Ludwig van Beethoven im Jahre 1806. Ölbild von Isidor Neugass Ludwig van Beethoven lebte seit 1792 ganz in Wien, der Stadt mit der größten musikalischen Aus strahlung, dem Wohnort der be rühmtesten Komponisten seiner Zeit und dem Lebensraum von zahlrei chen kunstinteressierten Adels familien. Aus seiner Vaterstadt Bonn kommend, wollte Beethoven ur sprünglich beim berühmten Joseph Haydn Unterricht nehmen, ein Komponist wie er werden. Daraus wurde nicht viel, denn Haydns Zeit war arg bemessen. Der wiederum mußte nach London reisen, mußte komponieren, hatte gesellschaftli che Verpflichtungen. Mozart war bereits gestorben. Das war auch jemand, an den sich der junge Beethoven hätte wenden wollen. Doch auch so hatte die Stadt es dem ehrgeizigen Komponisten und phantastischen Klavierspieler ange tan. Er blieb dort, lernte vor allem bei Johann Georg Albrechtsberger und Antonio Salieri das Komposi tionshandwerk und verdiente sei nen Lebensunterhalt erst einmal als Klavierlehrer. Das Klavier war sein eigentliches Fach. Damit fühlte er sich wohl, konnte mit dieser Kunst Freunde gewinnen, Freunde beim Adel. Und solche Freunde waren wichtig. Die brauchte jeder aufstre bende Künstler. Das war die eigent liche Gesellschaft. Beethoven bril lierte als Improvisator und fand so rasch Eingang in die Kreise der Noblesse. Und es gab in dieser Zeit für ihn „kein gößeres Vergnü gen als meine Kunst zu treiben und zu zeigen" - schrieb er später ein mal an seinen Jugendfreund Franz Wegeier. Aber er wollte mehr, wollte nicht nur Klavierspieler sein. Als Komponist gedachte er, sich einen Namen zu machen, eben bürtig dem verehrten Haydn und dem verstorbenen Mozart. Das ge lang ihm schon bald, denn er schrieb Klaviersachen und Kam mermusik, anfangs ganz für die Ohren seiner Freunde bestimmt. Mit dem, was späterhin der Wie ner klassische Stil genannt wurde, hatte er sich sehr schnell vertraut gemacht, wenigstens soweit, daß er erst einmal das kompositorische Niveau von Haydn und Mozart erreichen konnte. Doch bald schon wollte er es übertreffen oder - besser - es in andere, neue Bah nen lenken, die seiner eigenen •geb. vermutl. 16.12.1770 in Bonn (Taufe 17.12), gest. 26.3.1827 in Wien • erster Unterricht beim Vater und bei Chr. G. Neefe • 1792 Wien; Unterricht bei Haydn, Albrechts berger, Salieri •1796 Reisen: Prag, Dresden, Leipzig, Berlin •1800 Uraufführung 1. Sinfonie • 1802 „Heiligen städter Testament" (Gehörleiden) • 1809 Aussetzung eines Jahresgehalts durch aristokrati sche Freunde, um Beethoven an Wien zu binden •1818 völlige Ertaubung • 1819 Ehrenmitglied der Londoner Philharmonischen Gesellschaft • 1824 Uraufführung 9. Sinfonie