DRESDNER O PHILHARMONIE hatte dank eines königlichen Stipendiums einst das Glück gehabt, einige Zeit in Leipzig, damals eine der bedeutendsten Musikstädte Europas, zu leben. Dort konnte er sehr bewußt die deutsche Romantik in sich aufnehmen, seit er zusammen mit Mendelssohn und nach dessen Tod (1847) al lein das Leipziger Gewandhausorchester leiten durfte. Ebenso wichtig aber war, daß Gade zu den I Künstlern gehörte, die aus dem vorhandenen Volksgut, den altbekannten Liedern und Ge schichten ihrer Heimat, schöpfen wollten, es be gierig in sich aufnahmen und künstlerisch ver arbeiteten. Diese Umgebung und solche Anregungen prägten den jungen Carl Nielsen, , formten ihn und bereiteten ihn vor, als Komponist seiner Heimat einen nationalen Ton beizusteuern. Nielsen war ein ungemein vielseitiger Komponist. Neben sechs Sinfonien schrieb er Chorwerke, Kammermusik und Lieder und sogar zwei Opern, die in seiner Heimat einiges Aufsehen erregten. In Deutschland (1890) hatte er Werke von Wagner und Brahms kennengelernt. Die beeindruckten ihn sicherlich, machten ihn aber keineswegs zu einem - wie auch immer gearteten - Anhänger des einen oder anderen Tonschöpfers. Nielsen wahr te immer eine gewisse Unabhängigkeit. Anders als sein gleichaltriger skandinavischer Zeitgenosse Jean Sibelius, dessen introvertierte, eher grübleri sche Kunst die Weite der finnischen Landschaft | zu spiegeln scheint, war der Sinfoniker Nielsen j ein extrovertierter, vitaler Musiker. Er ging schon | frühzeitig auf spürbare Distanz zu einer schwel gerisch-unreflektierten Romantik. Sorgsam ver mied er jede sentimentale Anwandlung, was ihm den Ruf einbrachte, in seiner Kunstausübung un terkühlt zu erscheinen. Im Einfachen suchte er der exzessiv wuchernden Harmonik seiner Zeit zu begegnen, einem ausufernden Subjektivismus, ei ner unkontrollierten Gefühlswallung einen Wi derpart zu bieten. „Es ist mein Ideal, eine Musik schreiben zu können, die wie ein reines, scharfes Schwert ist, schneidend und leicht faßlich." Eine geb. 9.6.1865 in Narre Lyndelse (bei Odense auf Fünen); gest. 3.10.1931 in Kopenhagen 1879 Mitglied einer Militärkapelle 1884-1886 Studium in den Fächern Violine und Komposition am Konservatorium Kopenhagen 1886-1905 Geiger am Hoforchester 1908 Leitung des Hoforchesters 1915-1927 Dirigent der Kopenhagener Musik vereinigung und Kompositionslehrer am dortigen Konservatorium