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DRESDNER (J PHILHARMONIE einzigartige Erscheinung unangefochten und für immer auf der Kreditseite des Lebens, so beherr schend und allgegenwärtig, daß sie mit manchem versöhnt, was das Leben uns schuldig bleibt.“ Mit j diesen Worten beginnt Wolfgang Hildesheimer sein bekanntes Buch über Wolfgang Amadeus Mozart, einen einfühlsamen Bericht über Leben und Werk des Frühvollendeten. Aber schon einige Zeitgenossen Mozarts standen staunend vor dem musikalischen Genie, sahen in | ihm das wunderbarste Talent, das sich je in der Musik Ausdruck verschafft hatte und bemerkten, welches Schöpfertum und wieviel Kunstfertigkeit sich in diesem Menschen offenbaren konnte. „Ich sage Ihnen vor Gott, als ein ehrlicher Mann, Ihr Sohn ist der größte Componist, den ich von Per son und dem Nahmen nach kenne“ - erklärte Joseph Haydn, der damals gefeiertste Meister, ge genüber Wolfgangs Vater Leopold, „er hat ge- I schmack, und über das die größte Compositions- wissenschaft!“ Ist es da ein Wunder, daß auch Goethe, der nicht viel neben sich gelten lassen wollte, meinte: „Eine Erscheinung wie Mozart bleibt immer ein Wunder, das nicht weiter zu | klären ist.“ Er fügte prophetisch hinzu: „In Mozarts Werken wohnt eine zeugende Kraft, die in Jahrhunderten noch nicht verzehrt sein dürf te.“ Wir können all dem nur beipflichten und be greifen sehr wohl, wie stark sich schon bald nach seinem frühen Tode das Verlangen auszubreiten schien, diesen Liebling Gottes (Amadeus ist ja nichts weiter als die latinisierte Form von Gottlieb) in den Olymp zu heben. Man war ge neigt, in ihm nur noch das Göttliche zu erkennen und hängte ihm eine Gloriole um. So geriet man | zu sehr in Versuchung, ihn tatsächlich nur im | Licht einer falschen Idealität zu sehen. Wüßten wir jedoch nichts von seinem Leben, so erschiene er uns tatsächlich als eine halbmythi sche Persönlichkeit wie Shakespeare, und die Klavierkonzerte, die vier großen Sinfonien, der „Don Giovanni“ und die „Zauberflöte“ gälten als geb. 27.1.1756 in Salzburg; gest. 5.12.1791 in Wien musikalische Ausbildung durch Vater Leopold 1763 - 1766 mehrere Reisen als „Wunderkind" durch Westeuropa bis nach Paris und London 1769 - 1773 drei Italienreisen 1769 unbesoldeter, 1772 besoldeter Konzert meister der Salzburger Hofkapelle 1777/78 Parisreise, Hoforganist in Salzburg 1781 Wien 1782 Heirat mit Constanze Weber 1787 zwei Reisen nach Prag (Uraufführung „Don Giovanni“); kaiserlicher Hofkomponist (als Nachfolger Glucks) 1789 Reise nach Berlin über Dresden, Leipzig und Potsdam 1791 „Titus“, „Requiem"