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Uabenauer Anzeiger Erscheint Dienstag, Donnerstag u. Sonnabend. Abonnementspreis einschließlich der illustrirten Beilagen „Gute Geister" u. „Zeitbilder" sowie des illustr. Witzblattes „Seifenblasen" 1,50 Ml. Zeitung sm' Ummd) Sklftrsdvrs) Inserate kosten die Spaltenzeile oder deren Raum 10 Pf., für auswärtige Inserenten 15 Pf. Tabellarische Inserate werden doppelt berechnet. Annahme von Anzeigen für alle Zeitungen. Groß- und Kleinölsa, Obernaundorf, Hainsberg, Somsdorf, Coßmannsdorf, Lübau, Borlas, Spechtritz re. Mit verbindlicher Publikationskraft für amtliche Bekanntmachungen. Donnerstag, den 25. Januar 1900. Nummer 11. 13. Jahrgang. Ans Nah und Fern. — Dem Gesuch des Herrn S chumann in Rabenau um Genehmigung zur Errichtung einer Schlächtereianlage wurde von dem Bezirksausschuß der Amtshauptmannschast Dresden-A. entsprochen. — Unter dem Viehbestände eines Gehöftes inRabenau ist die Maul- und Klauenseuche amtlich festgestellt worden. — Wie wir hören, soll die von Rabenau Plötzlich verschwundene Martha Menzer sich in Freiberg in Stellung befinden. Warum die M. ihre elterliche Wohnung heim lich verlassen, konnten wir nicht in Erfahrung bringen. — S o n n a b e n d, den 27. Januar, dem Geburts tage Sr- Majestät des Kaisers, werden die Dienststunden im Verkehr mit dem Publikum von 8—9 V., 11—1 N. und 5 —7 9t. abgchalteu. An dem Nachmittag fallen die Orts bestellungen aus. Die Landorte werden nur einmal belaufen. — Vom 1. April 1900 wird der 20-Granun-Brief (statt bisher nur 15 Gramm) 10 Pfg. kosten. Im Orts und Nachbarverkehr wird der Brief frankirt 5 Pfg., un- frankirt 10 Pfg. kosten, die Postkarte 2 Pfg., Drucksachen bis 50 Gramm auch 2 Pfg., Waarenprvben bis zu 250 Gramm 5 Pfg. — In der Zeit vor Ostern ist sowohl die Abhaltung von öffentlichen Tanzmusiken, wie auch die Veranstaltung von Privatbällen und Bällen geschlossener Gesellschaften, auch wenn dieselben in Privathäusern oder in Lokalen ge schloffener Gesellschaften abgehalten werden, nur bis Sonntag Lätare, der in diesem Jahre allerdings ziemlich spät — auf den 25. März — fällt, gestattet. Dagegen ist die Abhaltung von Concertmusiken und anderen mit Musik begleitung verbundenen Vergnügungen, insbesondere auch Theatervorstellungen auch weiterhin, jedoch mit Ausnahme der Zeit vom Gründonnerstag, einschließlich desselben, bis mit Sonnabend vor Ostern nachgelassen. — Die r e ich ste preußische Stadt ist nach den Ergebnissen der Einschätzung der Vermögenssteuer für 1899 wie bisher Frankfurt a- M. mit einem Durchschnitts vermögen von 197 306 (1897 192 977) Mark, dann folgt Essen (Krupp), wo das Durchschnittsvermögen die starke Steigerung von 150515 auf 173 401 Mark erfahren hat- Noch stärker war die Zunahme bei der drittreichsten Stadt Charlottenburg mit 161326 gegen 125318 Mark. Charlottenburg hat damit Berlin, Wiesbaden, Aachen und Bonn überflügelt. Von den elf reichsten Personen in Preußen leben mit über 30 Millionen Mark Vermögen vier in Schlesien, je zwei in Hessen-Nassau und in Rheinland, eine in Westfalen nud zwei in Berlin. — Kaiserschloß und Bankiers Villa. Der Kaiser stattete gelegentlich seiner jüngsten Spazierfahrt der Bankiersgattin Frau W. Mendelssohn in der Villencolonie Grunewald einen Besuch ab. Entzückt über die innere Pracht der Wohnräume äußerte der Monarch beim Abschied scherzend, daß er wohl Lust habe, seine Gemächer im Schloß mit denen der Villa zu vertauschen. !— Das aus Heiligenbeil O.-Pr. gebürtige Dienst mädchen Henriette Thurau, welches in Hamburg seit 1890 bedienstet und nach einem längeren Besuch in Heiligenbeil Mitte Juli v. I. wieder hierher zurückgekehrt war, wurde seit ihrer Rückkehr vermißt. Am Sonnabend Abend nahm die Polizei bei den in der Kleinen Bornstraße wohnenden Eheleuten Buchholz, mit denen die Thurau verkehrt hatte, eine Haussuchung vor und fand Kleidungsstücke und sonstige Sachen der Vermißten. Im Verhör gestand der Mann ein, die Thurau, welche in seiner Wohnung erkrankt und gestorben sei, im Keller verscharrt zu haben. Die Leiche des Mädchens wurde 1?/? Meter unter dem Boden des Kellers gefunden. — Der Grünwaarenhändler Buchholz gestand die Dienstmagd Thurau am 11. Juni vergewaltig und dann erdrosselt zu haben. — Transport einer Kirche nach Westafrika. Der am Montag von Hamburg nach Westafrika abgegangene Woermann'sche Dampfer „Carl Woermann" transportirt u. a- auch eine aus Holz konstruirte Kirche in zerlegtem Zustande nach dem dunklen Erdtheil. — Hochzeitsreise »ach Afrika. Dem Ober leutnant im 5. Garde-Regiment zu Fuß zu Spandau Georg Graf Stillfried und Rattonitz ist der von ihm erbetene Austritt aus dem Heere und der Uebertritt zur deutschen Schutztruppe in Südwest-Afrika genehmigt worden. Nun hat sich der Offizier aber dieser Tage mit einem Fräulein Hildegard Knage verinählt und selbstredend beschlossen, seine junge Fran mit nach dem dunklen Ecdtheil zu nehmen. Die Frau Gräfin wird daher eine der weitesten ».interessantesten Hochzeitsreisen unternehmen, die jemals stattgefunden haben. — Ein R e ch e n e x e m p e l. Ein guter Setzer kann in einem Tage 12 000 Buchstaben setzen. Seine Hand macht bei jedem Buchstaben einen Weg von einem Fuß vom Setzkasten hin und von einem Fuß vom Setzkasten zurück, macht also 24 000 Fuß Weges im Tage oder — das Jahr zu 300 Arbeitstagen gerechnet — ungefähr 2200 Kilometer im Jahre. Kaffee getrunken wird, empfiehlt es sich sowohl aus Gesundheits- wie aus Sparsamkeitsrücksichten, d. wohlschmeckenden Kathreiner's Malzkaffee zu verwenden. Zm Kausch. Novcllette von Dirk van der Han. — —verübten.) Er war daher froh, als der Vormittag vorüber, die ihm obliegenden Geschäfte erledigt waren, und da er von seinen Freunden nur Sticheleien und Neckereien zu gewärtigen hatte, die ihn seiner augenblicklichen Gemüthsverfassung nur geärgert haben würden, da er überhaupt nicht in der Stimmung war, init irgend jemand zu sprechen, so ging er in ein Weinrestaurant, in dem er hoffte, seine Mittags- mahlzcit ungestört und allein einnehmen zu können. Aber seine eigene Gesellschaft war heute die denkbar schlechteste, die er wählen konnte, und er wurde sich dessen auch nach gerade bewußt und bedauerte wiederholt, nicht doch lieber die Freunde am Stammtisch aufgesucht zu haben. Er war unzufrieden mit sich und ersparte sich keinen der erlisten Vorwürfe, die ihm ein wahrer Freund oder sein Vater hätte machen können, wenn er ihnen ein Recht dazu gegeben und Einblick in sein Inneres gewährt hätte. Er war doch kein Kind mehr und es war unverant wortlich, daß er sich auf dem unseligen Alpenfest in die Falle hatte locken lassen, die mit geschickter Hand für ihn ausgestellt worden war. Schamröthe überzog sein hübsches Gesicht, als er sich das klar machte und seine ganze Hand lungsweise überdachte. Er versuchte Lisbeth und ihre Tante für seine Thorheiten verantwortlich zu macheil und wollte sich einreden, das alles wäre nicht passirt, »venu sie da gewesen wären Aber wieder mußte er sich schämen, daß er den beiden Frauen nun die Schuld für seine Er bärmlichkeit und Schwäche zuschreibeu wollte. Er warf sich vor, eill charakterloser, schwankender, in sich unfertiger Mensch zu sein, daß er sich so hatte gehen, durch die kokette Larve harte verführen lassen. Ec hatte verdient, daß Lisbeth ihn dafür empfindlich strafte; statt dessen hatte das gute Kind für ihn nur Entschuldigungen und Nachsicht, dachte nicht daran, ihm auch nur durch ein unfreundliches Wort ZU zeigen, wie seine Kurmacherei sie uothwendigerweise innerlich erregte, denn sie liebte ihn über alles und es konnte ihr wahrlich nicht gleichgiltig sein, wenn er mit der Nesi in solcher Weise tändelte, daß sich so infame Gerüchte über ihn verbreiten konnten. Nun, sie sollte keinen Grund zur Unzufriedenheit ferner hin haben. Dieser Flirt hatte ein Ende. Das Wetter Ivar herrlich für eine Spazierfahrt und die beiden Damen waren hochentzückt über das Vergnügen, das ihnen bevorstand. Die Luft war klar; die Wintersonne stand hell an dem wolkenlosen Himmel, der Weg war bei der Frosttemperatur fest und gut und der Wagen bequem. Nichts störte die Freude dieser drei Menschen, die glücklich über den gefaßten Beschluß sich voll und ganz dem Genuß Hingaben, den die Fahrt mit ihren wechselvollen Bildern ihnen bot. In der Stadt war die glänzende Equipage auf Lingens Befehl durch die Hauptstraßen gefahren, die um diese Zeit sehr belebt waren und wo sie von zahlreichen Bekannten bemerkt und begrüßt wurden. Dann ging cs durch die schönen Anlagen, die, die Stadt auf zwei Seiten umgaben. Es war gerade die Promenadenzeil und das außergewöhnlich schöne Welter hatte viele Menschen hinausgelockt. Lingens Hoffnung, unter ihnen auch Fräulein Reuter zu sehen, war indessen vergeblich, aber mehrere ihrer Freundinnen waren da, und er konnte sicher sein, daß sie nichts Eiligeres zu thun haben würden, als ihr sofort Bericht zu erstatten. Nachdem sie mehrere Male auf der Promenade hin und Hec gefahren waren, lenkten sie in die große Landstraße ein, ans der sie alsbald mehreren Reitern begegneten, unter denen sich auch Leutnant Reuter befand, der seiner großen Ueberraschung, Lingen in Gesellschaft der beiden Damen zu sehen dadurch Ausdruck verlieh, daß er sein Pferd einen Augenblick anhielt und sich umdrehte, um sich offenbar zu überzeugen, daß er sich nicht geirrt hatte. Der Gruß der! beiden Männer war sehr kühl gewesen. Die hübsche Landschaft fesselte nun ausschließlich die Blicke, da nur vereinzelte. Equipagen, Land-und Lastwagen verschiedener Art den Weg befuhren. Kleine Weiler und einzelne Bauerngehöfte guckten aus den Baumgruppen her vor, die in unregelmäßigen Zwischenräumen über das etwas wellige Terrain verstreut waren. In der Ferne zeigte sich ein dicht bewaldetes, ziemlich hoch ansteigendes Gelände, bas das Ziel des Ausfluges war. Versteckt in dem Gehölz lag eine Försterei, bei der sich eine Milchkuranstalt und ein großes Restaurant befanden, die im Sommer stets sehr stark besucht waren und wohin im Winter viele Schlittenparthien gemacht wurden. Dazu war es in den verflossenen Wochen nur wenige Male gekommen, denn seit Jahren schon waren die Winter sehr mild gewesen und jetzt mitten im Februar war der Schnee stark zusammengeschmolzen, sodaß die Schlitten seit längerer Zeit wieder in die Remisen gebracht worden waren. Im Walde freilich, durch den sie schließlich führen, lag der Schnee stellenweise noch recht hoch. Nach einstündiger Fahrt war das Ziel erreicht und Lingen sah, daß sie nicht die einzigen waren, die das schöne Wetter benutzt hatten- Mehrere Wagen und Equipagen standen in dem Hof und an der Haupteingangsthür des Cafö. „Wen werden wir hier treffen?" sagte Lingen. „Jeden falls, wenn es Bekannte find, stelle ich Dich nicht als meine Braut vor. Ich möchte der „Gesellschaft" nicht die Freude der Ueberraschung verderben, die sie morgen haben wird." Natürlich waren es Bekannte, die sie dort fanden, und die die Ankömmlinge erstaunt musterten. Kaum hatten diese Platz genommen, da erschienen Major von Werner und Oberleutnant Baumgart vor dem Hause. Sie mußten scharf geritten sein, denn beide waren sehr erhitzt. Der Major war der wandelnde Stadtklatsch. Er, ein alter Junggeselle, war überall; ihm blieb nichts verborgen; er erfuhr alles, und was er wußte, das wußte bald darauf die ganze Stadt. Hörte er jetzt von Lingens Verlobung mit Lisbeth, so wußte es am Abend die ganze „Gesellschaft". Der Major kam sofort an Lingens Tisch, begrüßte die Damen und klopfte dem jungen Manne bedeutungsvoll auf die Schulter. Als er dann dem Oberleutnant Baumgart nachging, der inzwischen eine andere Gesellschaft begrüßt halte, kehrte er noch einmal um und winkte Lingen, als ob ihm plötzlich etwas einfiel, das er ihm sagen wollte. „Sie Schwerenöther, gondeln hier mit ein paar Damen herum und lassen Ihre Braut zu Hause! Ei, ei, lieber Freund, wenn die Nesi das wüßte." „Das wird sie jetzt wohl schon wissen," erwiderte Lingen heiter, „und ich wäre nicht überrascht, wenn sie hier auch noch erschiene." „Wäre nicht unmöglich," sagte der Major, „traf ihren Bruder, der war höchst indignirt — na, und gestern — machen Sie sich nur auf eine gehörige Gardinenpredigt ge faßt. Der Alte ist auch empört auf Sie." „Ja, aber, bester Major, weshalb denn?" „Weshalb! Gott, Sie unschuldiges Kind! Waren Sie denn vorgestern so ganz benebelt? Sie vertragen doch sonst einen gehörigen Posten; allerdings," fügte er lachend hinzu, „der Alte hat cs offenbar äußerst eilig. Ich glaube das letzte, was er noch besaß, hat er in Sekt, Kognak Punsch und wer weiß was sonst angelegt, um Sie zu fangen. Uebrigens entzückend Ihre Resi." — F. f. — — Dresdner Schlachthofbericht vom 22. Januar 1900. Auftrieb: Ochsen 265, Kalben u. Kühe 18, Bullen 184, Kälber 354, Schafe 1237, Schweine 1740. Preise wurden für 50 Kilo Lebend gewicht wie nachstehend gehalten: Ochsen: erste Sorte 37 Mk., zweite Sorte 34 Mk., dritte Sorle 31 Mk. Kalben und Kühe: erste Sorte 36 Mk., zweite Sorte 32 Mk., dritte Sorte 29 Mk. Bullen: erste Sorte 36 Mk., zweite Sorte 32 Mk., dritte Sorte — Mk. Kälber: erste Sorte 46 Mk., zweite Sorte 43 Mk., dritte Sorte — Mk. Schafe: erste Sorte 68 Mk., zweite Sorte 64 Mk., dritte Sorte 61 Mk. Schlachtgew. Schweine: erste Sorte 42 Mk., zweite Sorte 40 Mk., dritte Sorte 38 Mk.