Musik 1. Satz: Allegro ma non troppo, 4/4-Takt, D-Dur Mit leise-pochenden Paukenschlägen öffnet sich das Tor in eine Welt, die uns sogleich zu umfangen weiß. Wie traumverloren singen die Holzbläser. Und wieder pocht, pulsiert es. Leben erwacht. Leichte Erregung wird spürbar. Immer stärker wird die Spannung. Dann endlich, nach suchenden Motiven der Violinen klingt - erlösend - eine neues, das eigentliche satztragende Thema auf. Das ist es wohl, was die große Gestaltungskraft Beethovens ausmacht. Selbst ihm ist es nicht immer gelungen, eine solche spannungsreiche sinfonische Eröffnung zu entwickeln. Durch den gesamten Satz zieht sich das Pochmotiv, dieser Herzschlag, trägt förmlich das Geschehen und ist das eigentliche Rückgrat. Der Solist nimmt das thematische Material auf, variiert, umspielt es, singt beseelt, klagt auch oder jubelt auf. Das Orchester antwortet und dringt auf seine Stärke. Dann wieder läßt es Raum für das „Subjekt“. Spannung und Entspannung entsteht. In einem schwungvoll-energischen Aufstieg endet der Solist den außergewöhnlich langen Satz. großformatig-sinfonisch angelegt und folgt einem Weg, den Mozart in seinen Klavierkonzerten aus der Wiener Zeit schon angedeutet und Beethoven selbst seit seinem dritten Klavierkonzert verfolgt hatte. Und doch ist die außerordentliche Kan- tabilität des ersten Satzes immer wieder als besonders geigerisch gerühmt worden. Sicherlich mag man getrost spekulieren, weshalb Beethoven sich der Aufgabe einer Umarbeitung unterwarf, jedoch eines erscheint gesichert: er hätte niemals so gehandelt, wäre ihm das Werk nicht selbst so wichtig gewesen und würde es seinem eigenen pianistischen Selbstver ständnis widersprochen haben. Muzio Clementi (1752-1832) - vollendeter Klaviervirtuose, Kom ponist, inzwischen Musikverleger in London - war es, der den Mei ster 1807 zu dieser Umformung veranlaßte, vermutlich aus verlege rischem Eigennutz. Interessant ist, daß Beethoven zahlreiche urschrift liche Passagen aus dem Violinkon zert nun dem Klavier anvertrauen, also den originalen Solopart wie der teilweise herstellten konnte. Manches davon hatte er ja - wie bereits erwähnt - für die Druck legung des Originalwerkes erleich tert. Ansonsten aber tastete er die Substanz seines Violinkonzertes nicht an, mußte nur gelegentliche instrumentenspezifische Möglich keiten der Geige für das Klavier zurechtlegen. Daß durch solche kleinen Kunstgriffe ein wirklicher Klavierpart entstehen konnte, macht einen zusätzlichen Reiz die ses Werkes aus. Darüber hinaus hat der Komponist der Klavierfas sung noch besonderes, andersarti ges Gewicht durch vier neukompo nierte Kadenzen gegeben. Eine große und bedeutende komponier te er zum 1. Satz hinzu, eine für den Übergang vom 2. zum 3. Satz sowie zwei weitere für das Finale. „Die Kadenz zum 1. Satz ver schiebt geradezu die konzeptionel le Gewichtung des Ganzen. Denn in ihr holt Beethoven zu großen Auseinandersetzungen aus, die das Glücksgefühl des Satzes auf