zweite folgen ließ. Erst diese, die im März 1890 abgeschlossen war, erlebte schließlich am 18. Dezember 1892 ihre Uraufführung: gespielt von den Wie ner Philharmonikern unter der Leitung von Hans Richter. Sucht man Gründe für diesen vergrö ßerten Zeitaufwand, so liegt zunächst die Vermutung nahe, mit steigendem Alter hätten Arbeitsfähigkeit und Arbeitstempo Bruckners nachgelas sen. Diese inneren Gründe mögen mit gespielt haben, doch stärker sind wohl die äußeren zu veranschlagen. Denn in die Zeit der Komposition der Achten fielen die Vorarbeiten zur Urauffüh rung der Siebenten: Bruckner mußte in diesem Zusammenhang einen um fangreichen Briefwechsel mit den Interpreten führen, reiste zu den Aufführungen in Leipzig und Mün chen und war zwischen Herbst 1884 und Frühjahr 1885 mit den Vorberei tungen zum Druck dieses Werks be schäftigt. Mit dem Uraufführungserfolg der sieb ten Sinfonie in Leipzig am 30, Dezem ber 1884 hatte sich schlagartig Bruck ners Lage geändert: war er bis dahin in Wien als Sinfoniker nicht ernst genom men worden und über seinen Wohn ort hinaus als Komponist von Sinfo nien nicht bekannt, so stand er nun mit einem Schlag im Licht der breiten musikalischen Öffentlichkeit. Die Rückwirkung auf den Schaffensprozeß der Achten sind nicht zu übersehen: so sehr Bruckner den Durchbruch zur allgemeinen Anerkennung genoß, so sehr fühlte er sich nun unter Druck ge setzt, ein gleichrangiges oder eher noch anspruchsvolleres Nachfolge werkzu produzieren. Die überlieferten Datierungen zeigen die wachsenden Skrupel nur zu deut lich. Verlaufs- bzw. Partiturskizze des im Juni oder Juli 1884 begonnenen Kopfsatzes konnte Bruckner im Sep tember bzw. Oktober des gleichen Jahres beenden. Spätestens im No vember oder Dezember muß die Ar beit am Adagio eingesetzt haben, das damals noch als zweiter Satz vorgese hen war und bis zum 16. Februar 1885 fertig skizziert wurde. Die ausstehen den weiteren Sätze schlossen sich in den Steyrer Sommerferien Bruckners recht zügig an: das Scherzo mit Trio wurde vom 23. bis 26. Juli entworfen, das Finale zwischen 27. Juli und 16. August. Gleichzeitig mit der Skizzierung der späteren Sätze begann Bruckner mit der Partiturniederschrift des Kopf satzes, die jedoch nur sehr langsam voranschritt und bis Februar 1886 dau erte. Parallel dazu hatte er im Herbst 1885 schon den Scherzosatz ausgear beitet, der ihm offenbar vergleichs weise leicht von der Hand ging. Be zeichnenderweise schob er die Arbei ten am Adagio vor sich her, an dessen Konzept er wohl inzwischen Zweifel hegte. Bruckner griff zunächst noch mals verändernd in die Skizze ein, be vor er die Instrumentation in Angriff nahm und schließlich im September 1886 beendete. Die Ausarbeitung der Partitur des Finales nahm dann fast ein weiteres halbes Jahr ein und wurde erst am 22. April 1887 abgeschlossen. In diesem Moment muß für Bruckner die Achte als vollendet gegolten ha ben; nichts anderes läßt sich schlies sen, wenn man sieht, daß er bereits Ende April 1887 die ersten Skizzen zur geplanten Neunten machte.