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Metall und Schlacken nicht mehr angegriffen als der Martinofen. Die angeblichen Verfahren von Keller und von Härmet sind, soweit sie sich auf die Herstellung von Stahl beziehen, Nachahmungen von Hroult und dürfen nicht ausgeführt werden, da sie mit den Hroult- patenten in Widerstreit geraten würden. Es erübrigt sich daher, dieselben zu behandeln. Das Verfahren von Hroult umfaßt nicht nur ein Ofensystem, sondern besteht aus einer Reihe von patentierten metallurgischen Verfahren und Verbesserungen, welche das größte Interesse des Hüttenmannes verdienen. Es sind sodann noch verschiedene Verfahren zu erwähnen, welche sich mehr oder weniger als Nacherfindungen des Ferrantischen und He- roultschen Verfahrens darstellen. Dieselben haben jedoch in ihrer Mehrzahl bisher noch nicht das Versuchsstadium erreicht, sondern stehen nur in den Patentakten verzeichnet. Hierhin ge hören die Vorschläge, von einem Herde normaler Bauart enge Kanäle abzuzweigen und in den selben durch Induktion zu heizen. Es wird dabei meistens vergessen, daß unter günstigen Bedingungen bis zu 50 °/o der aufgewendeten Wärme durch Strahlung verloren geht und es daher Schwierigkeiten haben dürfte, einen großen Herd mittels Erhitzung kleiner Eisenmassen in kleinen Querschnitten zu erwärmen. Den gleichen Schwierigkeiten dürfte Gin begegnen, wenn er versucht, verschiedene große Herde mit kleinen Kanälen zu verbinden. Er vergißt anscheinend vollständig, daß das Schmelzen größerer Schlacken mengen beinahe die gleiche Wärmemenge ver braucht, wie das Schmelzen des Stahles. Seine letzten Patentanmeldungen sehen daher Elek troden vor. Jedoch kommt er mit diesem Vor schlag in das Gebiet der Heroultschen Patente. Auch die letzten Veröffentlichungen von Girod beweisen, daß dieser Erfinder bei näherem Studium der Verhältnisse nicht ohne Elektroden auskommen kann. Um mit dem Höroultschen Patente nicht zu kollidieren, ordnet er nur eine Elektrode an und legt den zweiten Pol an Kanäle im basischen Ofenherd oder an Eisen stücke, welche in diesem Herde eingebaut sind. Ich befürchte, und jeder Martinofenmann wird mir zustimmen, daß er mit der Anordnung von Metallmassen im basischen Herd nicht viel Ver gnügen erleben wird. Er wird einige wenige Chargen vielleicht vorführen können, sich aber dann beeilen, seinen Herd zu erneuern. Wie später von mir dargelegt werden wird, ist die Verminderung der Elektrodenzahl an sich aber ein Fehler, da eben durch dieselben erst die Durchführung gewisser Verfahren möglich wird. Endlich sind die Anordnungen zu erwähnen, welche vorgeschlagen wurden, den Heroult- und Ferranti-Ofen zu vereinigen. Sie bestehen darin, den ringförmigen Herd zu unterbrechen und den Stromkreis durch zwei Elektroden zu schließen. Auch diese Anordnung greift in den Patentschutz von Heroult ein und ist außerdem nicht emp fehlenswert, weil zur Lichtbogenheizung und zur Induktionsheizung so verschiedene Span nungen benötigt werden, daß eine Vereinigung beider sich praktisch nicht durchführen lassen wird. Die meisten derartigen Vorschläge werden von Elektrotechnikern gemacht, denen die eisen hüttenmännische Praxis abgeht, und so kommen oft Konstruktionen mit drei, vier, ja acht ver ¬ schiedenen Herden mit Bogen und Gewölben, Kanälen und Schächten zustande, welche wahre Kunstwerke der Baukunst darstellen, unter dem Einfluß der Hitze, der Gase und der Schlacken aber bald wie Kartenhäuser Zusammenstürzen werden. An sich ist es unrichtig, mehrere Operationen von demselben Stromkreis abhängig zu machen, da die Behandlung des Stahles so oft momen tanen Verhältnissen angepaßt werden muß, daß die Prozeßführung im Nachbarbehälter nur leiden kann. Auf dem ganzen Gebiete ist zu be obachten, daß eine Annäherung an das Heroultsche Verfahren, d. h. an den Elek trodenofen, gesucht wird. Ohne Patent verletzungen zu begehen, erscheint das aber