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Im Festsaal der Wiener Universität dirigierte Beethoven am 8. De zember 1813 in einem Wohltätigkeitskonzert zugunsten der in der Schlacht bei Hanau (1813) verwundeten Bayern und Österrei cher seine 7. Sinfonie und brachte außerdem noch seine naturalisti sche Programm-Sinfo nie „Wellingtons Sieg oder die Schlacht bei Vittoria“ op. 91 zu Gehör. Volksseele. Die Völkerschlacht bei Leipzig lag gerade erst sechs Wochen zurück und Napoleons Truppen mußten sich mehr und mehr zurückziehen. Europa begann aufzu atmen. Und immer wieder wurde diese Sin fonie aufgeführt, am 12. Dezember, im Ja nuar und auch noch im Februar 1814, stets gemeinsam mit ihrer programmatischen Schwester, der Schlachten-Sinfonie „Wel lingtons Sieg“. Das jedesmal begeisternd zu jubelnde Publikum verstand diese Werke von Anfang an als zusammengehöriges Paar, als eine Einheit von Kampf (op. 91) und Sieg (op. 92). „Bereits die nächste Generation war außerstande, den politischen Kontext mitzu bedenken. Sie betrachtete die Symphonie als partikuläres .Meisterwerk“, rein musikalisch“ (Attila Csampai). Beethoven war vom „reinen Gefühl der Va terlandsliebe“ durchdrungen, wie er gestand, „und des freudigen Opfers unserer Kräfte für diejenigen, die uns so viel geopfert haben“. Und an das Vaterland wird er bereits ge dacht haben, als er seine ersten Skizzen zur Trauermusik des 2. Satzes notierte, im Jahre 1806; dem Jahr also, als Napoleon die preußischen Truppen bei Jena und Auerstädt besiegte. „Schade, daß ich die Kriegskunst nicht so verstehe wie die Tonkunst, ich wür de ihn doch besiegen“ - soll Beethovens in dieser Zeit bezeichnenderweise geäußert haben. Aus einem Komponisten, der 1804 noch seine „Eroica“ (op. 55) „auf Bonaparte“ komponierte, war - allerdings schon unmit telbar danach - ein Erkennender geworden, der seine 7. Sinfonie gegen Napoleon ge schrieben hatte. Das Werk ist nicht nur offensichtlich, son dern wirklich aus dem ergreifenden Thema des 2. Satzes gewachsen und mit schmerzli chen wie hoffnungsvollen Empfindungen