Titelblatt der Erstausgabe der Tondichtung „Tod und Verklärung" (Abb. Seite 17) des Ewigseins in ewig neuem, nie endenden Werden“. Die enge Verbindung von Kunst und Leben, das Abbilden, das Widerspiegeln des Lebens in der Kunst hatte durchaus leitmotivi sche Bedeutung für das Schaffen des Kompo nisten. Dieses Werden und Vergehen, Schaffen, Formen, Wandeln und wieder Zerstören sind wie Tag und Nacht, Hell und Dunkel, Optimismus und Endstimmung naturgegebener Lebensbe dingungen, Gegensätzlichkeiten, die in kunstvol ler Darstellung ihren Platz finden und halten müssen. Eine solche, auf das Ich bezogene ästhe tische Anschauung, eine solche Kunstästhetik ist sehr bezeichnend für die Jahrhundertwende und wurde, ganz im Sinne von Friedrich Nietzsches (1844 - 1900) Lebensphilosophie, von vielen Zeit genossen Richard Strauss' geteilt. Gustav Mahler (1860 - 1911) gehörte dazu. Und was liegt näher, als einem solchen Lebensgefühl wirkliche künst lerische Ausdeutung zu geben, nach tonmaleri schen und programmatischen Ausdrucksformen zu suchen, die das Leben selbst beschreiben? Aufführungsdauer: ca. 24 Minuten Tod und Verklärung nannte der bereits zu Ruhm gekommene Richard Strauss eine Tondichtung von 1888/89, die er - jetzt Großherzoglicher Hofkapellmeister in Weimar - 1890 im Rahmen des Tonkünstlerfestes des Allgemeinen Deutschen Musikvereins in Eisenach uraufführte. Ihm lag kein eigentliches literarisches Werk vor, an dem sich seine Phantasie entzünden sollte, sondern er „übersetzte das körperliche und seelische Sterben eines Menschen in eine Klangsprache, die sich ungezählter raffinierter rhythmisch-melodischer Abstufungen bedient, um die allmähliche Ab trennung von Körper und Seele nachzuzeichnen“ (Andreas Kluge). Arthur Schopenhauers (1788 - 1860) Philosophie dürfte ihre Spuren bei der in haltlich-programmatischen Konzeption hinterlas sen haben. Gelegentlich allerdings wird auf ein schwulstiges Gedicht von Alexander Ritter (1833 - 1896) verwiesen, doch entstand dieses erst spä-