durch ihr herrschüchtiges, oft rücksichts loses Verhalten bis es zwei Jahre vor seinem Tode zum endgültigen Bruch kam. Im April 1848 unternahm Chopin zwar noch eine Konzertreise nach England und Schottland, um seine Finanzen aufzubessern, kehrte aber im November - schwer krank - zurück. Nur wenige Getreue blieben ihm zur Gesell schaft, unterstützten ihn auch finanziell, da er nun auch nicht mehr unterrichten konnte. So starb er am 17. Oktober 1849. Seine Gebeine ruhen auf dem Pariser Künstlerfriedhof Pere-Lachaise, doch sein Herz wurde nach Warschau überführt. „Man möchte sie das große Dreigestirn nennen, die einer Generation angehören den überragenden Pianisten-Komponisten Chopin, Schumann und Liszt. Und doch sind sie voneinander so grundverschieden, daß „Chopin spielt im Salon des Fürsten Radziwill“; Gemälde von Henryk Siemiradzki 1887 gerade am Beispiel ihres Schaffens die ver blüffende Vielfalt des neu und neuartig genutzten Instruments deutlich wird. Beet hoven hatte damit in einem großen, dem Jahrhundert entsprechenden Maßstab be gonnen, Chopin und Schumann gewinnen dem Instrument neue lyrische und drama tische, introvertierte Nuancen hinzu, Liszt bringt darüber hinaus noch das rhetorische Pathos und die A-fresco-Technik ein. Was Chopin von dem gleichaltrigen Schumann oder dem nur ein Jahr jüngeren Liszt deut lich unterscheidet, ist die totale Dominanz des Klavierschaffens: Er schrieb ausnahms los für (und einige wenige Werke mit) Klavier ... Seine Musik ist von einer mühelosen, sich zwanglos ergebenden Virtuosität und ungesuchten Brillanz, dabei von subtilstem Geschmack. Chopin ist poetisch, ohne der Literatur oder ähnlicher Anregungen zu be dürfen (wie etwa Schumann) - Ausnahme sind die Balladen. Er lebte und schuf in komplizierten Spannungsfeldern, etwa dem Widerspruch zwischen einer expansiven Psyche, zwischen einer haltgewährenden Heimat als Gegenstand steter Sehnsucht und der französischen Metropole mit ihrem einmaligen gesellschaftlichen Fluidum, das diesem Komponisten direkt lebensnotwendig wurde. Dies drückte sich aus in der Span nung zwischen kraftvollen Folklore-Elemen ten ... und zuletzt fast morbider Eleganz des Salons ..., zwischen einer unergründli chen Melancholie - die sich einmal aus dem polnischen ,Zal‘ (Schwermut), zum andern aus der mondänen Mattigkeit des Zeitgeistes zwischen den französischen Revolutionen der ersten Jahrhunderthälfte herleiten läßt - und einer unbändig, stets neu aufflammen den Energie und noch zuletzt aufflackern den Leidenschaft“ (Peter Rummenhöller). 20 21