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Rabenauer Anzeiger : 21.10.1915
- Erscheinungsdatum
- 1915-10-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-191510217
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19151021
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19151021
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1915
-
Monat
1915-10
- Tag 1915-10-21
-
Monat
1915-10
-
Jahr
1915
- Titel
- Rabenauer Anzeiger : 21.10.1915
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Die letzte Kriegswoche. Ver neue Valtankeleg. Serbiens Dank an Oesterreich« Laser yauplfeinv England. Vie Enschöpfang alles unserer Aeinvs. Delcaffees Slnrz. Die Weltgeschichte malt neue Bilder an die Wand. Der Angriff der Bulgaren auf das benachbarte Königreich Serbien tausL? abermals die Verhältnisse aus. Vor drei Jahren foch ten die Bulgaren und Serben mit den Griechen gegen bla Türken, vor zwei Jahren sielen die Serben und Griechen den Bulgaren kn den Rücken und nahmen ihm den gerechten Sieges lohn ab, und heute find die Regimenter des Königs Ferdinand, des Zaren aller Bulgaren, drauf und dran, für die frühere Treulosigkeit mit dem einstigen serbischen Verbündeten Ab rechnung zu halten. Alle Bemühungen aus Paris, London und Petersburg haben nichts genützt, Bulgarien hat seine ge rechten und wahren Interessen tapfer verteidigt, und zu dem ersten Vieroerband von England, Frankreich, Rußland und Italien ist nun ein zweiter gekommen. Osterreich-Ungarn, Deutschland, die Türkei und jetzt Bulgarien stehen Schulter an Schulter, und es weiß niemand, ob nicht noch ein Kampf genosse sich hinzugesellt. Auch die Freundschaft des serbischen Staates zu seinen großmächligen Nachbarn ist nicht dieselbe geblieben. Im Jahre 1885 errettete Osterreich-Ungarn Serbien vor der voll ständigen Bezwingung durch den Fürsten Alexander von Bul garien. Damals griff König Milan von Serbien seinen Nach barn, den Bulgarensürsten, an, ward aber in der dreitägigen Schlacht von Sliwnttza, unweit von Sofia und später noch mals bei Pirot total geschlagen und eS hing an einem seidenen Faden, daß die serbische Hauptstadt Belgrad nicht von den Bulgaren erobert wurde. Da erhielten die siegreichen Ba taillone des Battenberges aus Sofia den Bescheid, daß sie vor Belgrad auf österreichische Bajonette stoßen würden, und dies Ultimatum gab in Sofia zu bedenken. So rettete Osterreich- Ungarn den Serbenstaat, der dann vollständig in daS paN- slawistisch-moSkowitifche Fahrwasser «inbog, und besten Meu chelmörder im vorletzten Juli in der bosnischen Hauptstadt Sarajewo den österreichischen Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand Und seine Gemahlin, die Herzogin von Hohenberg, durch Bomben ermordeten. Das ist der Dank Serbiens an das Haus Österreich ge wesen, und Rußland hat dann die Gelegenheit benutzt, den König Peter vollständig zu sich hinüber zu ziehen. Die Thron besteigung des Königs Peter ist ein neuer Akt in dem Drama von Belgrad gewesen, dem bekanntlich die Ermordung des Königs Alexander und seiner Gattin Draga Maschtn voran gegangen war. Es ist oft behauptet worden, König Peter habe um das gräßliche Mafsacre gewußt, und die Behaup tung kann nicht in Abrede gestellt werden, wenn auch wohl die wettergehende Bemerkung, Küyig Peter Karageorgewitsch habe aus altem Famillerchatz gegen seinen Vorgänger Alexan der Obren owitsch das Verzechen angestistet, nicht als er wiesen angesehen werden kann. Jedenfalls liegt auf dem Throne von Belgrad schwere Blutschuld, die sich jetzt zu rächen beginnt. Es ist schwer abzusehen, wie sich der neue Krieg auf dem Balkan entwickeln wird. Die Bulgaren sind als sehr tapfere Soldaten bekannt, die vor drei Jahren in dem Tür kenkriege das Größte geleistet haben. Da ihnen heute im Angriff die mit vollem Erfolge über diessDonau gegangenen Deutschen und Österreicher entgegenkommrn und bereits wesentliche Erfolge über die Serben errungen haben, so dürfen sie mit guten Aussichten in die Zukunft blicken. Es bleibt indessen unsicher, wie die beiden Königreiche Rumänien und Griechenland sich zu Lem neuen Feldzuge stellen werden, die kaum für die Dauer abseits stehen werden, da auch sie sich nach Beute sehnen. Der Schlag, den Deutschland und Osterreich-Ungarn jetzt im Orient führen werden, gilt vor allem England. Unser Hauptfeind Großbritannien hat im Orient die stärksten Inter essen, und in London bestehen deswegen die größten Be fürchtungen. Wir können aushalten, was da kommen wird, und dürfen abwarten, ob die Briten diesen gegen sie ge ährten Hieb parieren werden. Der englisch-französische Ver- uch, von der heute griechischen Hafenfestung Saloniki auS n Griechenland und Serbien einzudringen und dem letztem Staate zu Hilfe zu kommen, ist sehr fragwürdig, weil Grie chenland keine Lust hat, sich die Beute aus den Fingern nehmen zu lassen. So kann der große Schlag kommen, der alle Teile gewappnet finden wird. Unsere Gegner müssen die Suppe, die sie sich eingebrockt haben, nun auch ausessen. So zuversichtlich wie den Balkankämpsen können wir auch den militärischen Entscheidungen auf den übrigen Kriegsschauplätzen entgegensehsn. Ohne Amerikas Hilfe läge Frankreich längst erschöpft am Boden. Die Unmenge von Munition, über die es dank den reichen amerikanischen Lieferungen verfügt, gestattet ihm immer aufs neue daS soge nannte Trommelfeuer auf unsere Linien zu eröffnen und heftige Vorstöße zu unternehmen. An der ehernen deutscheu Mauer sind jedoch alle Durchbruchsoersuche zerschellt. Die feindlichen Angriffe werden immer kürzer und seltener und man darf heute sagen, daß auch die fünfte Offensive trotz der heldenmütigen Tapferkeit der Franzosen, die nicht unter schätzt werden "soll, zusammengebrochcn ist. Die Verluste des Feindes sind ungeheuer groß. Wenn die Franzosen jetzt noch, durch England gedrängt, ihre neu gebildete Beiforl-Armee auflösen und einen Teil nach dem Balkan schicken müssen, dann sind sie dermaßen geschwächt, daß sie kaum noch zum Widerstand, geschweige zum Angriff fähig sind. Auch England ist trotz der Menge seiner farbigen Hilfs völker, die es bis auf die Knochen aussaugt, am Ende seiner Kräfte angelangt. Der Kriegsminister Lord Kitchener vermag trotz der .eifrigsten Propaganda keine Freiwilligen mehr auf zutreiben, so daß Negierung und Heeresleitung immer drin gender die Einführung der allgemeinen Dienstpflicht als die einzige Rettung fordern. In Rußland geht eS langsam, aber sicher und beharrlich vorwärts. Ein Block nach dem andern wird dem zarischen Riesenreiche entrissen, so daß daS Ganze bald dröhnend zusammenstürzen wird. In Wolhynien und Ostgaltzien, wo der Feind mit Rücksicht auf die Balkanereig nisse alle seine Kräfte angespannt hätte, um entscheidende Er folge zu erringen, ist die russische.Offensive gebrochen. In den Dardanellenkümpfen,die noch dew Abzug starker feindlicher Truppenabteilungen sichtlich abflauen, haben die verbündeten Türken ihre Überlegenheit so gründlich bewiesen, daß Eng länder und Franzosen von der Fortsetzung des Dardanellen- Unternehmens endgültig Abstand zu nehmen entschlossen scheinen. Die furchtbaren Verluste, die sie dort erlitten haben, werben ihnen die jürwitztge Unternehmung unvergeß lich machen. Wie die Dardanellen-Aktion, so wird voraus sichtlich auch der italienische Krieg endigen. Italien wird zur Anstellung der Feindkeliukeiien gezwungen kein, nachdem eS ziehenden Heere einen würdigen Rahmen böten, mahnt er alles in Bereitschaft zu halten, um die vielgenannten Statuen an dem Tage wiedertaufen zu können, an dem das tapfere französische Heer in Köln oder Frankfurt seinen Einzug halten werde. — Also niemals! Turneret unv Politik stehen zu einander wie Feuer und Wasser. Vor dem Kriege, als die Parteipolitik noch das laute Wort führte, hatte es manche scharfe Auseinander- ketiuna darüber o unter der Maske Rundschau. IranzSflscho Kindereien. Es ist kaum zu glauben, zu welchen Kindereien sich die Franzosen in ihrem Haß gegen Deutschland verleiten lasten. Nach der „Franks. Ztg." sind vor kurzem auf Anordnung des französischen Ministers für Verkehrsangelegenhciten die Namen auf den Sockeln der Statuen von Berlin, Wien, Köln und Frankfurt an der Vorderseite des Pariser Nordbahnhofes ausgekratzt worden. Zugleich machten sich Patrioten daran, eifrig" das Adreßbuch zu durchstöbern, und forderten eine Umtaufe aller Straßen und Plätze, deren Bezeichnung an eine der mit Frankreich im Kriege befindlichen Mächte erinnerte. Gegen dieje Kin dereien wendet sich der „Temps" in einem unter den jetzt- gen Verhältnissen doppelt bemerkenswerten Artikel, in dem er ausführt, daß es eines mächtigen Volkes unwürdig sei, gegen geographische Benennungen Krieg zu führen. Im weiteren Verlaufe seines Feldzuges gegen diese Kindereien leistet sich der „Temps" aber selbst eine ganz gewaltige, bet der man sich tatsächlich des Lachens nicht erwehren kann. Denn wie der „Figaro" fast täglich in die Pariser Stadt verwaltung dringt, doch um Gotteswillen die Champs Ely sees neu bepflanzen zu lasten, damit sie dem siegreich ein ketiuna darüber aeaeben. dak sich die politische Agitation unter der Maske von Turnvereinen breit mache. Wir hoffen, daß derartiges nicht wiederkehren wird. Immerhin bleibt das Wort des soeben im 90. Lebensjahre zu Leipzig ver storbenen Turnvaters, des Geheimen Sanitäisrats Goetz, auch für alle Zukunft bedeutsam und beachtenswert. Das Turnen kann nur dann seine reichen Früchte entfallen, wenn es als Mittel betrachtet wird, dem Vaterland aame. Äckttas Aly mmtacyly «na finanziell verblutet Yak. Dem Not- unk Tobvertrag des Dreiverbandes ist eS vorsichtigerweise fern« geblieben. Die militärischen Mißerfolge unserer Feinde üben ihr« Rückwirkung auf die inneren Verhältnisse der feindlicher Staaten aus und machen sich in schweren Erschütterung« bemerkbar. Der Sturz des französischen Ministers del Auswärtigen beleuchtet die Lage. Theophil Delcafsee, bei große Deutschenhasser, der Intime des verstorbenen Königs Eduard von England, der Mitkämpfer an der Verwirk- lichung des Einkreifungsgedankens, ist zur Strecke gebracht als er sich auf dem Wege zur Erreichung aller seiner ehr geizigen Pläne zu befinden glaubte. Wie kein anderer Franzose, so hatte er auf den Krieg gegen Deutschland hin gearbettet. Schon im Jahre 1908 glaubte er seinem Ziele nahe zu sein, Marokko sollte den Vürivand zur Kriegser klärung bieten. Damals wurde der Intrigant entlarvt und verschwand von seinem Ministersessel. Als einfacher Depu tierter wußte er sich jedoch bald wieder in den Vordergrund zu drängen und als Marineminister die Aufmerksamkeit der maßen auf sich zu lenken, daß er als Botschafter nach Petersburg entsandt wurde. Auch dort HK er in unver antwortlicher Werse zum Kriege gehetzt. Davon wird die Welt nach Eröffnung der Geheimarchive sicherlich einmal Kenntnis erhalten. Der Kriegsausbruch führte Delcafsee in das Ministerium zurück. Er wurde Minister des Auswär tigen und sah sich bereits vor der Verwirklichung aller seiner hochfligenden Pläne und Wünsche, Deutschlands Vernichtung war ihm gewiß. Sein Sturz ist die symbo lische Besiegelung des völligen Mißerfolges unserer Feinde. Auch die Stunde des anderen Kriegsschürers, des noch unsympathischeren englischen Ministers des Auswärtgen Grey, wird bald schlagen. Dieses edels Brüderpaar ver dient es nicht anders, als daß eS unter den Trümmern seiner ränkesüchtigen Pläne begraben wird. Ein Pyrrhussieg Vivianis. Trotz der Opferung Delcaffees hat der französische Ministerpräsident Viviani, der bis auf weiteres auch das Winstterlum des Äußern leitet, nur Ätzen SchÄnsieg errungen. Die Kammer sprach ihm zwar Mit M2 gegen nur 9 Stimmen das Vartrauen aus; da die Gefammthett der französischen Abgeordneten rund iiOO beträgt, so tst es klar, daß eine starke Minderheit sich der Abstimmung enthielt, um die ohnehin schon so verwickelte Lage nicht noch kritischer zu gestalten. Wie faul es im Staate Frankreich steht, und wie wenig be- friedigt die Kammer von Ler gegenwärtigen Lage ist, das konnte man den Darlegungen des Ministerpräsidenten ent nehmen, die im Grunde nichts weiter waren als eme fort gesetzte Kette »ou Ausflüchten. Als AMant den Rücktritt Delcafsee» mit dem üblen GssuudheitSzustano üeZ gestürzten MiytsterS zu begründen suchte, verlangte Sie Kammer Lie Verlesung des Dricasseeschen Abschiedsgesuchs. Herr Viviani erklärte nicht gerade, er habe da» Schreiben zerrissen oder verlegt, half sich aus der peinlichen Situation aber auch nicht bester mit der Erklärung heraus, Laß ihn niemand zur Ver lesung zwingen könnte, und Latz die gesamte Regierung mit der Balkanpolitik Delcaffees einverstanden gewesen sei. Die wissensdurstigen Parlamentarier lietzen sich so billig nicht äbspeisen, sondern nahmen Len unglücklichen Viviani In ein Kreuzfeuer, obwohl ein Abgeordneter warnend aus rief, die Republik habe nur zweierlei zu fürchten, die Einig keit Deutschlands und den ZwiesM. Frankreichs. Viviani entgegnete, daß er nicht nur mit dem französischen Parla ment, sondern auch mit den Verbündeten zu arbeiten hab« und sich daher auf kurze Erklärungen beschränken müße. Die Regierung kann sich nicht über alle mit den Verbün deten vereinbarten militärischen Pläne äußern. Serbien durfte der Vierverband nicht von vorn oder hinten ermorden lassen. Wenn dis Regierung nicht schneller handelte, so lag das daran, daß sie noch andere Verpflichtungen hatte. Wir mußten zwar eingreisen, aber nur im Einverständnis mit dem Gsneralstab und ohne unsere Hauptpflicht zu vergessen, d. h. ohne die französische Front zu vernachlässigen, wo eine Entscheidung fallen wird. Erst nachdem wir wußten, daß die französische Front nicht vernachlässigt wird, sind wir nach Saloniki gegangen. Die Truppenlandungen haben stattgesunden und werden fortgesetzt. Aus diesen Erklärungen des Ministerpräsidenten kann man heraushören, daß Frank reich die Offensive als aussichtslos eingestellt hat und die Heeresleitung sich auf die Verteidigung der militärischen Stellungen zu beschränken entschlossen ist. MSNnet z s eMMY WMVe MitiM PätkeiMWg jedoch muß den Turnvereinen als solchen fernbleiben. Die Bildung eines klaren politischen Urteils ist Sache und Pflicht des einzelnen ManneS. Erfolglosigkeit der englischen Sparsamkailskam- pague. Alls offiziellen und nicht offiziellen Mahnungen haben die englische Einfuhr nicht vermindern können. Ob wohl der September einen Arbeitstag weniger enthält als Ler vorangegangene August, war der Einfuhrwert höher als im August, nämlich 1404 Millionen Mk. gegen 1390 Millionen im Vormonat, während gleichzeitig die Ausfuhr etwas zurückging, so daß sich die Handelsbilanz noch mehr zuungunsten Englands verschlechterte und der Einsuhrwert den Ausfuhrwert für den einen Monat um volle 760 Milli onen Mk. überstieg. Das bemerkenswerteste ist dabei, daß gerade die Einfuhr von Jndustrieerzeugnisten am meisten stieg und hier sollte sich die Wirkung zeigen, wenn ein frei williger Versuch ernstlich gemacht würde, Ler Regierung in ihrer Finanznot durch Verminderung der Einfuhr von Lu xusartikeln zu helfen. In Deutschland ist von irgend einem Luxus nichts mehr zu merken, und dann haben wir den Vorteil, daß bei uns das Geld im Lande bleibt. Das reiche England aber treibt dem Pleitegeier in die Krallen. Das erfinderische England. Obgleich England in der Deutschenhetze das denbar Mögliche geleistet hat, erfindet eS doch mit einem Eifer, der einer besseren Sache würdig wäre, noch immer neue Formen, um seinem Haß gegen Deutschland Ausdruck zu verschaffen. Englische Blätter machten soeben die Entdeckung, daß zahlreiche englische Gesellschaften, vor allem Versicherungen, in neutralen Ländern deutsche Agenten haben. Jetzt sollen diese Gesellschaften gezwungen werden, ihre Ver treter zu entlassen und an deren Stelle Engländer zu setzen. So bedauerlich diese Handlungsweise für die davon Betroffenen für den Augenblick auch sein mag. so bedeutet sie letzten Endes doch nur eine Schädigung der Engländer, denn es liegt auf der Hand, daß die Londoner Häuser nicht aus Deutschenliebe derartige Vertreter gewählt haben, sondern darum, weil sich die Betreffenden besonders gut geeignet haben. Wenn sie also jetzt die Ausländsdeutschen ihres Broterwerbes berauben, so zwingen sie diese, sich nach Konkurrenzvertretungen aus anderen Ländern umzusehen. Den Schaden davon wird also letzten Endes England selbst haben. Die dritte deutsch» Kriegsanleihe hat über drei und eine halbe Million Etnzelzeichnunges auszuweisen. Diese Zahl erhöht sich noch erheblich, da in ihr die Feldzeich nungen gänzlich fehlen und die von Schulen, Vereinen usw. gesammoiten Zeichnungen einmalig in Rechnung gestellt wurden. DieKriegsanleihe war eine finanzielleTat des ganzen deutschen Volkes, das kann auf Grund dieses authentischen Zahlen materials auch der mißgünstigste Engländer, der Franzose nicht mehr leugnen. Deutschs Stahlsede n. Die deutschen Stahlfederfa briken werden jetzt amtlich in ihrem Bestreben unterstützt, englische Federn durch deutsche zu ersetzen. Die Regierungen der Bundesstaaten haben entsprechende Weisungen nament lich auch an die Provinzialschulkollegien ergehen lasten. Die englischen Federn, die nicht bester, sondern schlechter sind als die deutschen und ihren Eingang lediglich der alten, jetzt jedoch glücklich überwundenen Sucht nach dem Fremd- ländrschen zu danken hatten, werden also bald auf Nimmer- Wiedersehen aus allen deutschen Schulen und Schreibstuben verschwunden sein. Aus aller Welt. Dem Steger in ver grotzea Ainanzschlacht. dem Reichsschatzsekretär Helfferich, wurde vom Kaiser das Eiserne Kreuz erster Klaffe verliehen. Ottoberfeste ia Feindesland. WaS so ein richtiger Bayer ist, der läßt sich feine Oktoberfeste noch lange nicht nehmen und wenn er in Frankreich treue Wacht hält oder im Osten auf die Ruffen Jagd macht. Und mancher, der es ge sehen hat, hat gestaunt, wie die boarischen Buabn in Feldgrau Oktoberfeste feiern. Da fehlten keine „Haut den Lukas*, keine Schießbuden mit feschen Dirndln, keine Zuckerbuden, keine Marktschreier — alle» war da; sogar ein Paulanerzelt mit Musik und Zenzl trug eifrigst Bier und ließ sich im Arm eines schmucken „Cheoolefchör" vom Schnellphotographen zum Andenken auf die Platte bannen. Trugen auch die Madln gestern noch einen flotten Schnurrbart, heute wurden sie wie Damen behandelt — und die Hauptsache — das Bier war echt. Was da» besagen will, kann der am besten beurteilen, der einmal gesehen hat, wie ein Kernbayer sein Töpfchen liebe voll betrachtet, wenn eS voll ist, aber sehr, sehr ungemütlich wird, wenn es gar so lange auf sich warten läßt oder nicht de« Eichstrich erreicht hat. Da haben die Preußen aber und die anderen alle nicht schlechte Augen gemacht, als sie plötzlich diese Herrlichkeiten stchen. Am meisten Zuspruch erfreuten sich natürlich die Kegelbahnen. Jede Niete und Alle neun kostete natürlich auch hier eine Lage. Dazu wurden ein Paar „Heiße" ge nehmigt und ein Radi mit tüchtig Salz gab dem Ganzen erst die richtige Würze. Sehr spaßig war es auch mit an- zusehmen, wie ein Leutnant an einer Angel Würstchen über die Häupter aller schweben ließ und alle eifrigst danach schnappten. Wers „erwiicht" halte, war natürlich nicht wenig stolz. Und wenn Lästermäuler sagten, er hatte eben den größten Mund, so ist das einfach nicht war; Giück muß der Mensch haben und geschickt muß er sein. Bet all dem Trubel und den Freuden haben tatsächlich die Braven für kurze Zeit einmal die Leiden und Schrecken des Krieges vergessen. Präsident Wilson und das Frauenstimmrechs. Prä sident Wilson läßt erklären, daß er sich nur sür die eigene Person, aber nicht als Parteiführer zum Frauenstimmrecht be kehrt hat. Wahrschetnscheinlich hat der weibliche Teil seiner Familie an dieser Bekehrung mitgewirkt. Als seine beiden Töchter heirateten, wurden in der Einsegnungsformel das den Suffragetten io verhaßte Wort, durch das die künftige Frau dem Gatten Gehorsam verspricht, ausgelassen, und Washing ton ist, wie die „Münch. N. N.* Mitteilen können, überzeugt, daß man es auch nicht hören wird, wenn Herr Wilson in nächster Zeit Frau Galt an den Altar führt. Frau Galt ist nebenbei gesagt, heute 33 Jahre alt, und die Witwe eines Juweliers, dee vor acht Jahren starb. Das Wöihnachtsspiel ver vieroorbandLftaaten. Der französische Spielzeugmarkt, der lange in den Händen der Deutschen war, gewinnt, wie ein italienisches Blatt voll Stolz und Freude seinen Lesern mitteilt, wieder nationale Farbe. Die Spielzeugsabriken in Paris, Limoges und Monireuil sind schon eifrig bemüht, das Weihnachtsspielzeug für den Pariser Bedarf herzustellen. „Das Weihnachtsspielzeug ist durchweg hock kalt durLwea durch Leu Lriea LeeiukuLt: La. siebt.
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