i> DRESDNER O PHILHARMONIE Liszt (1811 - 1886) vertrat, genähert. Das betraf ebenso die Form der Programmsinfonie wie auch das musikalische Drama. Einem Musikwerk wur den außermusikalische Ideen zugrunde gelegt, ein poetischer Vorwurf, der mit kompositorischen Mitteln auszumalen war. Von da an suchte Strauss - anfangs auf Bahnen, die Wagner ge prägt hatte - rasch seinen Weg, und durch ihn erfuhr die sinfonische Dichtung sogar die ent scheidenden Impulse. Strauss wurde zum unme taphysischen, vitalen Realitätsmusiker. Er war nicht mehr einer bizarr-romantischen Gefühls welt verhaftet, die mit der Wirklichkeit nur we nig zu tun hatte, wie beispielsweise Hector Berlioz (1803 - 1869). Er war aber auch nicht in einer ebenso lebensfernen, idealisierenden und verklärenden Sicht wie Franz Liszt befangen. Aber und trotz allem, Strauss war auch nicht der Mann, der wirkliche Daseinsrätsel lösen wollte, sondern er sah sich - durch und durch Musiker- vielmehr animiert, unerschlossene Klangräume zu finden und sich zu öffnen. Seine Musik, seine Bilder, seine musikdichteri schen Szenen brauchten den Anstoß von „außen“, sollten aber letzten Endes nicht durch ein beige fügtes Programm erläutert werden. Seine Musik sollte selbst malen, schildern, mit eigenen Mitteln deuten. Und nach diesen Mitteln suchte Strauss immerfort und erfand großartige fesselnde oder amüsante oder dramatische. „Ich bin ganz und gar Musiker, für den alle .Programme' nur Anre gungen zu neuen Formen sind und nicht mehr“, sagte er einmal und ergänzte später, „bloß eine Beschreibung gewisser Vorgänge des Lebens“ wä re „doch ganz gegen den Geist der Musik“. Und mehr als ein Anhalt solle auch für den Hörer ein solches Programm nicht sein. Aber Strauss hat in seiner vielfach bekannten selbstironisch-witzigen Art auch zu verstehen gegeben, ein richtiger Musiker müsse „auch eine Speisekarte komponie ren können“, er jedenfalls wolle auch ein „Glas Bier“ so materialgerecht in Musik setzen, daß je- Unter Liszts Führung hatte sich eine „Fortschrittspartei" | in Opposition zu I Vertretern wie Felix Mendelssohn ßartoldy (1809-1847), Robert Schumann | (1810-1856) und Johannes Brahms (1833-1897), die sich dem Stil der Wiener Klassik verpflichtet fühlten, | entwickelt und benannte sich seit 1859 „Neudeutsche Schule“.