Volltext Seite (XML)
DRESDNER O PHILHARMONIE „Liebling der Nation“ formulierte. Die daraus re sultierende Kontroverse zwischen bedeutenden Prager Musikfachleuten und dem Brünner Janäcek haben die Beziehungen der Kontra- | henten für viele Jahre stark belastet. Dies ging so weit, daß es Janäceks Werke anfangs schwer hat ten, überhaupt in Prag aufgeführt zu werden. Da aber Prag als Dreh- und Angelpunkt für die Musikausübung im Lande galt, hat es lange ge dauert, bis in der Welt bekannt wurde, welch ein ' wertvolles CEuvre unter den Händen dieses Komponisten entstanden war. Selbst in der eigenen mährischen Heimat fand Janäcek nur zögerlich eine gewisse Anerkennung, obwohl er in Brünn eine umfangreiche künstleri sche Arbeit als Komponist, Chorleiter, Dirigent | und Lehrer leistete und darüber hinaus auf vielen anderen Gebieten intensiv tätig war. So betrieb er auch Forschungen auf dem Gebiet der Volks kunde, wirkte als Kritiker und Musiktheoretiker, als Redakteur und Organisator. Sein gesamter Eifer brachte ihm zwar partielle Erfolge, doch | nicht die wirkliche künstlerische Anerkennung, um die er sehr bemüht war. Einen gewissen Durchbruch brachte erst 1916 die Prager Aufführung seiner bereits 1904 in Brünn j uraufgeführten Oper Jenüfa“. Bis aber sein Name den guten Klang in der weiten Welt fand, dauer te es sehr viel länger, obwohl die ersten Anzeichen für ein internationales Interesse schon nach einer Aufführung von Jenüfa“ in Wien 1918 zu erken- I nen waren und weitere Bühnen wie Köln, Berlin und New York diese Oper aufführten. Immerhin befand sich 1926 dieses Werk bereits im Reper toire von siebzig Theatern. Doch erst mit der Lon doner Aufführung von „Jenüfa" im Jahre 1956 | begann die eigentliche internationale Anerken- I nung von Janäcek, und zwar nicht allein auf sei ne bedeutendsten Opern beschränkt, sondern mit Blick auf sein gesamtes Werk, das ein breitge- Fächertes Spektrum an Orchester-, Vokal-, Kam- ; mermusik- und Klavierwerken enthält. geb. 3.7.1854 in Hukvaldy (Hochwald); gest. 12.8.1928 in Moravskä Ostrava (Mährisch-Ostrau) 1865 Sängerknabe am Augustinerkloster in Brno (Brünn) 1874 Studium an der Prager Orgelschule 1881 Dirigent der Philharmo nischen Gesellschaft in Brünn und Mitbegrün der und Direktor der Brünner Orgelschule 1904 „Jenüfa" 1921 „Katja Kabanowa" 1919 Kompositionslehrer an der Meisterschule des Prager Konservatoriums 1924 „Das schlaue Füchslein"; Ehrendoktorwürde der Brünner Universität