KONGRESS-SAAL DEUTSCHES H YG1 E N E-MU S E U M Sonnabend, den 22. April 1967, 19.30 Uhr Sonntag, den 23. April 1967, 19.30 Uhr 8. ZYKLUS'KONZERT DAS KOMPONISTENPORTRÄT Dirigent: Siegfried Kurz, Dresden Solist: Fritz Melzer, Dresden, Baßklarinette Ottmar Gerster geb. 1897 Festliche Tokkata Zum bevorstehenden 70. Geburtstag des Komponisten am 29. Juni 1967 Fritz Melzer geb. 1915 Suite für Baßklarinette und Orchester Con moto Andante Allegro Erstaufführung Ernst Hermann Meyer geb. 1905 Sinfonietta für großes Orchester Adagio Allegro Larghetto Allegretto tranquillo Moderato comodo Ura ufführung PAUSE Siegfried Kurz geb. 1930 Sinfonie Nr. 2 op. 29 Lebhaft Ruhig Lebhaft Zum ersten Male ZUR EINFÜHRUNG Das heutige „Komponistenporträt“ stellt vier Komponisten aus der Deutschen Demokra tischen Republik vor, die unterschiedlichen Generationen angehören, verschiedenartige künstlerische Entwicklungswege gegangen sind und deren eigengeprägtes schöpferisches Werk Vielfalt und Möglichkeiten unseres neuen Musikschaffens ausweist. Besonderen Reiz gewinnt die Programmfolge dadurch, daß zwei der berücksichtigten Komponisten zugleich als Interpreten ihrer Arbeiten in Erscheinung treten: Fritz Melzer als Solist seiner Suite für Baßklarinette und Orchester und Siegfried Kurz als Dirigent seiner zweiten Sinfonie. Ottmar Gerster, einer der führenden Senioren der DDR-Komponisten, in wenig mehr als zwei Monaten ein Siebzigjähriger, steht am Beginn. 1897 als Sohn eines Arztes in Braunfels an der Lahn geboren, studierte er 1913 bis 1916 und 1919 bis 1921 am Hochschen Konser vatorium in Frankfurt (Main) bei A. Rcbner (Violine) und - gemeinsam mit Paul Hinde mith - bei Bernhard Sekles Komposition. Von 1921 bis 1924 war er am Frankfurter Sin fonieorchester zunächst als erster Geiger, dann als Konzertmeister tätig. Gleichzeitig wirkte er als Bratschist im Lenzewski-Quartctt (1923 bis 1925) sowie später im Witek-Quartett. Um diese Zeit leitete Gerster auch Chöre des Deutschen Arbeiter-Sängerbundes. 1927 bis 1947 nahm er an der Essener Folkwangschulc eine Dozentur wahr, anfangs für Violine und Bratsche, schließlich für Musiktheorie und Komposition. Nach 1945 leitete er den Essener und Wcrdener Volkschor. 1947 wurde er als Professor für Komposition an die Musikhoch schule Weimar berufen, deren Direktor er 1948 bis 1951 war. Von Oktober 1951 bis 1962 leitete Gerster eine Kompositionsklasse an der Leipziger Musikhochschule. Auf Grund seiner großen künstlerischen Verdienste wurde er 1950 zum Mitglied der Deutschen Akademie der Künste zu Berlin ernannt und 1951 mit dem Nationalpreis sowie 1962 mit dem Vater ländischen Verdienstorden der DDR ausgezeichnet. Seit der Gründung des Verbandes deutscher Komponisten und Musikwissenschaftler im Jahre 1951 bis 1960 war Ottmar Gerster dessen erster Vorsitzender. Sein kompositorisches Schaffen entfaltete sich zunächst im Bereich der Kammer- und Or ¬ chestermusik, ehe er sich - durch seine Tätig keit als Dirigent von Arbeitersängerchören und den sich daraus ergebenden Kompo sitionsaufgaben - der Chormusik und schließlich der Oper zuwandte. Nach dem ersten Weltkrieg in Berührung gekommen mit allen Tendenzen der neuen Musik (Ex pressionismus, neue Sachlichkeit, Zwölfton musik), gelangte der Komponist - nach seinen eigenen Worten - zu einer musika lischen Aussage, „die neben den handwerk lichen Fertigkeiten der rasch nacheinander auftauchcndcn Stilrichtungcn eine klare, vom Volkslied beeinflußte Tonsprache mit Ein beziehung harmonischer Freiheiten und for maler Raffung anstrebt und zu einer auch dem Hörer verständlichen Kompositionsaus übung führen sollte“. Sinnfällige Zeugnisse dieses Strebens sind u. a. die Kantaten „Das Lied vom Arbeitsmann“ und „Eisenhütten kombinat Ost“, die „Thüringische“ und „Leipziger“ Sinfonie, die „Dresdner Suite“, die realistisch-volkstümlichen Opern „Enoch Arden“ (an mehr als 100 Bühnen aufge- OTTMARGERSTER