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Später, auf der zweiten Bitterfelder Konferenz 1964, wurde das, was ich vorhatte, durch einige Aussprüche Walter Ulbrichts bestätigt. Die Künstler wurden aufgerufen, ,an der Ausein andersetzung mit den Widersprüchen unserer sozialistischen Entwicklung teilzunehmen 1 . Weiter sagte Walter Ulbricht: ,Eine besonders kompli zierte Seite des tiefen künstlerischen Erfassens unserer Wirklichkeit ist die realistische Gestal tung der neuen Konflikte — der menschlichen Siege und Mißerfolge. Ohne tiefe Konflikte und bedeutende Lösungen wird es keine großen Werke der Kunst gehen; sie werden.“ Und zuletzt meinte würden sonst steril er noch: ,Wir wol ¬ len, daß sie in tiefen menschlichen Konflikten, in der realistischen Darstellung' menschlicher Triumphe und menschlichen Versagens mit ihren spezifischen Möglichkeiten entdecken helfen, wie Konflikte zu lösen sind.“ Damit ist das Anliegen dieser Orchesterballade sehr treffend zum Aus druck gebracht worden. Die Orchesterballade ist ein einsätziges, aber deutlich gegliedertes Werk. Eine Ballade ist mehrstrophig, ihr Ausdrucksgehalt soll vom Lyrischen bis zum Dramatischen reichen. Es gibt nun wirklich drei „Strophen“, die ein sehr lebhaft gestaltetes Grundthema vom Konflikt in immer größeren Steigerungen aufbauen, wo bei die letzte Strophe, lebhaft und stürmisch, über die Schwierigkeiten hinweg zu einer befrei enden Lösung vorstoßen will. Diese drei „Strophen“ sind das konflikthafte, mit Wider sprüchen und Widrigkeiten ringende, dramatisch gesteigerte Element der Ballade. Zwischen diese Strophen schieben sich lyrische Ruhepunkte ein, die sich allerdings zu Höhepunkten entfalten und die folgenden Strophen vorbereiten. Eine langsame Einleitung steht am Beginn der Or chesterballade, voll herber Klänge, auf die Kämpfe und Lösungsversuche des Werkes hin deutend. Ein um modale Möglichkeiten erwei tertes h-Moll ist die Grundtonart der gesamten Ballade, den dramatischen Grundakkord unter streichend. q E R H A R D WO H L q EM VTH Gerhard Wohlgemuth, dessen Leben und Schaf fen seit den 40er Jahren eng mit seiner Wahl heimat Halle verbunden ist, wurde am 16. März 1920 in Frankfurt am Main geboren. Sein Lehrer auf musiktheoretischem Gebiet war Fritz Reuter. Seit dem Jahre 1949 wirkte der Komponist als Cheflektor für den Sektor Musik im Mitteldeut schen Verlag Halle und bei Hofmeister Leipzig, seit 1956 ist er freischaffend tätig. Am Institut für Musikerziehung der Martin-Luther-Universität Bkalle nimmt er einen Lehrauftrag für Musik- Beorie wahr. G. Wohlgemuth ist Mitglied des Zen tralvorstandes und des Bezirksvorstandes Halle im Verband deutscher Komponisten und Musik- wissenschaftler. Er gewann bedeutsamen Einfluß auf das mitteldeutsche Musikleben, von Halle aus fand auch sein kompositorisches Schaffen allgemeine Förderung und Anerkennung. Aus gehend von der sogenannten Spielmusikbewegung der 20er Jahre entwickelte sich sein Werk in ständiger Verbindung zur Volksmusik, in der Traditionsbewußtheit gegenüber den verpflich tenden Vorbildern der mitteldeutschen Musik geschichte seit dem 15. Jahrhundert. Diese Zu sammenhänge äußern sich in der pädagogischen Zielsetzung zahlreicher seiner Schöpfungen, Sonatinen, Suiten. Inventionen, Jugendalben, ebenso wie in der Publikation älterer Musik von Scheidt, Johann Krieger. Händel u. a. Von den kleineren Formen der Klaviermusik, des Liedes wandte sich der Komponist mit wachsender. ■Reife den größeren der Kammer-, Orchester- und Kiormusik zu. Besondere Erfolge erzielte er in der musikalischen Öffentlichkeit in den letzten Jahren mit dem geistreichen Concertino für Oboe und Streichorchester, den Händelvariationen für Orchester, den beiden Sinfonien — für die erste erhielt er 1955 den Musikpreis der Stadt Halle —, einer Sinfonietta, einer fünfsätzigen Orchester suite, einem Concertino für Klavier und Orche ster, einem Klaviersextett und einem 12tönig konzipierten Streichquartett (1960). An Bühnen- 4 5