einschneidend verändert, womit Bruckner genau auf die Einwände Levis reagierte. Die gravierendste Änderung nahm Bruckner im Kopfsatz vor, dessen Schluß ihm bei der Überarbeitung am meisten Kopfzerbrechen machte. Die Lösung, zu der Bruckner schließlich fand, stellt in seiner ganzen Sinfonik ein Unikum dar. Hatte die Achte in der ersten Fassung in typischer Weise mit einer strahlenden Dur-Apotheose des Hauptthemas im dreifachen Fortissi mo geendet, so verzichtete Bruckner nun bewußt auf diese Bekräftigung. Der Satz endet in der zweiten Fassung mit einem ganz leisen Erlöschen des Hauptthemas, das auf sein chroma tisch absteigendes Schlußmotiv redu ziert die letzten Seufzer aushaucht: die „Totenuhr" hat Bruckner einmal dieses neugestaltete Ende genannt. Die hier gestrichene Apotheose sparte Bruckner sich für das Finale auf. Zu sammen mit der Umstellung der bei den Binnensätze - das Scherzo erhielt nun die zweite Position vor dem ge wichtigeren Adagio - erhielt die Achte in der Zweitfassung den Charakter ei ner „Finalsinfonie", was einer neuen Konzeption des Gesamtwerks gleich kommt. Der Ziel- und Höhepunkt des Werkes verlagert sich in die Schlußtak te, wo Bruckner in strahlendes C-Dur gewendet die Hauptthemen aller vier Sätze simultan übereinanderlagert - auch wenn sie teils auf ihre blosse Rhythmik reduziert erscheinen. Markante Unterschiede zeigen beide Fassungen in Hinsicht auf die Be setzung. Die Verdreifachung der Holz bläser sowie die Aufstockung der Hör nergruppe von vier auf acht Instru mente hatte Bruckner ursprünglich nur für den Finalsatz vorgesehen; jetzt dehnte er diese Maßnahme auf alle Sätze aus und vereinheitlichte so das Klangbild. Gegen seine ursprüngliche Maxime „A Harf'n g'hört in ka Sinfo nie" hatte Bruckner im Adagio schon bei der Erstfassung gleich drei Harfen vorgesehen, wofür er sich bei seinen Freunden entschuldigte: ,,l' hab' ma nöt helfen könnal"; diese drei Sonder instrumente ließ er jetzt auch im Trio des Scherzo-Satzes erklingen. Nachdem die Neubearbeitung der Sinfonie abgeschlossen war, hoffte Bruckner weiterhin auf Hermann Levi, seinen „künstlerischen Vater" als Ur aufführungsdirigenten. Dieser konnte sich jedoch nach wie vor nicht dazu entschließen, Bruckners Achte aus der Taufe zu heben und schlug statt des sen Felix Weingartner in Mannheim vor. Die geplante Premiere dort kam je doch ebenfalls nicht zustande, weil Weingartner inzwischen zum Berliner Hofkapellmeister berufen worden war. Bruckner mußte von seinem Plan ab weichen, wie im Erfolgsfall der Sieben ten die ersten Aufführungen außer halb Wiens zu veranstalten. So kam es zur Uraufführung in Wien durch die dortigen Philharmoniker unter Hans Richter. Bruckners Befürchtungen, in Wien ein mal mehr durchzufallen, zerstreuten sich glücklicherweise. Die Ableh nungsfront, angeführt vom Wiener Kritikerpapst Eduard Hanslick, war be reits am Bröckeln. Außerdem hatte es offenbar Eindruck gemacht, daß Kaiser Franz Joseph die Widmung der Achten angenommen, dem Kompo-