigen thematischen Materials werden in diesem sehr umfang reichen, größte Anforderungen an den Hörer stellenden Satz, der besonders mit dem ersten Satz durch thematische Beziehungen verknüpft ist (Marschrhythmen, Choral, „Leitmotiv"), in der riesenhaften Durchführung — es handelt sich dabei im Grunde um drei Durchführungen — gewaltigste Kämpfe und Auseinander setzungen voll stärkster Kraftentfaltung ausgetragen. Doch diesem wahrhaft erbitterten, heroischen Ringen und Aufbegehren ist kein Sieg beschieden; zweimal gebietet ihm ein symbolisch aufzufassender wuchtiger Hammerschlag Halt. Dann ist die Widerstandskraft endgültig gebrochen, und in Resignation und dumpfer Hoffnungslosigkeit klingt das Werk aus. Programmblätter der Dresdner Philharmonie — Spielzeit 1971/72 — Chefdirigent: Kurt Masur Redaktion: Dr. habil. Dieter Hartwig Die Einführung in das Violinkonzert G-Dur von Joseph Haydn schrieb unser Praktikant Andreas Glöckner vom Bereich Musikwissenschaft der Karl-Marx-Universität Leipzig Druck: veb polydruck, Werk 3 Pirna - 111-25-12 3 ItG 009-23-72 Sonnabend, den 3. Juni und Sonntag, den 4. Juni 1972, jeweils 20 10. AUSSERORDENTLICHES KONZERT Dirigent: Kurt Masur Solistin: Cecile Dusset, Frankreich, Klavier Werke von Prokofjew, Schumann und Dvorak selbstverständlich nicht ohne Einfluß blieben, mögen hier ihren Niederschlag gefunden haben; zudem ist denn wohl auch viel intim Persönliches aus Mahlers Leben in die Sinfonie eingegangen. „Kein Werk ist ihm so unmittelbar aus dem Herzen geflossen wie dieses. Wir weinten damals beide, so tief fühlten wir diese Musik und was sie vorahnend verriet. Die .Sechste' ist ein allerper sönlichstes Werk", schrieb seine Gattin Alma dazu. Demgegenüber muß aber auch deutlich herausgestellt werden, daß die tragische Grundhaltung der 6. Sinfonie keinesfalls als abschließendes Bekenntnis des Komponisten zu werten ist, der im Grunde durchaus kein Pessimist war, sondern für den das Leben immer lebens-, immer kämpfenswert blieb. Bereits in seiner nächsten, der 7. Sinfonie’, fand er wieder zu sieghafter Überwindung der dunklen Mächte, und bezeichnenderweise ist die „Sechste" überhaupt die einzige seiner Sinfonien, die derartig resignierend beschlossen wird. In seinem formalen Aufbau ist das eine ungemeine Verfeinerung des musikali schen Ausdrucks aufweisende Werk traditionell viersätzig und nicht wie andere Mahler-Sinfonien in Abteilungen gegliedert. Wesentlich erscheinen die stark erweiterte Thematik und die vielfältigen thematisch-gedanklichen Verbindungen zwischen den einzelnen Sätzen. (Hierbei sei vor allem das charakteristische symbolische „Motto" der Sinfonie erwähnt, das in Gestalt eines kurzen „Leit motivs", des nach a-Moll absinkenden A-Dur-Dreiklangs, an entscheidenden Stellen auftritt und das gewaltsame Niedergedrücktwerden symbolisieren soll.) In bezug auf die riesigen orchestralen Mittel, die Mahler wiederum einsetzte, um seine geistigen Intentionen zu verdeutlichen, wird sogar gegenüber der 5. Sinfonie noch eine Steigerung erreicht; vor allem kommt ein besonders großes Aufgebot von Schlaginstrumenten (u. a. Rute, Holzklapper, Herdenglocken, Hammer) zur Anwendung. Ein Allegro energico bildet den ersten Satz. Aus Marschrhythmen entwickelt sich das Hauptthema von trotziger Entschlossenheit, dann erklingt zum ersten mal als Trompetenmotiv das bereits genannte „Motto" der Sinfonie. Nach einem choralartigen Seitensatz in F-Dur wird das leidenschaftliche zweite Thema (mit dem der Komponist Alma porträtieren wollte) vorgetragen. Auf dem Höhepunkt der dramatischen, erregenden Durchführung, in der das thematische Material überaus kunstvoll verarbeitet wird, erreicht plötzlich ferner Glockenklang unser Ohr. „Es ertönen inmitten wilder Leidensausbrüche für einen Augenblick vertraute Klänge von Bergesseligkeit und Weltenferne (,wo der Mensch nicht hinkommt mit seiner Qual'). Sirenenhaft lockende Vorstellungen von Gelöstheit und Freiheit nehmen Gestalt an von .Freiheit' — in Einsamkeit auf Alpengipfeln — zauberhaft in ihrer Tonwelt, in ihrer für Mahler ja fast sprichwörtlichen, unerhört diffe- 'enzierten Orchesterbehandlung, mit hochgelegenem Streicherpianissimo, Her denglocken, pastoralen Hornrufen: ein ergreifend musiziertes .Verweile doch, du bist so schön' - doch nur, um alsbald noch abgrundtieferem Leid, noch rasenderem Kampf Platz zu machen. Denn er weiß wohl von der Kurzlebigkeit solcher Trugbilder in einem tobenden Meer brutaler Wirklichkeit" (E. H. Meyer). Erneut beginnt in der Reprise das erbitterte Ringen; doch hier erscheint der Kampf noch nicht als aussichtslos: in strahlendem A-Dur schließt der Satz mit lewaltigen, sieghaft-triumphalen Klängen. Ter zweite Satz, ein typisches Mahlersches skurril-bizarres Scherzo mit dämo- lisch-fantastischen Zügen, dessen Thema aus einem Paukenrhythmus entsteht, eugt wieder von größter seelischer Zerrissenheit und Zerklüftung. Auch ein Teil mit riocharakter, „Altväterisch, grazioso" überschrieben, trägt trotz schlichter, voiks- iedhafter Thematik durch seltsam schwankende Dynamik und unsteten Wechsel wischen 3 / g - und %-Takt (womit übrigens das „arhythmische Spielen der bei den kleinen Kinder" wiedergegeben werden sollte, „die torkelnd durch den Sand aufen") zu dieser Haltung des düster verklingenden Scherzos bei. — In stim- nungsmäßigem Kontrast zu den vorausgehenden Sätzen wird im folgenden, in Freitag, den 26., und Sonnabend, den 27. Mai 1972, jeweils 20.00 Einführungsvorträge jeweils 19.00 Uhr Dr. habil. Dieter Härtwig 10. PHILHARMONISCHES KONZERT Dirigent: Lothar Seyfarth Solist: Bernard Ringeissen, Frankreich, Klavier Werke von Beethoven und Bruckner »hhamnoni 9. PHILHARMONISCHES KONZERT 1971/72