Der erste Geniestreich aber wurde für den nunmehr Sechzehnjährigen die „Sommer nachtstraum-Ouvertüre“ (1827), ein wirkli ches Meisterwerk. Andere Werke folgten rasch und machten den jungen Komponi sten weithin bekannt. Deren Charakteristika waren früh ausge prägt, wurden aber laufend weiterent wickelt: Die Grenzen der überlieferten Gat tungen (anders als bei Liszt und Berlioz) blieben erhalten, gerade weil Mendelssohn die Formen aus ihrer Geschichtlichkeit ver stand; und gerade deswegen deutete er sie für sich neu und kam zu neuen Lösungen, wie seine Sinfonien zeigen. Man wird Men delssohns Musik kaum gerecht, wenn man sie an der Elle Beethoven mißt - nicht, weil sie an ihr keinen Bestand hätte, sondern weil das Meßinstrument hier versagen muß. „Als Komponist in der geschichtlichen Situation nach Beethoven zu bestehen, bedeutete für Mendelssohn, überhaupt nicht in den Schat ten zu treten, den Beethoven warf (Dahl haus). Das betraf später Johannes Brahms. Der wurde durch die Präsenz von Beethovens Werken fast erdrückt. Mendelssohns Zugang ist anders: Er machte seine liedhaften The men kaum zum Gegenstand motivisch-the matischer Arbeit im klassischen Sinn, das wäre ihnen nicht angemessen, hätte etwas Gewaltsames: Sie sind nicht dafür gemacht. Sein Weg ging umgekehrt in Richtung Inte gration, Zusammenfassung, Kombination zunächst einander fremder, oft auch ver wandter Gebilde; Abtrennung nur, um neue Einheiten entstehen zu lassen; Darstellung des schon Bekannten in neuem Licht. Mittel dazu waren Wechsel in Harmonisierung, In strumentation, Dynamik oder Artikulation. In diesem integrativen Satzkonzept wird bei nahe alles mit allem vermittelbar, Begleitsät-