EINFÜHRUNG Carl Maria von Weber war nur 16 Jahre jünger als Beethoven und starb neun Monate vor ihm. 40 Jahre haben beide nebeneinander gelebt, aber niemand würde sie als Zeitgenossen in einem Atem nennen, denn sie sind der Inbegriff zweier Epochen, die wir als Klassik und Romantik bezeichnen, der eine als Endpunkt, der andere als Anfang. Dresden gab Weber nach Prag eine ihm zustehende Dauerstelle, er meinte sogar, es wäre eine Lebensstellung: die Leitung der dortigen Hofoper. In dieser Stadt entstand die Ouvertüre zum „Freischütz“. Weber schuf damit gleichsam einen Morgenruf an die Romantik, darüberhinaus aber eine Musik, die in überzeugender Weise den Sieg des Guten über das Böse schildert. Das Werk beginnt mit einer kurzen, getragenen Streicherein leitung, worauf die Hörner den deutschen Wald in seiner ganzen Schön heit und Mystik vor uns erstehen lassen. Im folgenden Allegro wird Samiel beschworen, der das Dunkle und Böse in dieser Welt symboli siert und in einer wilden Jagd zu obsiegen scheint. Ein heller C-Dur- A|^k-d bereitet diesem Spuk jedoch ein jähes Ende, und so schließt die OtWrtüre mit einem in jeder Hinsicht jubelnden Ausklang. Ludwig van Beethoven geht es in seinem dritten Klavierkonzert nicht mehr um konventionell spielerische Themen, sondern um eine sehr per sönliche musikalische Aussage, die ihre erstaunliche Ausdruckskraft durch den bewußt genützten Gegensatz von Orchester und Soloinstru ment noch mehr steigert, als es schon durch die anspruchsvolle sympho nische Themenverarbeitung geschieht. Gleich das Hauptthema des Allegro con brio läßt aufhorchen und auch das anschmiegsame Seiten thema ist höchsten Anforderungen gewachsen, wie die kühnen Ausein andersetzungen zwischen beiden Themen in der Durchführung bewei sen. Mit jähem Wechsel der Tonart einsetzend — der Mittelsatz steht in E-Dur — wirkt das Largo nicht ganz so charaktervoll, obwohl seine romantische Ausdrucks- und Gefühlswelt weit über Beethovens Zeit hinausweist. Federnd und von sprühendem Temperament erfüllt, humorvoll und geistreich zugleich schließt das Konzert mit einem Rondo, dessen Thema wie ein Ball zwischen dem Solisten und dem Orchester hin und her prallt. Cesar Franck, in Liege (Lüttich) geboren, wird auch heute noch oft mit Johannes Brahms in Zusammenhang gebracht. Dabei lebt in seiner Musik beste französische Tradition, die sich vor allem in der Formklar heit seiner Schreibweise ausprägt. Dies zeigt besonders deutlich seine d-^toll-Symphonie, deren programmatische Idee — „Der sich nach Eflkntnis sehnende Mensch ringt mit den dunklen Mächten des ScmcKsals" — allerdings an deutsche Vorbilder gemahnt. Wie eine Frage erhebt sich denn gemäß dieser Idee in der Lento-Einleitung des ersten Satzes der Kem eines Themenkomplexes, der im anschließenden Alle gro durch eine rhythmische Veränderung schier trotzigen Charakter annimmt und gleichsam gegen das Schicksal aufbegehrt. Allein, obwohl der Satz zuletzt ganz unerwartet in einen Dur-Ausklang mündet, bringt er keine Lösung des tragischen Ringens. Schon im folgenden Allegretto kehrt nämlich die schwermütige Stimmung des Lento wieder und auch den scherzoartigen Mittelteil erfüllt eine dumpfe Unruhe. Wunderbar in der zarten Farbtönung seiner Melodie endet der ebenso stimmungsvolle wie kunstreiche Satz in resignierendem Erlöschen. Das Finale greift des öfteren Reminiszenzen der Hauptthemen des ersten und des zweiten Satzes auf, bringt dann aber doch die endgültige Lösung aller Konflikte. In machtvollen Steigerungen kündet sich der Sieg des Lichtes über die Mächte der Finsternis an, triumphiert zum guten Ende das Heile über das Unheile dieser Welt.