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STEINSAAL DEUTSCHES H YGI E N E - M U S E U M Dienstag, den 22. Februar 1966, 19.30 Uhr 3. KAMMERMUSIKABEND der Kammermusikvereinigung der Dresdner Philharmonie Ausführende: Johannes Hendel Flöte Gerhard Hauptmann Oboe Werner Metzner Klarinette Helmut Radatz Fagott Günter Erbstößer Horn Wolfgang Stephan Trompete Friedrich-Streichtrio: Eberhard Friedrich Violine Hans Vos Viola Manfred Reichelt Violoncello Michael Haydn 1737 - 1806 Divertimento D-Dur für Flöte, Oboe, Horn und Fagott Andante marcia - Allegro - Menuetto — Siciliano (Andante) - Menuetto - Finale Prestissimo Erstaufführung Franz Schubert 1797 -1828 Trio B-Dur für Violine, Viola und Violoncello Allegro Zum ersten Male Heinrich Sutermeister geb. 1910 Serenade Nr. 2 für Flöte, Oboe, Klarinette, Fagott, Horn und Trompete Signal (Allegro giocoso) — Choral (Largo ed espressivo) Geschwindmarsch (Con fuoco) Erstauffü hrung Pause Ludwig van Beethoven 177© - 1,827 Trio für Violine, Viola und Violoncello c-Moll op. 9 Nr. 3 Allegro con spirito - Adagio con espressione - Scherzo (Allegro molto e vivace) - Finale (Presto) Erstaufführung ZUR EINFÜHRUNG Johann Michael Haydn wuchs im selben Umkreis auf wie sein älterer Bruder Joseph Haydn. Vermutlich folgte er sogar diesem als Kapellknabe von St. Stephan nach Wien, wo er eifrig Orgel, Klavier, Violine und J. J. Fux’ „Gradus ad Parnassum“ zur Ausbil dung seiner kompositorischen Fähigkeiten studierte. Nach der Mutation mußte er sich wie sein Bruder zunächst kümmerlich durchschlagen, ehe ihm 1757 die Kapellmeisterstelle beim Bischof von Großwardein angetragen wurde. Hier entstand bereits eine Reihe geist licher und weltlicher Kompositionen. 1762 erfolgte Michael Haydns Berufung nach Salz burg, einer Stadt, in der er, abgesehen von einigen Kunstreisen, bis zu seinem Lebensende wirkte. Hier in Salzburg war Haydn zunächst gemeinsam mit dem jungen Wolfgang Ama deus Mozart als Konzertmeister des erzbischöflichen Hof Orchesters tätig, das übrigens des letzteren Vater, Leopold Mozart, als Vizekapellmeister leitete. Haydn schrieb nun viele höfische Gebrauchsmusiken, geistliche Werke und kam auch in Berührung mit der Musik bühne (Oper „Andromea e Perseo“, 1787, Singspiel „Die Hochzeit auf der Alm“, 1768). Als 1781 durch Wolfgang Amadeus Moarts Weggang die Position eines Hof- und Dom organisten frei wurde, übertrug man Haydn dieses Amt. Auf Bestellung des spanischen Königshofes entstand 1796 die doppelchörige „Missa hispanica“. Reisen nach Wien, nicht zuletzt die Einflußnahme seines Bruders Joseph, brachten Michael Haydn zahlreiche Anerkennungen und Ehrungen ein. Seine Werke wurden einer breiten Öffentlichkeit be kannt. Die königliche schwedische Akademie für Musik nahm ihn 1804 unter ihre aus wärtigen Mitglieder auf. Nachdem für den Wiener Kaiserhof bereits 1803 die hoch bedeutende „Missa sub titulo S. Francisci Seraphici“ geschrieben worden war, bestellte Maria Theresia 1805 ein Requiem bei Michael Haydn. Der schon lange kränkliche, von Sorgen bedrückte Komponist (man hatte ihm den Kapellmeistertitel entzogen) starb über der Arbeit an dieser Totenmesse an der Auszehrung. Michael Haydn, dessen berühmtester Schüler übrigens Carl Maria von Weber war, hat sein Bestes als begabter, fleißiger Komponist auf dem Gebiet der Kirchenmusik gegeben. Seine zahlreichen geistlichen Werke, von den Tendenzen der Aufklärung stark beeinflußt, haben nachhaltig auf den jungen Mozart eingewirkt. Das gleiche gilt für Haydns Instru mentalwerke, Sinfonien, Serenaden, Notturni, Divertimenti, Quintette, alles liebens würdige, volkstümliche Stücke mit interessanter motivischer Verarbeitung und besonderer Behandlung der Bläser, erwachsen auf dem Boden der Mannheimer und älteren Wiener Schule. Ein treffliches Beispiel für Michael Haydns liebenswürdigen,wenn auch etwas bedächtig-philiströsen Stil ist das 'Divertimento D-Dur für Flöte, Oboe, Horn und Fagott, das sich in allen seinen sechs Sätzen von vornehmlich Marsch- und Menuettcharakter als gefällige, fein ziselierte und humorige Serenadenkunst erweist. Im Entstehungsjahr seines E-Dur-Streichquartettes, 1816, begann der 19jährige Franz Schubert im September ein Trio für Violine, Viola und Violoncello B-Dur zu schreiben, kam aber über den ersten Satz (Allegro) und die ersten 39 Takte des zweiten Satzes (Andante sostenuto) nicht hinaus, weil er sich vermutlich bei der Niederschrift über den weiteren Formverlauf nicht klar werden konnte. Ein anderes Streichtrio, wieder in B-Dur, wurde im September des nächsten Jahres dann wirklich fertig. Bei dem ersten Satz des unvollendet gebliebenen Streichtrios B-Dur, der auf unserem heutigen Programm steht, handelt es sich nach W. Vetter „um eine korrekt-akademische Studie“ - dennoch ist es sehr liebenswürdige, etwas mozartische, wohlklingend dahinfließende Musik. Der 1910 in Feuerthalen bei Schaffhausen geborene Heinrich Sutermeister gehört zu den namhaftesten und bekanntesten Schweizer Komponisten der Gegenwart. Er studierte an der Universität Basel (u. a. Musikwissenschaft) und entschied sich unter dem Eindruck der Tonkunst Arthur Honeggers, sich selbst endgültig der Musik zuzuwenden. Nach dem Studium an der Münchner Akademie der Tonkunst ging Sutermeister zunächst 1934/35 als Solorepetitor an das Berner Stadttheater. Danach widmete er sich freischaffend seinem vielschichtigen und umfangreichen kompositorischen Schaffen, das zahlreiche Bühnenwerke