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Memner Anzeiger Erscheint Dienstag, Donnerstag u. Sonnabend. Abonnementspcets einschließlich zwei illustrierter achtseitigen Beilagen sowie eines illustrierten Witzblattes 1,b0 Mk. Zeitung siir Wrand, Skisersdors. Inserate kosten die Spaltenzeile oder deren Raum 10 Ps., sür auswärtige Inserenten IS Ps. Reklamen 20 Pf. Annahme von Anzeig rn sür alle Zeitungen. Klein- und Grotzölsa, Obernaundorf, Hainsberg, Somsdorf, Cotzmamrssorf, Liiban, Borlas, Spechtritz re. Mit verbindlicher Publikalionskraft für amtliche Bekanntmachungen. Nummer 98. Kernsprecherr «mt Deuben 212V Sonnabend, den 20. August 1910 Fernsprecher: Amt Lende« 2120 23. Jahrgang. Hus Nah una fern. Rabenau, den 19. August 1910, — Nach neuen gesetzlichen Bestimmungen wird ab 1. Oktober d. I. BrennspirituS nur in plombierten Flaschen von 1 Liter an in den. Detailgeschäften zu haben sein. Also unter 1 Liter kann man künftig nicht mehr kaufen. Für die leeren Flaschen wird, wie z. B. bei den Bierflaschen, ein Pfand erhoben. Der Preis des Brennspiritus wird sich jedoch nicht viel ändern. — Herr cand. theol. Seeliger hier hält am kommenden Sonntag Gottesdienst in der Kirche zu Hainsberg. — Ueber die Lage im Rabe nauer Stuhlbauer- ge werbe im Jahre 1909 gingen der Gewerbekammer zwei Berichte hiesiger Fabrikanten zu. Der eine von ihnen, der besonders über die Erhöhung der Noh stoffpreise, die Schwierig keit, Aufträge zu erhalten, und die langsamen Zahlungen seiner Kunden Klage führt, hat im Berichtsjahre nur einen geringen Gewinn erzielt, während der andere das Gesamter gebnis als zufriedenstellend bezeichnet. — In der Privatklage deS Fabrikanten Albin Geier gegen die Maschinenarbeilersehefrau Wange in Kleinölsa (Kclsenmühle) wegen Beleidigung erkannte das Schöffengericht Tharandt auf 25 Mark Geldstrafe. — In Coßinann sdorf findet am nächsten Montag ein Schulfest statt. Der Festzug setzt sich mittags 12 Uhr in Bewegung; abends 8 Uhr Lampionzug. — Zu der am 29. August Vorm- von 9 — 12 Uhr statt findenden Wahl der Gewerbegcrichtsbeisitzer sind seitens der Arbeitgeber Vorschlagslisten — die eine von den vereinigten Gewerbevereinen und dem Verband sächs. Industrieller, die andere von dem Gewerkschaftskartell für den Pl. Grund — eingcreicht worden. Als Beisitzer sind u. a. aufgestellt die Herren E. Dietrich, Sluhlfabnkant, Rabenau, A. März, Siuhlfabrtkant, Rabenau, O. Heinicke, Tapezierermstr., Hains berg, Th. Weinhold, Klempnermstr., Tharandt, N. Pätzig (?) Poliermstr., Rabenau. — Für die A r b eit n e hm e r - V e r - tret erwähl hat nur das Gewerkschaftskartell eine Vor« schlagsliste eingereicht. Da nur eine Vorschlagsliste vorliegt, gelten die Vorgeschlagcnen — soweit nicht Widersprüche er folgen — als gewählt und die Wahl erübrigt sich insofern. — Auf der am Sonntag in Dippoldiswalde slaNgefundenen bienenwirischastlichen Ausstellung erhielten die Höchsten Auszeichnungen Lehrer Thiel in Borlas (Ehren preis und silberne Medaille), Kaufmann Fischerin Setfers dorf (Ehrenpreis und 20 Mk.), Holfert in Kipsdorf (Ehren preis u. silb. Medaille), Zeidler in Dippoldiswalde (Ehrenprris). — Für den Michaelis d. I. scheidenden Schulrat Bang in Dippoldiswalde ist im Anschluß an die diesjährige amtliche Hanplkonferenz ein offizielles Abschiedsmahl angerLgt ivorden, an dem staatliche und städtische Behörden teil- dehmen werden. — Die Einkaufsgenossenschaft der vereinigten Schneider meister zu Tharandt und Umgebung (e. G. m. b. H.) hatte im Jahre 1909 einen geringeren Umsatz erzielt als im Vorjahre. Sie führt dies darauf zurück, baß die Groß lieferanten manche Rohstoffe billiger liefern, als dies die Ge nossenschaft kann, nur um ins Geschäft zu kommen und dann bei Lieferung anderer Gegenstände den entgangenen Gewinn Mieder cinzuholen, — Außer in Wilsdruff sind auch die Weißmöbel- lischler und Maschineuarbeiter von Cunnersdorf und Radeberg in eine allgemeine Lohnbewegung cingetreten. — In Hintergersdorf stahl ein junger Bursche seinem Großvater 80 Mk. Als der Dübslahl entdeckt wurde, batte der Bursche bereits die Hälfte der Summe zu über flüssigen Ausgaben verwendet- — In RöhrSdorf bei Lockwitz ertrank im Dorfteiche der 4jährige Sohn des Fabrikarbeiters Schwarz. — Em mit vier Personen befitztes, einem Dresdner Fabrikanten gehörendes Aulo, das zwischen Grumbach und Wilsdruff gefahren kam, fuhr neben dem in Potschappel 8 Uhr 8 Min. abgehenden Zuge her. Der Zug fährt nn- Meit der Haltestelle über die Straße, und der Chauffeur, der die Gegend offenbar nicht kannte, hatte dies nicht geahnt und lenkte, um sich und seine Insassen zu retten, seitwärts. Er suhr dabei gegen einen Baum von 15 cm Durchmesser, der jedoch sosot umbrach. Die Insassen sind nür gering verletzt. DaS Vorderteil des Autos war jedoch stark beschädigt und Mußte nach dem Bahnhof Wilsdruff geschoben werden, von Mo es nach Dresden befördert wurde. — Einen guten Fang hat die Polizei in der Fest nahme einer seit längerer Zeit in Niedergorbitz unan gemeldet wohnhaften, 59 Jahre alten, getrennt lebenden Frau namens Freund gemacht. Diese wurde sowohl von der Kgl. Staatsanwaltschaft als auch von der Kgl. Polizeidireklion Megen Betrugs und Diebstahls steckbrieflich verfolgt. Sie Murde der Staatsanwaltschaft übergeben. — In Bischofswerda erhängte sich der Stadt- Machlmetster Kästner, der vorläufig bis zum 1. Oktober vom Dienste suspendiert war- Er hatte verschiedenen Frauen un sittliche Anträge gemacht. Auch liegen andere Verfehlungen vor. Er hinterläßt Frau und drei Töchter. — Ein nackter Mann erregte ein nicht geringes Auf sehen in Freiberg. Der Mann, der nichts als ein paar Hausschuhe trug, gelangte unangefochten von seiner Wohnung am Forstweg durch die Turner-, Körner- und Petersstraße bis zum Obermarkt, wo der Kranke von der Polizei in Ge wahrsam genommen wurde. — Der Buchhalter Olto Pfau in Pirna saß mit den seinen munter und guter Dinge am Kaffeetisch. Ein Krüm chen Brot, das in die Luftröhre kam, veranlaßte einen Husten anfall. Dabei muß dem 52 Jahre alten Mann ein Blutge fäß in der Lunge geplatzt sein. Der Tod trat nach kurzer Zeit ein. — Kleine Notizen. — Am 16. August hat der Förster in Ellin auf seine Frau mit seinem Gewehr einen Schuß abgefeuert, sie aber nur leicht verletzt. Sodann schoß er sich selbst eine Kugel in den Kopf und verschied nach kurzer Zeit. — Ein in Elbisbach beim Gutsbesitzer Bau rad in Stellung befindlicher 21 Jahre alter Dienstknecht fand auf der nach dem Dorfe führenden Landstraße einen gela denen Revolver. Ec wußte damit nicht umzugehen, denn beim Hantieren mit dem letzteren entlud er sich, und dem unvorsichtigen Manne wurde die rechte Hand durchschossen. Da sich zu der Wunde außerdem eine nicht ungefährliche Blutvergiftung gesellte, mußte der Mann in die Leipziger Klinik übergesührt werden. — In Flur Hainewalde wurde der Zimmermann Hänisch durch einen Eisenbahnzug tödlich überfahren. Es liegt Selbstmord vor. — InUnter- trieb el bei Oelsnitz i. V. erschlug nachts der 42 Jahre alte Weber Gerbeth seine 77 Jahre alte Stiefmutter mit einem Beile und flüchtete alsdann. Der Vater Gerbeths liegt schwer- krank darnieder und hat von der Mordtat nichts bemerkt. — Der Postofftzial Josef Puchold in L e i t me ritzwurde von einer Fliege in das Kinn gestochen. Ec legte der Ver letzung keine Bedeutung bei. Nach kurzer Zeit trat Blut vergiftung ein, welcher Puchold erlag. — Als König Alfons mit Prinz Maurice von Batten berg am Strand von Cowes spazieren ging, sah er seine Ge mahlin bei einem Hutladen vorfahren, vor dem sich alsbald eine große Menschenmenge ansammelte. Der König begab sich in den Laden und half der Königin ihre Auswahl triffen, wobei er selbst zum großen Gaudium der Menge vor dem Laden einige mächtige Bumen- und Federnhüte anprobierte. Das Volk klatschte ihm enthusiastisch Beifall. Dresden. Erschossen hat sich wegen geschäftlicher Sorgen ein am Elbberg wohnender 37 Jahre aller Maler. — Eines der ersten Geschenke, die für den Kaiser von Oesterreich zu seinem 80. Geburtstage in Wien cintrafen, war eine N iesenpr acht Vase vom König von Sachsen. Die Vase ist in der Kgl. Manufaktur Meißen hergestellt und mit den Initialen beider Monarchen und mit Ansichten der Schlösser Moritzburg und Pillnitz geschmückt. — Der 7jährige Knabe Heymann in Niederstrieglis bei Roßwein fiel in die Mulde und ertrank. — Die Untersuchung nach der Ursache des Brüsseler Weltausstellung-Brandes soll schwerwiegende Verdachts momente gegen einige Aussteller ergeben haben. — D ü n ner säen! könnte man auch in diesem Jahr wieder manchem Landwirt raten, dessen Weizen schon nach den ersten starken Gewittergüssen des Sommers sich gelagert halte. Gerade auf den besseren und besten Böden kommt Weizen häufig in die mit Stallmist gedüngte Kleestoppel zu stehen. Ec erhält also eine starke Stickstoffdüngung. Bei zu dichter Saat ist hier Lagerfrucht die natürliche Folge. Man säe daher den Weizen möglichst dünn, gebe aber, um eine starke Bestockung hervorzurufen, neben dem Stallmist noch 2 bis 3 Ztr. Thomasmehl pro Morgen. — Zu dem umfassenden Geständnisse der Raubmör der Gebrüder Kopius wird aus Leipzig berichtet: Dem Königl. Staatsanwalt Dr. Mühle ist es gelungen, die Täter in den kürzlich verhafteten Gebrüdern Koppius zu ent larven und sie zu vollem Geständnis zu bringen. Danach hat Karl Koppius, während er in dem Weinrestaurant „Ta- berna" in der Katharinenstraße in Stellung war, nach einem einmaligen vorherigen, am 14. Dezember 1906 unternom menen, aber mißglückten Versuch, am 17. Dezember 1906 den Geldbriefträger Rübner im Treppenhaus des Grundstückes Nicolaistraße mit einem Hammer niedergeschlagen, hat mit einem eigens dazu geschliffenen Messer ihm beide Bestelllaschen abgeschnitten und mit diesen etwa 9000 Mark geraubt. Den Raub hat er zunächst vorübergehend im Kohlenschnppen des Weinrestaurants „Taberna" unlergebracht und bis zum Herbste 1907 in der Hauptsache durch Verluste bei Nenn weiten verloren. Am 5. Oktober 1907 hat Karl Koppius weiterhin einen Raubmordversuch an der Fabrikbesitzers-Ehe frau Wagner im Treppenhaus des Grundstückes Gottsched» straße 15 verübt. Ec kannte die Wagner nicht, traf zufällig mit ihr am genannten Tage in der Nähe des Marktes zu ¬ sammen, wo sie durch ihre Brillanten und ihr silbernes Geldtäschchen seine Aufmerksamkeit erregte. Da er völlig mittellos war und am 17. Oktober heiraten wollte, folgte er kurz entschlossen der Wagner bis znm Grundstück Gottsched« straße 15, drängte sich vor ihr durch die Haustür und fiel sie im Treppenhaus mit seinem Taschenmesser an, indem er versuchte, ihr den Hals zu durchschneiden. An der Durchfüh rung der Tat wurde er durch die gellenden Hilferufe der Frau und durch das Einklappen seines Taschenmessers ge hindert. Den Friedrichschen Mord haben die Gebrüder Kop pius gemeinschaftlich verübt. Zunächst war beabsichtigt, die Tat im Grundstück Peterssteinweg 1 auszuführen. Da dort die Untermieter noch in der Wohnung waren, begaben sich die Gebrü der KoppiuS in die Friedrichsche Wohnung. Die Eheleute Friedrich sind mit einem schweren Hammer von Karl Koppius nieder geschlagen worden. Friedrich Koppius hat sich besonders an der Tötung Friedrichs mit beteiligt. Karl Koppius empfing dann den Geldbriefträgcr, Friedrich Koppius hatte cs über nommen, ihn mit dem Hammer niederzuschlagen. Die Er mordung und Beraubung des Geldbriefträgers ist nur unter blieben, weil der zweite Briefträger vor diesem nicht wegging. Die seinerzeit veröffentlichten und auch die späteren Erpresser- briefe an die Firma Weber, hat bis auf einen Teil des zweiten Eipresserbrieses und einige Adressen (derselben), die Friedrich Koppius geschrieben hat, Karl Koppius geschrieben und auch selbst verfaßt. Bei den verschiedenen Versuchen, die erwarteten Geldbeträge abzuholen, waren beide Brüder tätig gewesen. Ein dritter Täter kommt weder für den Fciedrich- schen Mord, noch sür die Erpressungen in Frage. Endlich haben die Gebrüder KoppiuS gemeinschaftlich auch das Atten tat in der Liviustraße vom 24. März verübt. Sie haben zu sammen am Abend vorher den Einkauf des Fliederstraußes bewirkt; im Laden war Friedrich Koppius. Bei der Tat Hal Friedlich Koppius dem Dienstmädchen Seyffert zunächst den Strauß überreicht, dann ist er ihr an den Hals g< sprangen, hat sie zu Boden geworfen und dort hat der zuspringnide Karl Koppius mit einem Hammer das Mädchen wiederholt auf den Kopf geschlagen. — Die Zeit deS Siebenschläfers ist zu Ende gegangen; denn mit dem Montage waren sieben Wochen seit dem Siedenschläfertage verflossen, der auf den 27. Juni fi l. Der Volksaberglaube, daß es wie am Siebenschläferlage so auch die darausfolgenden sieben Wochen regnen muß, hat dies mal leider nur zu sehr Recht gehabt, denn in den sieben Wochen hat es nur ganz wenige regenfreie Tage gegeben. Wenn es einmal einen regenfreien Tag gab, so hat es dafür an anderen Tagen um so mehr geregnet. Hoffentlich ist uns noch ein schöner Nachsommer beschicken. — Der Verfasser der Notiz „Christentum" scheint ein guter Christ zu sein, weil er den weisen Frauen Uebertrelung dis 10 Gebotes vorhält. Er bedenkt aber nicht, daß im Katechis mus noch mehr Gebote stehen. Ist vielleicht der Verfasser frei von jeder Gebots-Uebertretung? Ein guter Christ überzeugt sich erst von der Wahrheit ehe er es an die große Glocke hängt. Es stehet geschrieben: „Vergelte nicht Böses mit Bösem. Was siehst du den Splitter in deines Bruders Auge und wirst nicht gewahr des Balkens in deinem Auge. Laß dich nicht das Böse überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem." Lehrt auch nicht die Schule: „Liebet eure Feinde? usw. Glöcklein, Glücklem klinge Nur recht tief zu Herzen, Denn das Böse macht gar oft Seinem Nächsten Schmerzen. Es ist umsonst, man wird fürwahr mit allem seinen Dichten Auch nicht ein einzig kleines Haar in aller Welt auSrichlen. Es dient der Gram sonst nirgends zu, als daß man sich auS (seiner Ruh' In Angst und Schmerzen stürze und sein Leben kürze. Es ist besser unschuldig gelitten, als wie unrecht gehandelt. Die weisen Frauen. Kirchennachrichten von Rabenau. Sonntag, den 21. August vormittags 8 Uhr Beichte u. Abendmahl: Pfarrer Wolf aus Dresden. Halb 9 Uhr Gottes dienst: Derselbe. Nachmittags 2 Uhr Kirchentaufen. Abends 8 Uhr JünglingSverein. Getauft: Am 14. August Herald Ernst Paul Oskar, Sohn des Fabrikarb. Oskar Hermann Wolf in Kleinölsa. Getraut: Am 14. August Schneidergehilfe Paul Ewald Schäfer hier mit Frieda Martha Pölschke in Königstein — am 16. August Eisenbahnassistent Johannes Franz Trübenbach in Dippoldiswalde mit Flora Marie Geißler hier. Gestorben: Am 14. August Lina Elsa Göpfert, T. des Sluhlb. Aug. Rich. Göpfert hier, 3 Mon. 19 T. alt, w. am 17. dss. b. w. ist — am 17. dss. Gemüsehändler Ernst Gustav Lichtenberger von hier in Tharandt, 60 I. 10 Mon. 27 T. alt, w. am 20. dss. b. w. wird. Kirchennachrichten von Somsdorf. Am 13. Sonntag nach Trin. Vorm, halb 9 Uhr Gottes dienst m. Pred. üb. Röm- 7,18—25.Nachm.2Uhr Kindergottesd»