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DRESDNER C 1 PHILHARMONIE tet. Denn „wem irgendwann einmal aufging, wie j ungeheuerlich, zugleich erlesen und monumen tal Bruckners mystische Welt sich uns armen Erdenbürgern darbietet, der wird nicht ruhen, be vor er alle Symphonien erobert hat“, meint Joa chim Kaiser. Und wir möchten hinzufügen, daß derjenige schließlich gar nicht anders kann, als sich fortan zu den Freunden Brucknerscher Musik zu rechnen. Vielleicht gehört ein wenig Mut da- j zu, sich in eine solche Welt zu begeben, sich ein fangen zu lassen und dann mitzugehen, denn es handelt sich nicht um leichte Kost, und solche Kunstwerke wollen gewonnen sein. Bei vielen schöpferisch tätigen Künstlern spiegeln sich die jeweiligen Lebensumstände in den eige nen Werken, stehen Leben und Werk in deutli- ; eher Abhängigkeit zueinander und bedingen sich j womöglich. Das scheint auf Anton Bruckner nicht restlos zuzutreffen. Oder vielleicht fällt es uns auch nur schwer, dem etwas linkischen, scheuen Mann, der an seinen Minderwertigkeits gefühlen selbst arg litt, ein Werk von einer der artigen Größe, wie er es uns hinterlassen hat, zu zutrauen. Wir sollten jedoch wissen, daß wir j einem Menschen mit einem überreichen Innen leben gegenüberstehen, der sich immer nur in seinen Werken auszusprechen verstand und des sen biographische Daten wir zwar zur Kenntnis nehmen, ihnen aber ein weniger großes Gewicht beizumessen gewillt sind. Dies alles ist so anders als bei Beethoven oder bei Bruckners Zeitge nossen Brahms. Beide haben sich auch nicht gern ins Private blicken lassen, doch wir sind sicher, in ihren Werken auch ihre Persönlichkeiten hin durchscheinen zu sehen, sowohl den kämpfe- j risch-ringenden Beethoven als auch den ernst- | haften, herb-strengen Brahms. Und dennoch war Bruckner aus einer überdeut lichen Selbstbescheidung heraus immerfort auf ' der Suche nach Vollendung, was wiederum als sein besonderer Wesenszug angesehen werden kann und durchaus ein Zeichen seiner Kraft ist. geb. 4.9.1824 in Ansfelden (Oberöster reich); gest. 11.10.1896 in Wien 1840 Ausbildung zum Schul lehrer, Schulgehilfe in Windhaag und Kronstorf 1845 Hilfslehrer in St. Florian 1850 Stiftsorganist 1855 Domorganist in Linz bis 1861 Studien bei Simon Sechter (musikalischer Satz) 1865 Besuch einer „Tristan"- Aufführung in München 1868 Wien, Professur am Konservatorium 1875 Berufung an die Wiener Universität 1891 Ehrendoktor