DRESDNER O PHILHARMONIE Benedictus und Agnus Dei ganz neu verfertigt und die Fuge des Kyrie mit den Worten ,Cum sanctis* wiederholt. Das so vervollständigte Werk wurde nun ... dem Besteller abgegeben“ (Köchel). Es war ein glatter Betrug, den Constanze so lan ge als möglich aufrechterhielt, bis der redliche Süßmayr den Sachverhalt in einem Brief (8. Fe bruar 1800) an Breitkopf ft Härtel aufklärte - oh ne Erfolg, denn die romantische Sentimentalität des 19. Jahrhunderts wollte diese Aufklärung nicht Wort haben. Das Requiem ist ein Torso geblieben in ganz an derem Sinn als die große c-Moll-Messe. In dieser I haben wir das ganze Kyrie, das ganze Gloria, das : ganze Sanctus und Benedictus und alle diese Sätze bis zum kleinsten Detail in authentischer Fassung. Beim Requiem kommen schon vom „Dies irae“ an die kleinen Zweifel, und nach den | ersten acht Takten des Lacrimosa die großen. Und doch wissen wir vom ersten Takte des Introitus an: „Requiem aeternam dona eis, Domine“, über | Mozarts Absicht Bescheid: über seine Stellung zum Tod. Sie ist nicht mehr ganz kirchlich, sie ist gemischt mit Freimaurerischem. Ist es nicht auffällig, daß in diesem Introitus die zwei Holz bläserpaare - Bassetthörner und Fagotte - domi- | nieren und den Streichern fast nur eine Begleit rolle zufällt? Es herrscht in diesem Introitus nicht durchaus die milde Resignation des Beginns: bei j den Worten „Exaudi orationem meam“ scheint die gezackte Begleitungsfigur des Orchesters mehr Auflehnung als Bitte zu symbolisieren. Als Kyrie entwickelt sich dann eine Fuge über zwei Themen, von denen eins den verminderten Sep- . timenschritt aufweist, der uns bereits in dem taudate der Vesper von 1780 begegnet ist. Sie ist keine schulgerechte, „gelehrte“ Doppelfuge; kein anderer Meister der Zeit hätte sich so tief in die dunkleren Regionen der Harmonik hineingewagt. 1 Dennoch ist es keine ganz Mozartsche Fuge: ein | Rest von Händelschem Archaismus hängt ihr an; es ist eben nicht ein eigenes, persönliches Thema, Franz Xaver Süßmayr (1766-1803), Freund und Schüler Mozarts, ab 1794 Kapellmeister an der Hofoper, schrieb einige Opern, die sich zu ihrer Zeit großer Beliebtheit erfreuten.