gefühlen selbst arg litt, ein Werk von einer der artigen Größe, wie er es uns hinterlassen hat, zu zutrauen. Wir sollten jedoch wissen, daß wir einem Menschen mit einem überreichen Innen leben gegenüberstehen, der sich immer nur in seinen Werken auszusprechen verstand und des sen biographische Daten wir zwar zur Kenntnis nehmen, ihnen aber ein weniger großes Gewicht beizumessen gewillt sind. Dies alles ist so anders als bei Beethoven oder bei Bruckners Zeitge nossen Brahms. Beide haben sich auch nicht gern ins Private blicken lassen, doch wir sind sicher, in ihren Werken auch ihre Persönlichkeiten hin durchschimmern zu sehen, sowohl den kämpfe- risch-ringenden Beethoven als auch den ernst haften, herb-strengen Brahms. Bei Bruckner hören wir das Erhabene, das Große und Groß artige, das, was ihm den Ruf einbrachte, ein Musikant Gottes zu sein. Wir hören nichts heraus vom irdischen Jammertal eines völlig verunsi cherten Menschen. So erscheint uns Bruckner als Bruckner und Brahms; Scherenschnitt von : Otto Böhler die seltsamste und widersprüchlichste Künstler persönlichkeit des 19. Jahrhunderts. Bruckner saß zeitlebens immer in irgendeiner Form zwischen den Stühlen. Man hatte an seinen Werken zwar schon frühzeitig viel Anteil und sparte nicht mit Lob, auch wenn gelegentlich der Tadel stark gewesen sein mochte, doch so manches Werk mußte vom Komponisten erst mühsam überarbeitet wer den, ehe es zur Aufführung ge langen konnte. Brahms z. B., von Grund auf kein wirklicher Gegner seines Kollegen, auch wenn oftmals aus dessen Freundeskreis hämische Worte ■ gegen Bruckner fielen, fällte die Worte, daß den Kollegen die Pfaffen von St. Florian auf