DRESDNER PHILHARMONIE I mmer wieder wird versucht, die Kompo sitionen von Peter lljitsch Tschaikowski in ei nen absoluten Zusammenhang mit seinem nicht ganz einfachen Leben und seinen persönlichen Schicksalsschlägen zu stellen und darin die See lenergüsse eines paranoiden, schizophrenen und homosexuellen Melancholikers zu erkennen. Denn schon zu seinen Lebzeiten hatten sich die Gemüter an seinen Werken erhitzt. Für seine Landsleute war er schlicht zu westlich, für das westliche Ausland jedoch „barbarisch-asiatisch“ oder „ungestüm-russisch“, immer aber viel zu ge fühlsbetont weichlich, zu sentimental, salonhaft kitschig. Doch seine Werke haben schon frühzei tig die ganze Welt aufhorchen lassen. Sie haben zu Disputen angeregt und nachdrücklich auf die sich erst allmählich herausbildende russische Nationalmusik aufmerksam gemacht. Inzwischen - und das schon längst - zählen viele seiner Werke zu den am meisten gespielten Komposi tionen in den internationalen Konzertsälen. Seine Opern, besonders „Eugen Onegin“ und „Pique Dame“, und seine großen Ballette wie „Schwa nensee“, „Dornröschen“ und „Der Nußknacker“ sind an großen Bühnen immer wieder zu erleben. Seine Sinfonien Nr. 4, 5 und 6 gehören ebenso ins Standardrepertoire wie das Violinkonzert, das b-Moll-Klavierkonzert und die Rokoko-Variatio nen. Selbst in Wunschkonzerten begegnen wir ei nigen Tschaikowski-Werken, immer ein Zeichen für eine ganz besondere Popularität. So können wir getrost resümieren, daß sich sein Lebenswerk restlos durchgesetzt hat und es gleichermaßen von Künstlern und Publikum geliebt wird. Tschaikowski war im Vergleich zu vielen anderen namhaften Komponisten erst recht spät beruflich zur Musik gekommen, obwohl er bereits als Kind intensiven musikalischen Unterricht genießen durfte und eine entsprechende Begabung in sei nem Elternhause nachdrücklich gefördert wurde. Doch Vater und Mutter wollten den jungen Mann nicht einer brotlosen Kunst opfern, sondern hat- geb. 25.4. (7.5.) 1840 in Kamsko-Wotkinsk (Ural); gest. 25.10.(6.11.) 1893 in St. Petersburg 1859 Abschluß einer juristi schen Ausbildung 1863 Studium am Konservatorium in St. Petersburg bei A. Rubinstein 1866 Theorielehrer am Moskauer Konservatorium 1876 Besuch der ersten Festspiele in Bayreuth 1878 - 1890 Jahresrente der Mäzenin N. von Meck, arbeitete seither als Komponist und Dirigent (mehrere Auslandstourneen) 1891 Amerikatournee 1893 Ehrendoktorwürde der Universität Cambridge