Aufführungsdauer: ca. 10 Minuten ponist wird seine eigenen Gründe haben, sich dergestalt mit Werken früherer Meister auseinanderzusetzen. Und jede Herange hensweise ist ja auch wirklich anders. Viele interessierte Besucher unserer Konzerte wer den sich an Werke erinnern, die als bewußte Umarbeitungen älterer Vorlagen zu gelten haben, denken wir nur an Paul Dessaus „Symphonische Adaptation des Quintettes Es-Dur KV 614 von W. A. Mozart“, an Hans Zenders „komponierte Interpretation“ von Schuberts „Winterreise“ oder an Luciano Be- rios „Quattro versioni orginali della Ritirata notturna di Madrid di L. Boccerini“. Diese Komponisten wenigstens haben sich darum bemüht, neue Aspekte in solchen Werken aufzudecken, ins menschliche Bewußtsein zu bringen und nach Möglichkeiten gesucht, schöpferisch zu interpretieren im Sinne von ausdeuten und verändern. Das Anliegen von Cristobal Halffter aber ist es gewesen, mit dem Material aus zwei alten spanischen Or gelwerken ein wirklich neues Werk zu schaf fen, eine Brücke aus der Tradition zu be schreiten, um in ein neues Land zu gelan- | gen. Tiento del primer tono y batalla I imperial nennt der Komponist sein Werk. Es handelt sich dabei nicht um einen eigenen Titel, sondern um die Zusammensetzung der Titeleien beider materialgebenden Ur sprungskompositionen. Ein „Tiento“ ist ein vieldeutiger Begriff und leitet sich ab vom Verbum tentar, was soviel wie „betasten, mit den Fingern berühren“ bedeutet. Er wurde im 16. und 17. Jahrhundert sowohl auf Or gelstücke im imitierenden Stil (tiento de organo = Toccata), als auch auf eine beson ders ausdrucksvolle und melismatisch reiche Art des andalusischen Volksgesanges ange wendet. So verwendete Halffter für seine neue Komposition ein im ersten Kirchenton