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Ucber die Fortschritte in der Elektrostahl-DarsteUun<i. 42 Stahl und Eisen. 27. Jahrg. Nr. 2. werden. Es ergibt sich daraus, daß die ver- schiedenenErzeugungs verfahren von verschiedenen in denselben besonders gut unterrichteten Herren hier behandelt werden sollten. Bei Befolgung dieses Gedankens werden Ihnen dann alle die Er zeugungsarten, welche schon wirklich praktische industrielle Ergebnisse gezeitigt haben, nachein ander vorgeführt und Ihnen die Möglichkeit ge geben, sich selbst ein Urteil über den heutigen Stand der elektrischen Erzeugung von Eisen und Stahl zu bilden. Es wird ganz selbstverständ lich sein, daß die Referenten über die verschie denen Verfahren die Vorteile derjenigen Er zeugungsart. welche sie genau kennen und be herrschen, besonders hervorheben werden. Ich habe daher, als ich den heutigen Vortrag über nommen habe, sofort den Wunsch ausgesprochen, daß Kenner jeder Erzeugungsart von Elektro- stahl zum Wort kommen möchten, damit Ihnen ein umfassendes Bild des heutigen Standes dieser interessanten Industrie geboten werde. Es liegt mir nun wohl die Pflicht ob, Ihnen zuerst einen Ueberblick über die verschiedenen mir bekannt gewordenen Verfahren zu geben, elie ich Ihnen meine Erfahrungen mit einem der selben mitteile. Alle elektrischen Erzeugungsverfahren lassen sich in zwei Hauptgruppen teilen, und zwar in a) elektrolytische und b) elektrothermische Ver fahren. In ersteren, einerlei, ob es sich um ein Vernickelungs- oder Vergoldungsverfahren, oder um den Aluminium-Herstellungsprozeß handelt, wird die physikalisch-chemische Wirkung des elektrischen Stromes als erzeugendes Agens aus genutzt, in letzteren wird die in Wärme um gesetzte elektrische Energie zur Durchführung der Prozesse verwendet. Werden im zweiten Fall noch metallurgische Prozesse eingeleitet und durchgeführt, so tritt, soweit man heute nachweisen kann, dabei keine Einwirkung der Elektrizität als solcher zutage. Es treten freilich bei der elektrischen Stahl erzeugung Erscheinungen auf, welche wir noch nicht erklären können, es zeigen sich Eigen schaften der erzeugten Produkte, welche bisher nicht bekannt waren, ich glaube aber, daß diese Eigenschaften auf die Temperaturverhältnisse zurückzuführen sind und nicht dem Einfluß des elektrischen Stromes als solchem zugeschrieben werden können. So interessant nun auch die elektrolytische Erzeugung von Eisen sein mag, so viel dieselbe schon Anwendung gefunden hat, z. B. zur Her stellung von Stahlstempeln, so interessiert uns hier doch in erster Linie die thermische Erzeu gung des Eisens. Man kann da unterscheiden: 1. Die Schmelzung durch Erwär mung der Schmelzgefäße von außen, d. h. den Ersatz der Koks- oder Gasheizung durch elektrisch erzeugte Wärme, z. B. das Verfahren Girod. Auch diese Verfahren können uns nur bedingt interessieren, da sie nicht ge eignet erscheinen, nennenswerte Aenderungen in den uns bekannten Erzeugungsverfahren, z. B. dem Tiegelstahlprozeß, herbeizuführen, es sei denn, daß 1 ei der Anwendung elektrischer Hei zung das Diffundieren der Heizgase durch die Tiegelwandungen vermieden werden könnte. Ob das ein Vorteil ist, muß dahingestellt bleiben. Ueber praktische industrielle Ausnutzung zum Zwecke der Stahlerzeugung in großem Umfange ist mir nichts bekannt geworden. 2. Die Schmelzung, welche durch Nutzbarmachung des Jouleschen Effektes, d. h. dadurch ermöglicht wird, daß der Wider- stand, welchen das Eisen dem Durchgang des Stromes entgegensetzt, eine Erwärmung desselben verursacht. Hier wäre in erster Linie das Ver fahren von Gin zu nennen. Der Ofen (Abbild. 1) besteht aus einem Wagen, auf welchem ein Block Mauerwerk aufgebaut ist. In letzteres sind Kanäle A eingegraben, welche mit Strom zuführungsblöcken B verbunden sind. Die Ka näle A werden durch Trichter H gefüllt und das Metall durch Oeffnungen K abgestochen. Eine Elektrostahlanlage zur Ausbildung dieses Verfahrens wurde in Plettenberg errichtet. Es ist mir aber bisher nicht bekannt geworden, daß industrielle Erfolge erzielt worden sind. Es erscheint auch zweifelhaft, ob die langen, engen Kanäle, in welchen sich das Eisen befinden muß, damit die für die Schmelzung nötige Wärme erzeugt werden kann, geeignet sind, metall urgische Verfahren durchzuführen, und ob die Zerstörungen, welche durch die Hitze und durch die Schlacken entstehen müssen, nicht die prak tische Durchführung des Verfahrens verhindern. Die neuesten Veröffentlichungen Gins lassen ver muten, daß er selbst derartige Erfahrungen ge macht hat, denn er schlägt vor, die Erwärmung in Kanälen vorzunehmen, welche von den Räumen für die Vornahme der metallurgisch-chemischen Reaktion getrennt sind. Ein solcher Ofen, im übrigen als Induktionsofen ausgebildet (Ab bildung 2) besteht aus zwei Herden A—B, deren Boden nach entgegengerichteten Seiten geneigt ist. Diese sind durch zwei Kanäle C verbunden. Dieselben führen von dem tiefsten Punkt des einen Herdes zum höchsten Punkt des andern und dienen als Heizkanäle. Die ge neigte Anordnung der Kanäle soll eine schnelle ringförmige Bewegung des Metalles veranlassen. Ob derartige Vorschläge durchführbar sind, muß die Zukunft lehren. 3. Die Schmelzung durch den ther mischen Effekt von elektrischen Strö men, welche im Schmelzgut durch Induktion erzeugt werden. Derartige Oefen sind meines Wissens zuerst vonFerranti in der Mitte der achtziger Jahre vorgeschlagen und demselben