gekehrt war, überarbeitete er allerdings den Schluß des letzten Satzes. Das hatte Ursa chen, weniger künstlerische als ganz per sönlich menschliche. Seit seiner Jugend nämlich hatte ihn eine herzliche Freund schaft mit seiner Schwägerin Josefine Kou- nic verbunden. Einst wollte er sie sogar heiraten, wurde aber enttäuscht und ehe lichte dann deren Schwester. In Amerika, während der Arbeit am Cellokonzert, er reichte ihn die Nachricht von einer schweren Erkrankung seiner Schwägerin. Er wollte ihr im langsamen Satz einen kompositori schen Gedenkstein setzen und brachte ein eigenes Liedzitat ein, eine Melodie aus den „Vier Liedern“ op. 82, die sie sehr liebte („Laß mich allein“). Im Mai 1895 starb seine Jugendliebe. Dvorak verwarf den ursprüng lichen Schluß seines Konzertes, schrieb ihn neu. Jetzt zitierte er nochmals Bruchstücke jener Liedmelodie als Hommage. Darüber hinaus aber verfügte er, daß er keinerlei Änderungen, weder durch den Verleger Simrock noch durch Solisten, die ihre selbst gefertigten Solokadenzen einbauen wollten, zulassen würde. Sogar seinem Freunde Wihan, dem Widmungsträger seines Wer kes, untersagte er, eine eigene Kadenz ein zufügen, der - verschnupft darüber - denn auch die Uraufführung nicht spielen wollte. Dvorak wollte sicher gehen, daß sein Wille respektiert würde und kein fremder Ein griff seine Konzeption verändere. Es ist ein durch und durch tschechisches Werk ge worden, jedenfalls nicht so „amerikanisch“ durchsetzt wie seine „Neunte“, oder an ders: es entstand ein Werk, im ausgereiften dvofäkschen Idiom, in seiner hoch artifizi ellen, sehr persönlichen musikalischen Ausdrucksweise. Heimweh ist zu spüren nach seinem Land und seinen Leuten, nach Dvorak untersagte sogar seinem Freunde Wihan, eine eigene Kadenz einzufügen. Er wollte, daß sein Werk in keinem Punkt verändert wird. „Das Finale - schrieb der Komponist an Wihan - schließt allmählich diminuen do wie ein Hauch - mit Reminiszenzen an den ersten und den zweiten Satz, das Solo klingt bis zum pp aus - dann ein Anschwellen - und die letzten Takte übernimmt das Orchester und schließt in stürmischem Ton. Das war so meine Idee, und von der kann ich nicht ablassen. “ Nur ein einziges Mal musizierten Wihan und Dvorak das Konzert gemeinsam, 1899 in Budapest.