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wie mag sich das mit der genannten „Eile" vetragen haben? Das wird wohl ewiges Geheimnis des schöp ferischen Genies bleiben müssen. Im Finalsatz, einem „perpetuum mobile" in wirbelnder Achtelbewe gung, das Mozart sich „so ge schwind als möglich" wünschte, fällt einerseits das „Osmin"-Thema aus der „Entführung" auf, anderer seits aber die - auch wieder an Haydn gemahnende - Disziplin der formalen Bewältigung. Und doch ist alles reiner Mozart, ein Geniestreich, eine Sinfonie mit „gutem Effekt". 3. Satz: MENUETT, 3/4-Takt, D-Dur Ähnlich unkompliziert ist das fröhlich auftrumpfende, etwas behäbige Menuett mit seinem lyrisch-zarten Trioteil (Trompeten und Pauken schweigen) als wirkungsvollem Kontrast. 4. Satz: FINALE Presto, 4/4-Takt, D-Dur „0 wie will ich triumphieren“ singt Osmin in der „Entführung“, und ganz so deutet sich das Rondothema an. Ungestüm drängend wirbelt es alsbald los in einer schier überquellenden Lebensfreude, nur kurz unter brochen von einem einzigen Seitengedanken, der jedoch den fröhlichen Kehraus nicht aufzuhalten vermag. Schon als recht junger Komponist machte Richard Strauss von sich reden. Er war in Klangräume vor gestoßen, die dergestalt vor ihm undenkbar erschienen, und er hat te in Klangfarben gemalt, die bis her noch nicht gehört worden wa ren. Nach seiner - noch recht sehr an Wagner orientierten - sympho nischen Fantasie „Aus Italien" (1888) schockierte die Tondich tung „Don Juan" (1888/89) förm lich das Publikum, brachte dem Komponisten aber einen großen Namen ein und machte ihn weithin - in Deutschland vor allem - berühmt. Recht schnell folgten wei tere Tongemälde. Zehn sollten es insgesamt werden. Ganz unverse hens war Strauss wegen seiner, für damalige Verhältnisse harmonisch sehr freien, gelegentlich sogar hart klingenden Tonsprache zu einem Neutöner, gleichsam zu einem Avantgardisten geworden. Er galt es durchaus noch über die Jahrhun dertwende hinweg (Salome, 1905; Elektra, 1909), bis dann an dere Komponisten neue Töne, vor allem neue harmonische Strukturen durch Auflösung tonaler Verhältnisse fanden. Arnold Schönberg z. B., nur fünf Jahre jünger als Strauss, bildete die "freie Atonalität" aus und veränderte damit die musikali sche Welt grundlegend. Strauss selbst aber blieb bei dem bisher Er reichten stehen und galt schon als konservativ, noch bevor Schönberg sein neuartiges Tonsystem wirklich einer breiten Öffentlichkeit bekannt gemacht hatte. Doch das schmäler te keineswegs seine Erfolge, im Gegenteil, seine Opern fanden