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i> DRESDNER O PHILHARMONIE ermüdlich daran erinnerte, die „heiter-leichten Mozartschen Elemente für das deutsche Musik drama“ wiederzugewinnen? Strauss streifte zwar den „Wagnerschen Musikpanzer“ so ziemlich ab, kam aber doch auf sein Idol immer wieder zu ¬ rück, auf einen Klang, der verzau bert, auf dessen Ausdruckskraft, auf eine Musiksprache, die mit den Mit teln des Kolorits als sinnlich-gei stige Erscheinung leuchtet. Wie es Maler gibt, die bei ihrer Gesamt komposition vom Farbigen ausge hen, so glüht Straussens Musik in tausendfältiger Pracht. Die entwik- kelte Klangwelt fängt aber bei Strauss so eigentlich erst dort an, wo Wagner aufhörte, denn wo Wag ¬ ner lyrisch-wattig ist, bewegt sich Strauss mit be weglichem Geist, mit schlanken, klaren, anmuti gen koloristischen Mitteln. Das Stimmengewebe der Strauss’schen Kompositionen ist ein kunstvoll geknüpftes Netz aus leichtfüßigen Bewegungs motiven, welche die zarten Fäden biegsamer Melodien zu höchst mobilem Klang umsetzen. In Strauss’ Musik scheint die Sonne gefangen zu sein, stellte bereits Claude Debussy (1862 - 1918) fest. Berlioz hatte das Einfangen des Lichtes für die moderne Instrumentation entdeckt. Strauss hat dies zur Meisterschaft durchgebildet. Und dieses Licht wirkt nur, wenn man noch den Schat ten erkennt. Den zeichnete Strauss ebenso, ver gaß ihn nie, setzte harmonisches Raffinement ein, stellte großformatige Orchesterblöcke neben kammermusikalische Episoden, ließ es krachen, malte mit dickem Pinselstrich und nutzte durch aus das Häßliche, um das Schöne stärker heraus zuheben. Die Beleuchtung macht es, nicht allein der Gedanke. Aber Proportionen bestimmen das Maß. Darin war er ein Meister. Die Kunst, meinte Richard Strauss, müsse „den selben Gesetzen“ gehorchen „wie das immer neu sich gestaltende Leben, sie unterliege dem Prozeß Der Komponist als Dirigent. Die Aufnahme entstand im alten Weimarer Hoftheater 1889. Dort leitete Strauss im selben Jahr auch die Uraufführung seiner Tondichtung „Don Juan", ein Werk, das sowohl schockierte als auch den Kompo nisten weithin bekannt machte.