Neben den kleinen Formen der Klavier musik, den intimen, lyrisch-poetischen, hat uns der Komponist einige wenige größere Werke für Klavier und Orchester hinterlas sen. Das sind Variationen über ein Thema aus Mozarts „Don Giovanni“ op. 2, eine Fantasie über polnische Themen op. 13, ein Rondo ä la Krakowiak op. 14, eine Grande Polonaise Es-Dur op. 22 und natürlich die genialen Würfe seiner beiden Klavierkon zerte, das Konzert e-Moll op. 11 und f-Moll op. 21. Das e-Moll-Konzert entstand zwar zeitlich nach dem f-Moll-Werk, gilt aber wegen einer früheren Veröffentlichung als sein erstes in der Zählung. Beide Konzerte sind Jugendwerke, waren 1830 entstanden - Chopin war kaum 20 Jahre alt und beide wurden auch von ihm selbst in Warschau uraufgeführt, das e-Moll-Konzert am 11. Ok tober 1830. Eine Widmung an den gefeier ten Klaviervirtuosen Friedrich Kalkbrenner deutet an, was der junge Chopin bezwecken wollte, die Lust am virtuosen Spiel, ähnlich Paganini. In einem solchen Virtuosenkonzert steht allein der Solist im Mittelpunkt des Inter esses. Das Orchester hat nur die Funktion, mit einer ausgedehnten Exposition die Spannung des Publikums auf den ersehnten Eintritt des Solisten zu erhöhen, ansonsten einen klanglichen Untergrund zu liefern, über dem sich der Klavierpart entfalten kann. Hieraus ist bald schon der Vorwurf erhoben worden, Chopin habe das Hand werk des Orchestrierens nicht beherrscht, ja die Instrumentation sei möglicherweise von fremder Hand gearbeitet worden. Jede so geartete Kritik darf aber nicht übersehen, daß dem Komponisten zu dieser Zeit weder Mozarts noch Beethovens Klavierkonzerte Aufführungsdauer: ca. 34 Minuten Chopin spielte sein e-Moll-Klavierkonzert mehrfach selbst, also nicht nur zur Urauf führung, sondern auch auf seiner Reise, die ihn nach Paris führen sollte, 1831 zweimal in Wien und einmal in München, dann noch mehrfach in Paris 1832-1835 und schließlich in Rouen 1838.