das Mozart hier bearbeitet, sondern ein entlehn tes. Und es ist ein Unglück, daß Süßmayr eine Wiederholung gerade dieses Satzes an den Schluß des ganzen Werks hat stellen müssen. Auf den großartigen Chorsatz des „Dies irae“ - großartig, da er dramatisch und kirchlich zugleich ist - folgt dann wieder der fragwürdige des „Tuba mirum“, in dem der Text auf die Soli konzertierend ver teilt ist und in dem Süßmayr die obligate Solo posaune des Beginns noch weiterführt, wenn sie alle Auferstandenen schon längst vor Gottes Thron gerufen hat. Aber diese unzweifelhaft Mozartsche Soloposaune ist selber eine peinliche Tatsache - man wird den Eindruck nicht los, daß der himmlische Bläser sich ein wenig produziert, anstatt den schrecklichen Moment des Welt gerichts schrecklich anzukündigen. Im „Rex tremendae majestatis“, im Recordare, im Confutatis und im Lacrimosa (in dem er abbricht) - vier zusammenhängende Sätze - hat Mozart zu sich selber gefunden; sie sind auf der herrlichen Höhe der c-Moll-Messe. Der Anruf des Welten richters geht vom Aufschrei über zur flehentlichen Bitte; und in dem wundersamen Satz des Re cordare ist das Flehen der Soli an den „Mittler“ bereits erhört, er gehört zum Kunstvollsten, Rein sten, Beseligendsten, was Mozart je geschrieben hat. Auf das dramatische Bild des Confutatis folgt endlich das trübe und schreckliche Crescendo des Lacrimosa, mit dem Mozart abbricht und das er sicherlich breiter entwickelt hätte, als Süßmayr es getan hat. Das Domine und Hostias hat Mozart motettisch gehalten, das Domine kontrapunk- tisch, das Hostias homophon, und beide Sätze mit einer etwas neutralen chromatischen Fuge - „Quam olim Abrahae“ - abgeschlossen, die wie derum eines archaistischen Beigeschmacks nicht entbehrt. - Mit dem Rest des Werkes brauchen wir uns nicht zu befassen, da er von Süßmayr stammt; nur für das Benedictus haben Süßmayr sicherlich sechs oder acht Takte in Mozarts Hand schrift vorgelegen, die er dann weitergeführt hat.