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OM» '0 „ lüstern, anke. uehO ntrös Uabenauer Anzeiger und Zeitung fnr Seifersdorf, Groß- und Klein'olsli, Obernaundorf, Hainsberg, Eckersdorf, Coßmannsdorf, Lübau, Borlas, Spechtritz etc. Nummcr 90. Sominbeiid, den 7. August 1897. 10. Jahrgang. wurde eine Arbeitsstätte, in welcher 10 Arbeiter und mehr beschäftigt sind, als Fabrik betrachtet, und danach wurden die Bestimmungen des Unfallversicherungsgesetzes zur An wendung gebracht. Wie jedes praktische Beispiel lehrt, ist diese Ansicht absolut falsch, da die Anzahl der Arbeiter immer noch nicht ans einen Fabrikbetrieb schließen läßt. Aucb die Auffassung, für fabrikmäßige Arbeit die Be nutzung der Maschine als entscheidendes oder nur mitent scheidendes Merkmal hinzustellen, ist nicht stichhaltig, da niemals die Grenze zivischeu Maschine und Werkzeug fest gestellt werden kann und selbst die Einführung eines Motors in den Betrieb nicht für das Endresultat, das Fabrikat, maßgebend ist. Das Reichsgericht hat daher einen anderen Grundsatz festgestellt nnd dieser ist die Arbeitstheilung. Arbeitet der Prodnzirende Arbeiter allein an der Fertigstellung des Werkes, so ist „Handwerk" vorhanden. Arbeiten jedoch verschiedene Arbeiter zur Fertigstellung jeder nur an einem Theile des Fabrikates, so ist das eine „Fabrikthätigkeit". — Zwischen Potschappel, Deuben nnd Hains- berg verkehren ab Donnerstag, den 5. Juli die Züge Nr. 266, 267, 270, 269, 274, 275, 277, 278, 279, 282 283, vom Freitag, den 6. Juli ab auch 264, 263. — Eine berichtigte Grabrede. Aus Paris schreibt man: Im Nord-Departement spricht gegenwärtig alle Welt von einem Schnitzer, den Mgr. Mounier, Bischof von Lydda, als Vertreter des Erzbischofs von Cambrai in der besten Absicht von der Welt begangen hat. Mgr. Monnier wohnte kürzlich in Hazebronch dem Begräbniß eines seiner besten Freunde, des Abbs Pruvost, General der Erzdiözese bei und hielt bei der Tranerseier eine tiefbewegte Rede, in der er besonders des unermüdlichen Wohlthuns des Verstorbenen gedachte, der arm in den Dienst der Kirche getreten und noch ärmer gestorben war, nachdem er während i eines ganzen Lebens sein kärgliches Einkommen mit den Unglücklichen getheilt hatte. Tags darauf benachrichtigte aber der Notar des Abbö Pruvost den Generalsekretär des Erzbischofs von Cambrai, daß der Verstorbene diesem 'testamentarisch die Summe von 450000 Fres, hinterlassen habe. Die Brüder und Neffen des Abbs Pruvost, sechs an der Zahl, erhielten ihrerseits je 150 000 FrcS., so daß der in tiefster Armnth verstorbene Generalvicar die Kleinig keit von 1 350 000 Fres, bei all seinem Wohlthun hatte ersparen können- Mgr. Mounier, der sich so in seinem besten Freunde getäuscht hatte, soll über den begangenen Schnitzer untröstlich sein. — Der Don Juan mit dem Zopf. Eine chinesische Heirathsgeschichte mit Berliner Hintergrund wird augen blicklich in Hannover sehr viel besprochen. Ein Chinese lernte vor mehreren Jahren gelegentlich der Antwerpener Weltausstellung eine junge Holländerin aus bester, oben drein katholischer Familie kennen. Die junge Dame ver liebte sich in den Chinesen, und die Eltern mußten wohl oder übel in den Ehebund einwilligen, trotzdem der Chinese sich ausbedungen hatte, daß er seinen Zopf und sein Nationalkostüm weitertragen dürfe. Die jungen Eheleute lebten bis vor Kurzem in Berlin und würden es sicher heute noch, wenn nicht plötzlich ein unerwartetes Ereigniß dazwischen getreten wäre in Gestalt eines anderen weib lichen Wesens, das auch Gattenrechte an dem famosen Chinesen hatte. Die zweite Frau, die Holländerin, begab sich sofort zu ihren Eltern; der chinesische Don Juan selbst zog es vor, sich so unsichtbar wie möglich zu machen. Der Vorfall ist, so schreiben die „L. N. N", charakteristisch für die Neigungen mancher Frauen, wie sie sich auch im vergangenen Jahre in der Ausstellung „Kairo" in Berlin häßlich bemerkbar machten. ay. Alls unserer Gegend. (Nachdruck verbokn.) Gilda Vandis ' Wir kl. tt h . Aber sie achtete nicht auf seinen Befehl, nnd noch ehe bei der Schwerfälligkeit seines lahmen Beines hatte „Meinst Du?" knirschte er, und sein dunkel gerölhetes Gesicht verzerrte sich wie nur in den schmerzvollsten An- — Dem Vernehmen nach ist von der oberen geist lichen Behörde die Wahl des Herrn Diakonus Pescheck in Pesterwitz als hiesigen Pfarrer bestätigt worden und wird dessen Antritt am 1. October erfolgen. — Mehrere Herren aus dem Ministerium des Innern besuchten Deuben am Mittwoch, nm die Wasser schäden in Augenschein zu uehmen. Es wurde dabei fest gestellt und von den Herren wiederholt ausgesprochen, daß die Zustände wohl in allen betroffenen Ortschaften des Plaueuschen Grundes wie des ganzen sächsischen Vater landes äußerst traurige seien, daß aber die Verheerungen, welche das Element in Deuben anrichtete, und das Elend der mehr als hundert obdachlosen Familien gänzlich ver- sinzelt daständen. Möchte man anch bei Nerthcilung der Liebesgaben ans diesen Umstand gebührende Rücksicht Nehmen! — Ein indirektes Opfer der Wasserkatastrophe ist das Kind des Turnhallen-Hausmannes in Deuben geworden. Die Eltern, die sich selbst in großer Gefahr befunden haben, hatten das Kind in einer fremden Familie untergebracht; hier blieb es, da auch diese Leute mit sich selbst beschäftigt Waren, unbeaufsichtigt, und als eine weitere fremde Frau einen Kessel kochenden Wassers ans den Erdboden stellte, nm Wäsche zu waschen, da ist das Kind demselben zu nahe gekommen, hineingestürzt und an den erhaltenen Verletzungen Dags darauf gestorben. — Eingegangeu sind in den auf- Mellten Sammelbecken in Deuben am Sonntag ca. 1600 Mrk und am Montag über 2700 Mark. — Die Frage: „Wer ist Fabrikant und wer ist als Handwerker zu betrachten?" welche bisher den Gerichten wie auch den Laien' viel Kopfzerbrechen verursacht hat, Warde endlich vom Reichsgericht beantwortet. Bis jetzt erreichen können, war die Thür hinter ihr zugefallen, und sie hatte von drinnen den Schlüssel umgedreht. Wvlferdingen schien erst in dem Augenblick, da er sie nicht mehr vor sich sah, zum Bewußtem dessen zu kommen, was er gethan. Ein paar Schritte von der Thür entfernt blieb er schwerathmend stehen und strich sich mit der linken Hand über Angen und Stirn. Seine Erregung hatte sich noch nicht verringert, aber die wiederkehrende Besinnung sagte ihm, daß er sich zu weit habe Hinreißen lassen. Darum machte er zunächst keinen Versuch, Ilona zu folgen. Grimmig die Enden seines grauen Schnurr barts mit den Zähnen zerbeißend, stapfte er im Zimmer umher, augenscheinlich ohne zu wissen, ivas er nun weiter thun solle, nm dem wilden Zorn, der in ihm wühlte, eine Ableitung zu verschaffen. In kurzen Zwischenräumen blieb er stehen, um nach dem Schlafzimmer hin zu lauschen; denn sein Ingrimm war doch nicht ganz frei von einer gewissen, unbehaglichen Empfindung der Furcht vor dem, was er in seinem Jähzorn angerichtet haben könne. Aber drinnen regte sich nichts, und als er einmal etwas wie ein schmerzliches Stöhnen zu vernehmen meinte, mußte er sich bald überzeugen, daß irgend welche Staturlaute, die von draußen hereindrangen, sein Ohr getäuscht hatten. Anfangs war in diesem tiefen Schweigen etwas Be ruhigendes für seine zitternden Nerven gewesen; allgemach aber fing es an ihn zn bedrücken und ihm unerträglich zu werden. Es war vielleicht eine Viertelstunde seit Jlona's Entfernung vergangen, als er an die Thür des Schlaf zimmers trat nnd in einem fast versöhnlich klingenden Tone ihren Namen rief. Es konnte ihn kaum überraschen, daß er nicht sogleich eine Antwort erhielt, denn es war ja selbstverständlich, daß sie sicht von einer tödtlichen Furcht erfüllt war vor seinem Zorn. Darum zwang er sich mit äußerster Selbstüberwindung, etwas wie einen Schritt des Entgegenkommens zu jhun und fügte, als auch ein zweiter Besuch keinen besseren Erfolg gehabt hatte, hinzu: „Ich werde Dir kein Leid znfügen; aber ich verlange, daß Du die Thür öffnest, denn wir haben noch miteinander zu reden." Er lauschte, doch noch immer blieb es drinnen tvdten- still. Er legte sein Ohr an die Spalte der schlecht schließenden Thür, und es hätte ihm vielleicht genügt, wenn er ihr Schluchzen gehört hätte oder einen Seufzer, der ihm von ihrem Dasein unzweideutiges Zeugniß gab. Aber dies todte, lautlose Schweigen brachte ihn im Verlauf weniger Minute» von Neuem völlig um seine so mühsam erkämpfte Fassung. Er schlug mit der Hand gegen die Füllung und schrie: „Oeffne — ich befehle es Dir! Es ist genug der Komödie und der Narrethei." äst'»' selige» , un'O / , und ° / ht wad' ... ....... „Du versuchst also nicht einmal zu Eignen? So sage doch auch, daß Du mit Sehnsucht !^s meinen Tod wartest, um Dich diesem Schurken in die Die Gewalten der Diese Roman von Lothar Brenkendorf. er Iprechai zngehnr! , Nevel s ) nach " leine „ „Aber Du sollst sprechen, Verworfene!" donneite Wvlferdingen, ohne Rücksicht darauf, daß der dröhnende - Mg seiner Stimme weithin durch die Stille der Stacht 'Men mußte. „Ich will, daß Du sprichst! Unumwunden U^Du ""r's "»gestehen, daß Du diesen Quacksalber . Ilona legte beide Hände auf die Brust, und wie sie As. dunklen Kopf erhob, schien ihre ganze, feingliedrige , Aalt in die Höhe zn wachsen. Ohne daß sie auch nur A den Wimpern gezuckt hätte, richteten sich ihre großen, ^»klen Augen auf die wuthverzerrten Züge des Mannes, ihr wie in furchtbarer Drohung gegenüberstaud. „Ja, ich liebe ihn!" sagte sie so einfach und fest, als , Mit diesem freimüthigen Bekenntniß nun auch Alles Methan sei. „Da Du die Wahrheit hören willst, warum 'Me ich Dich belügen?" MM § bleibe" Ue nalS >emerb ds» s , wal d . Der Oberstlieutenant starrte sie an wie ein Irr iger. Ueber seine hünenhafte Gestalt ging ein Zittern seine Zähne schlugen vernehmlich aufeinander. Plötz- erhob er den Stock, auf den er sich bis dahin gestützt Ate, uiid führte mit einem furchtbaren Schmähwort einen nach Ilona, der sie zu Boden geschmettert haben Arve, wenn er ihre Stirn getroffen hätte. Doch sie war Be/? M bcher raschen Wendung der Gefahr ausgewichen, und stb "iedersausende Stock streifte nur noch ihren zur Abwehr Jobenen Arm. Ohne einen Angstschrei oder einen lat ^zenslaut ausznstoßen, eilte sie zn der Thür, die in er »"t Gilda, .Ä lieme u, s ei» "D'-h lehr ... v.v iAme zn werfen! Sage es doch frei heraus — man kann Schamlosigkeit ja ohnedies nicht weitertreiben, als Du - -I bereits gethan." 'M . „Fordere mich nicht heraus! Laß Dir's genug damit pelMsiA M, daß ich mein elendes Schicksal schweigend ertrage. 1 ich sprechen müßte —" sie mm verzeiice »co DeiM !^» seines Leidens. kderh<A? r M ij-L de:> klleichi lltsttllld- ,k g-» daS zeskN' ß Lob-s«! r en, .wl bald s"! emdi " Z»»' > er k" A l schon" khen, SU ° / wg° ^'"'"sensuun cmszunog Mn»- Schlafzimmer führte. wen, !i^ "^teib!" schrie ihr der Oberstlieutenant zu. . ° ttoch nicht zu Ende!" Doch sein Drohen und Toben blieb ebenso vergeblich als der Versuch besänftigender Ueberredung, mit dem er begonnen hatte. Wie ungestüm er auch an dem Thür- schloß rüttelte, es gelang ihm nicht, den vermeintlichen Trotz zu brechen, der sich seiner Meinung nach in ihrer hartnäckigen Stummheit offenbarte. Da packte ihn endlich eine unbändige, sinnlose Wuth. Er ließ den Krückstock fallen, der ihm als Stütze diente und erfaßte mit beiden Fäusten die Klinke, um mit Aufbietung seiner noch immer riesenhaften Körperkraft das Schloß gewaltsam zu sprengen. Eine kurze Zeit nur widerstand es seinen Bemühungen; dann gab es, plötzlich krachend nach, und die Thür flog auf, so daß er für einen Moment in Gefahr war, zu Boden za stürzen. Mit einem einzigen Blick konnte er das kleine Gemach übersehen, nnd mit einem einzigen Blick erkannte er darum auch, daß cs leer war. Nun war Jlona's beharrliches Schweigen freilich mit einein Male erklärt, aber es war eine Erklärung, die ihn mit äußerster Bestürzung erfüllte. Sie konnte ihre Flucht nur durch das niedrig gelegene Fenster bewirkt haben, denn das Zimmer hatte keinen weiteren Ausgang als den in den Salon. Ihr Belt war unberührt, und die Ottomane war mit Büchern und Zeitungen bedeckt, so daß er mit vollem Rechte annehmen durfte, sie habe sich nach ihrem Eintritt gar nicht erst niedergelassen, sondern sei ohne Besinnen in den Park hinaus geflohen. An den einzelnen Möbeln eine Stütze suchend, schleppte sich Wvlferdingen bis zum Fenster und rief mit seiner schallenden Kommandostimme ihren Namen in die Nacht hinaus. Nur das Rauschen des Windes in den Blättern gab ihn: Antwort, und nur wenige Schritte weit vermochte sein Auge in die tiefe Finsterniß einzndringen. Da reckte er sich empor nnd schüttelte seine geballte Faust gegen das Kurhaus hin, dessen mondbeschienene Giebelspitzen über den Wipfeln emporragten. „Wenn sie zu ihm gegangen wäre! Ah, ich würde sie Beide tödten — Beide!" Er tastete sich zurück bis zu der Stelle, wo er seinen Stock auf den Boden geworfen hatte. Dann trat er an den Schreibtisch und riß eines der Schränkchen desselben auf. Mit sicherem Blick überzeugte er sich, daß der Revolver geladen war, den er diesem Fach entnahm. Er steckte ihn zu sich und ohne erst sein Haupt zu bedecken, hinkte er, so schnell sein zerschossenes Bein es ihm erlaubte, in den stillen, dunklen Sommerabend hinaus. (Fortsetzung folgt.)