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792 Stahl und Eisen. Referate und kleinere Mitteilungen. 27. Jahrg. Nr. 22. 3600 P. S. bei 110 bis 150 Umdrehungen in der Minute Normalleistung, was 23,4 mt Normaldrehmoment ent spricht. Maximal kann jeder der beiden Antriebe das Dreifache seines Normaldrehmomentes, d. h. 70 mt entsprechend 10 800 P. S. bei 110 Umdrehungen in der Minute abgeben, d. h. beim Walzen und zwar während eines jeden Stiches kann das Walzdrehmoment bis maximal 70 mt anwachsen. Beim Ueberschreiten dieses Wertes löst ein genau auf Drehmoment einstell barer Maximalautomat aus und unterbricht dadurch die Verbindung zwischen Umformer-Steuerdynamos und Reversiermotoren, der Antrieb bleibt stehen, aber der Maschinist kann durch einen einfachen Handgriff mittels Fernschaltung den Maximalautomaten sofort wieder einschalten und das zwischen den Walzen be findliche Walzgut fertigwalzen. Der Maximalautomat bietet vollkommensten Ersatz der üblichen Brech kupplungen. Die zwei Motoren eines jeden der beiden Antriebe sind hintereinandergeschaltet und erfordern zusammen bei voller Tourenzahl 1000 Volt; normal beträgt die höchste Tourenzahl 110 in der Minute, mittels eines besonderen Hebels kann dieser Wert in den letzten Kalibern, wo entsprechend geringere Drehmomente erforderlich sind, bis auf 150 in der Minute erhöht werden. Die axiale Länge dieser Antriebe ausschließ lich Wellenstümpfe beträgt 6200 mm, mit zwei Wellen- Stümpfen von je 400 mm Länge 7000 mm; die zwei durch Kuppelflansche verbundenen Motorwellen sind dreimal gelagert. Der eine Antrieb ist auf der einen Seite direkt gekuppelt mit einer Fassonstrecke mit vier Walz gerüsten von je 750 mm Walzendurchmesser, auf der andern Seite treibt derselbe mittels Vorgelege 1 :2 ein Vorblockgerüst von 950 mm Walzendurchmesser an. Blöcke bis zu 3 t werden auf dem Blockgerüst vorgewalzt und sodann auf der Fassonstrecke zu Trä gern, Schienen usw. weiterverarbeitet. Dieser Antrieb ist vor einiger Zeit in Betrieb gesetzt worden und hat vom ersten Moment an gut funktioniert; die vorkommenden Drehmomente haben die richtige Dimensionierung dieses Antriebes bereits erwiesen. Der zweite Reversierantrieb soll auf der einen Seite direkt gekuppelt werden mit einem Universal- Walzwerk von 750 mm Durchmesser und auf der andern Seite mittels Vorgeleges 1 :2 antreiben: eine Grobblechstrecke von 860 mm Walzendurchmesser und 3000 mm Ballenlänge, außerdem ein Lauthsches Trio. Alle diese drei Walzwerke soll der Antrieb 2 abwechselnd treiben. Dieser Antrieb ist ebenfalls fast fertig montiert, dürfte aber erst in 2 bis 3 Monaten, dem Fertigstellungstermin der zugehörigen Walzwerke nebst Hilfsmaschinen, in Betrieb kommen. Jeder der zwei Antriebe hat seinen eigenen Jlgner- Umformer gleicher Bauart, wie für Hildegardehütte in „Stahl und Eisen“ 1907 Nr. 4 (S. 125) beschrieben, nur beträgt die maximale Tourenxahl 418 in der Minute gegenüber 375 auf der Hildegardehütte. Mittels Generalumschalters kann Umformer 1 entweder An trieb 1 oder Antrieb 2 mit Strom versorgen, ebenso Umformer 2 abwechselnd sowohl Antrieb 2 als auch Antrieb 1. Die kombinierten Anlasser mit auto matischer Schlupfregelung sind nach derselben, in der Anlage Hildegardehütte bewährten Konstruktion, System AEG., gebaut. Jeder Reversierantrieb mit zugehörigem Jlgner- Umformer hat seinen besonderen Erreger-Umformer, System AEG.; die Wirkung dieses Umformers besteht u. a. darin, daß trotz schnellster Auslage des Steuer hebels eine schädliche Ueberschreitung des jeweilig für den Antrieb zugelassenen maximalen Dreh momentes durch Ungeschicklichkeit des Maschinisten nicht eintreten kann, d. h. der Maximalautomat kann nur sehr selten (bei zu kalten Blöcken oder sonstigen Ausnahmen) zur Wirkung gelangen. Die Einweihung des Ingenieurhauses in New York. Entsprechend dem Wunsche des Stifters And re w Carnegie gestaltete sich die Einweihung des großen Ingenieurhauses in New York am 16. und 17. April d. J. zu einer einfachen, aber eindrucksvollen Feier. Bekanntlich ist dieses von Carnegie mit einem Kosten aufwand von 11/2 Millionen Dollar erstellte Gebäude, dessen äußere Ansicht wir nebenstehend im Bilde wiedergeben und über dessen innere Ausgestaltung wir bereits früher* eingehend berichtet haben, vor allem für die Zwecke der vier großen Körperschaften, der American Society of Mechanical Engineers, des American Institute of Mining Engineers, des American Institute of Electrical Engineers und des Engineers Club, bestimmt, weiterhin soll es aber auch sonstigen Veranstaltungen und Versammlungen wissenschaft licher und technischer Vereine dienen. Nach dem als Einleitung vorgetragenen weihe vollen Händelschen Largo eröffnete der frühere Vor sitzende der American Society of Mechanical Engi neers, Ch. W. Hunt, die Feier, worauf eine Ansprache des Rev. Edw. Everett Hale folgte. Der Präsident der Vereinigten Staaten hatte in einem Schreiben seine Glückwünsche zu der Eröffnung dieses Mittel punktes des Ingenieurwesens übersandt. Ebenso lagen Glückwunschadressen von dem Präsidenten der Repu blik Mexiko und dem Generalgouverneur von Kanada vor. Alsdann berichtete der Obmann des Hausaus- Schusses, Charles F. Scott, in längerer Rede über die Entstehungsgeschichte des Bauwerks. Er erinnerte daran, wie Anfang Februar 1903 Andrew Carnegie zwei zu ihm geladenen Vertretern des damals schon bestehenden Ausschusses zum Bau eines Ingenieur hauses die Mitteilung machte, 1 Million Dollar zur Errichtung eines allen Ansprüchen genügenden gemeinsamen Gebäudes zu geben, falls ein brauch barer Vorschlag gemacht werde. Mit Feuereifer wurde sofort von dem Ausschuß die Sache weiter verfolgt, so daß bereits nach wenigen Tagen mit Carnegie, der seine Schenkung auf 11/2 Millionen Dollar erhöhte, der Plan festgelegt werden konnte. Redner schilderte die vielfachen Fragen, die betreffs der Zweckmäßig keit der Einrichtung des Hauses, das Fachvereinen reiner technischer wie Ingenieurvereinigungen wirt schaftlicher Richtung gleichzeitig dienen sollte, an den Ausschuß herantraten. Er kam dann auf den Wert der inneren Einrichtung des Hauses und nament lich der Bibliothek zu sprechen, dem „Warenhaus von unbezahlbarer Geisteskraft und weitreichendem Einfluß". Erst die Zukunft werde den richtigen Wert dieser Räume schätzen lehren, in denen zum dauern den Andenken die Bronzebüste des Stifters aufgestellt sei. Die Ingenieurvereinigungen geben ein Bild von der Macht des Ingenieurs, und diese wiederum sei grundlegend für unser Zeitalter geworden. Das ganze Gebäude unseres heutigen Lebens sei gegründet auf die neuzeitlichen Verfahren der Nutzbarmachung der uns von der Natur gebotenen Stoffe und Kräfte; es sei aufgerichtet auf den Fundamenten, die der In genieur gelegt habe, und sei täglich abhängig von seinen Arbeiten und Verrichtungen. Der Ingenieur sei der Vermittler von Wohlstand und Frieden gewesen und werde es auch fernerhin bleiben; denn die Lebens kraft, welche die Entwicklung des Ingenieurwesens in der Vergangenheit angetrieben habe, sei ohne Auf hören und werde auch in Zukunft mit zunehmender Stärke erhalten bleiben. Redner führte weiterhin den Ausspruch von John Fritz an, nach dem dereinst der Tag kommen werde, da man diese Gabe Carnegies als eine der weisesten und nützlichsten unter allen seinen Schenkungen preisen werde. * „Stahl und Eisen“ 1906 Nr. 3 S. 176.