DRESDNER PHILHARMONIE Er hat dann die Proportionen des Werkes gründ lich verdorben durch die Osanna-Fuge, die, ganz abgesehen von dem nichtssagenden Thema, viel zu kurz ist. Und dennoch: durch die Wiederkehr des Requiem zu den Worten „Lux aeterna“ wird das Werk für Mozart wieder gerettet; wird die Zwiespältigkeit des Ganzen einigermaßen - nicht ganz - überwunden. Der Gesamteindruck ist zwiespältig, aber Mozarts Absicht ist klar. Der Tod ist kein Schreckbild, sondern ein Freund. Es ist das Bild des Todes, wie es auch Schubert gemalt hat. Nur einer der Späteren hat sich noch zur Höhe dieser Auffassung emporschwingen kön nen: Giuseppe Verdi im Requiem für Alessandro Manzoni. Beginn des „Lacrimosa" (Autograph). Erstaunlich ist die klare Handschrift Mozarts. Nichts daran deutet auf Krankheit und Todesahnung, keine Flüchtigkeit, kein Zit tern der Hand. Immer hin handelt es sich um die letzte Seite aus dem Autograph des Requiem, also niedergeschrieben kurz vor dem Tod. Hier endet der zitierte Beitrag von Alfred Einstein. Mozart hatte also das Requiem nicht selbst voll enden können und war über der Komposition an seiner Totenmesse gestorben. Im Sommer 1791 hatte er das Opus begonnen, und wir wissen, daß wegen der Arbeiten an der „Zauberflöte“ und am „Titus“, am Klarinettenkonzert und an der „Frei maurer-Kantate“ größere Unterbrechungen ein traten. So hinterließ Mozart bei seinem Tode den